Bauwerk

Primarschule Bütschwil
illiz architektur - Bütschwil (CH) - 2021
Primarschule Bütschwil, Foto: Roland Bernath
Primarschule Bütschwil, Foto: Roland Bernath
26. April 2023 - newroom
Die Gemeinde Bütschwil-Ganterschwil im Herzen des Toggenburgs war einst von der Textilära geprägt, heute lockt die Natur um die Dörfer unweit von Wil und St. Gallen laufend neue Einwohner an. Die Jüngsten unter ihnen brauchten folglich mehr Schulraum und die Bütschwiler Primarschule somit einen Erweiterungsbau auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Mit seiner parallelen Ausrichtung zu Straße und Bestandsgebäude nimmt er direkten Bezug zum bestehenden Ensemble. Der überdachte Eingangsbereich bildet den Endpunkt der vom vorhandenen Pausenhof aus über die Straße hinweg führenden Achse. Ein geschwindigkeitsdrosselnder Pflasterbelag kennzeichnet die kurze Wegeverbindung und den räumlichen wie inhaltlichen Zusammenhang.
Die geschickte Positionierung des zweigeschossigen, ein wenig von der Straße zurückgesetzten Neubaus mit vier leicht hervorstehenden Volumen eröffnet differenzierte Außenräume: Auf der abgewandten Seite liegt der Spielbereich, zur Straße hin ergibt sich ein kleiner Vorplatz für Ankommen, Warten und Spielen, dessen überschaubare Größe das alte Schulhaus als Hauptadresse erkennbar bleiben lässt. Eine Freifläche im Norden bietet ausreichend Parkplätze für das Lehrpersonal mit direktem Zugang zum Gebäude.
Beim Näherkommen lässt sich das schlichte Gewand des kompakten Hybridbaus erkennen: Vertikale Leisten zieren die zeitlos wirkende Holzfassade allseitig in einer unangestrengten Rhythmik. Die feingliedrige Setzung differenziert den Baukörper in Sockel- und Obergeschoss.
Eine torähnliche Öffnung im Parterre führt zum Eingangsbereich, der als Ankunftszone, als Aufenthaltsbereich im Freien, als Pausenecke bei Wind, Regen und starker Sonne, aber auch als luftiges Schulzimmer genutzt wird. Offene Sitznischen bilden beliebte Orte des Rückzugs mitten im Geschehen.
Eine große Glastür führt in die gebäudehohe Halle mit der frei stehenden Treppe, deren Geländer aus perforierten, bronzefarbenen Akustikplatten optisch wie akustisch für Ruhe sorgen.
Ein Oberlicht versorgt den zentralen Raum mit atmosphärischem Licht. Er ist samt der anschließenden Garderobenflügel von Sichtbeton, durchgehenden Sockelleisten und Türen aus Holz sowie Verglasungen geprägt, die wiederum Einblicke in die holzgefütterten Schulräume gewähren. Die insgesamt acht Betreuungsräume scheinen förmlich an das massive Beton-Raumgebilde anzudocken.
Durch die windmühlenartige Anordnung der nutzungsneutralen Haupträume und die daraus resultierende Vierteilung entsteht ein Grundriss in Form eines Kleeblatts. Die leicht nach außen geschobenen „Blätter“ sind jeweils zweiseitig belichtet und bieten zugleich die Möglichkeit der natürlichen Querlüftung, wodurch auf eine kontrollierte Lüftung verzichtet werden kann. Niedrige Fensterbänke vor den großen Öffnungen laden zum Beobachten der Umgebung ein und dienen als Mal- und Basteltisch. Die Räume sind allseitig mit Weißtanne ausgekleidet und mit einem Eschenboden versehen.
Im Spannungsfeld zwischen dem harten Gebäudekern und den weichen, warmen Schulstuben, dem klar gegliederten Innen und dem Außen mit wertvollem Baumbestand besticht der Schulneubau durch räumliche Vielfalt und eine wie selbstverständlich wirkende Unbeschwertheit. (Autor: Achim Geissinger, nach einem Text der Architektinnen)

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