Bauwerk

Sanierung und Umbau Nonntaler Hauptstraße
strobl architekten - Salzburg (A) - 2024
Sanierung und Umbau Nonntaler Hauptstraße, Foto: strobl architekten ZT GmbH
Sanierung und Umbau Nonntaler Hauptstraße, Foto: Alexander Killer
Sanierung und Umbau Nonntaler Hauptstraße, Foto: Alexander Killer

Haus Nonntaler Hauptstraße 22

24. Oktober 2024 - Initiative Architektur
Die einstige Vorstadt Nonntal liegt am Fuße des Stiftes Nonnberg, dem weltweit ältesten Frauenkloster mit ununterbrochener Tradition. Die meisten Häuser stehen hier direkt oder indirekt im Zusammenhang mit dem Kloster, so auch das 1380 erstmals erwähnte Haus in der Nonntaler Hauptstraße 22. Im Zuge der Revitalisierung dieses Objekts, das sich baulich bereits in einem bedenklichen Zustand befand, konnte ein reiches kulturelles Erbe erhalten und wieder instandgesetzt werden. Reicher Stuckdekor des Rokokos und des Klassizismus wurde freigelegt und restauriert. Überraschenderweise tauchten am Deckengewölbe in einer ehemaligen Sakristei, die heute als Foyer dient, Stuckdekore unter einer Putzschicht aus Zement auf. Als Ausstattung des rund 500 Jahre alten gotischen Stiegenhauses wurden Reste einer ockergelben gotischen Wandmalerei entdeckt und wieder sichtbar gemacht.

Die ursprünglich geplante studentische Nutzung wurde im Zuge der Planungen zugunsten einer dem Gebäudebestand besser entsprechenden Einteilung mit wenigen größeren Wohneinheiten geändert. Neben dem Geschäftslokal im Erdgeschoss, der ehemaligen Kapelle, entstanden zwei Wohneinheiten im Hauptgeschoss und zwei Maisonetten im Dachraum. Der neue Lift konnte so positioniert werden, dass keine wertvollen Gewölbe tangiert wurden. Die bestehende desolate Grabendachkonstruktion musste aufgrund der Vorschrift des Denkmal- und des Altstadtschutzes formgleich ersetzt werden. Durch den Einbau einer Stahlkonstruktion im zweigeschossigen Dachbereich wurde das Haus von Grund auf stabilisiert. Sie ist frei sichtbar, von der Außenhaut klar abgesetzt und trägt eingehängte Galeriedecken aus Brettsperrholz. Der Respektabstand zwischen Stahlrahmen und Bestandswänden lässt durchgängige Lufträume mit spannenden Raumverbindungen zu. Die Hinterleuchtung der Träger betont dieses Zusammenspiel.
Die Ausstattung der Maisonettenwohnung mit einfachen Stahlregalen, Glasböden und Stoffe bildet zusammen mit der Wiederverwendung vorhandener Elemente ein schlüssiges Zusammenspiel von Konstruktion, Materialität und Wohnkomfort.

Diese Revitalisierung zeigt, dass in historischen Objekten dank minimaler Eingriffe, wie im Bereich der Vertikalerschließung, ein zeitgemäßes Wohnen nicht nur möglich, sondern ein modernes Ambiente im historischen Kontext geschaffen werden kann. Es bräuchte mehr solch gelungener Beispiele im Zusammenspiel von Alt und Neu, um das UNESCO-Welterbe „Salzburger Altstadt“ als Wohn- und Lebensraum wieder zu gewinnen. (Text: Roman Höllbacher, nach einem Text der Architekten)

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Für den Beitrag verantwortlich: Initiative Architektur

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