Bauwerk

Revitalisierung Klösterle und Erweiterung Pflegezentrum Gurgltal
STUDIO LOIS - Imst (A) - 2024
Revitalisierung Klösterle und Erweiterung Pflegezentrum Gurgltal, Foto: David Schreyer
Revitalisierung Klösterle und Erweiterung Pflegezentrum Gurgltal, Foto: David Schreyer

„ZEIT DES ERWACHENS“ – Bestand, Zentrumsbelebung und Leerstandmanagement

7. November 2024 - aut. architektur und tirol
Wie viele historische Gebäude im Ortskern von Imst stand auch das Klösterle – ein aufgelassenes Kloster – jahrzehntelang leer. Die zentrale Pfarrgasse verwandelte sich über die Jahre durch den zunehmenden Verkehr und die Abwanderung der Geschäfte in das Fachmarktzentrum am Stadtrand in eine „sterbende“ Straße, Wohnqualität war hier für viele hier nicht mehr gegeben. Durch die unmittelbare Nachbarschaft des Klösterles zum Pflegezentrum Gurgltal bot sich der Leerstand jedoch geradezu für eine Umnutzung an – ein Potenzial, das nun mit der Sanierung und Erweiterung durch STUDIO LOIS ausgeschöpft wurde.

Bereits 2010 war mit der Eröffnung des Pflegezentrums Gurgltal (Architektur: Moser Kleon Moser, s. eigener Eintrag) – einem Gemeinschaftsprojekt der sechs Gemeinden Imst, Imsterberg, Tarrenz, Karres, Karrösten und Mils, für dessen Errichtung damals ein Bestandsgebäude der Barmherzigen Schwestern abgerissen wurde – Leben in die brachliegende Innenstadtstraße eingekehrt. Als 2014 über eine Erweiterung nachgedacht wurde, erschien den Betreibern des Pflegeheims die angrenzende Wiese („Pangert“) am besten dafür geeignet. 2015 wurde STUDIO LOIS, das bereits mehrfach für die Barmherzigen Schwestern tätig war, von der Ordensgemeinschaft als Grundeigentümerin und Baurechtsgeberin mit einer Konzeptstudie beauftragt. In einem komplexen Dialogprozess wurden die Nutzungsmöglichkeiten für die grüne Wiese und das benachbarte, leerstehende Kloster ausverhandelt, wobei sich die Ordensleitung dezidiert für eine Lösung ohne weiteren Flächenverbrauch und für die Weiterverwendung der Bestandssubstanz des alten Klosters aussprach. Im Zuge dieses Diskurses wurde auch das Anforderungsprofil geschärft, das vielfältige Funktionsbereiche wie betreutes Wohnen und Tagespflege umfasst. 2020 wurde basierend auf den Ergebnissen ein EU-weiter, offener Wettbewerb ausgeschrieben, den STUDIO LOIS gewinnen konnte.

Das denkmalgeschützte Klösterle, das auf einen spätromanischen Kernbau zurückgeht und bis in die Barockzeit kontinuierlich erweitert worden war, wurde saniert und für die Nutzung als „betreutes Wohnen“ adaptiert. Dabei wurde das Gebäude von späteren Einbauten bereinigt und in seinem Charakter wieder lesbar gemacht, u. a. durch eine beghebare Museumswand, die entlang der gemeinsamen vertikalen inneren Erschließung die unterschiedlichen Bauphasen sichtbar macht. Für den Erweiterungsbau konnte durch den mit dem Denkmalamt abgestimmten Abbruch weiterer Bauteile zwischen Kloster und Pflegezentrum ein kleines Baufeld bereitgestellt werden. Dieses wurde mit einem dezent gestalteten Neubau besetzt, der als neuer Flügel des Pflegeheims zwei weitere Hausgemeinschaften sowie Kurzzeitpflege- und Tagesbetreuungsplätze beherbergt. Sowohl im Alt- als auch im Neubau wurde für die Bewohner:innen eine wohnliche Atmosphäre geschaffen, in der sie sich „wie daheim“ fühlen können.

Mit der sorgfältig restaurierten alten Putzfassade und der sensibel angefügten, kubisch vor- und zurückspringenden Neubaufassade ist entlang der Pfarrgasse ein markantes Ensemble aus Alt und Neu entstanden, das wieder Leben in die Innenstadt bringt. Zum einen hat sich mit dem Einzug von über 50 neuen Bewohner:innen bereits das Geschäftsleben aktiviert – eine Apotheke und eine Arztpraxis haben sich in der Nachbarschaft niedergelassen, zum anderen werden die sanierte Hauskapelle und ein geplanter Hofladen im Erdgeschoß des Klösterles für Belebung sorgen. Außerdem besiedelt inzwischen eine Kinderkrippe ein weiteres altes Denkmal des Viertels – die Pfarrgasse ist erwacht. (Text: Claudia Wedekind, nach einem Text der Architektin)

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Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol

Ansprechpartner:in für diese Seite: Claudia Wedekindclaudia.wedekind[at]aut.cc

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Gemeindeverband Wohn- Pflegeheim Imst u Umgebung

Tragwerksplanung

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