Bauwerk

MB 110 | Bierbrunnen
Lechner & Lechner - Salzburg (A) - 2023
MB 110 | Bierbrunnen, Foto: Julian Höck
MB 110 | Bierbrunnen, Foto: Julian Höck
14. August 2024 - newroom
Das hohe Verkehrsaufkommen auf der Münchner Bundesstraße zwischen Autobahnausfahrt „Salzburg-Mitte“ und der Staatsgrenze zu Deutschland erzwang den Ausbau um eine Fahrbahnspur sowie beidseitig jeweils um einen Geh- und Radweg. Zwei Häuser, darunter das ehemalige familiengeführte Restaurant Bierbrunnen, mussten hierfür abgerissen und vom Bauplatz weitere Flächen abgetreten werden, die allerdings ab dem zweiten Obergeschoss wieder überbaut werden durften. So kragt der bis zu sechs Geschosse hoch aufragende Baukörper zur Hauptstraße hin weiträumig aus und schafft einen markanten Eckpunkt im Bereich der Straßenkreuzung. Zudem konnte ein bestehendes Bürogebäude in der zweiten Reihe in den Neubau integriert und dessen Tiefgarage samt Zufahrt weiter genutzt werden.
Das Gesamtprojekt ist als multifunktionales Stadthaus konzipiert, das mehrere Büroeinheiten, Geschäftslokale sowie 34 Wohnungen beinhaltet. Für letztere bedurfte es eines Nachweises der Eignung für Wohnflächen, um eine Einzelbewilligung für Wohnraum im Gewerbegebiet zu erhalten. Sowohl die hohe Nutzungsdichte als auch der Schall- und Immissionsschutz waren zu berücksichtigen.
Die gewerbliche Nutzung ist im Sockel und im Hochpunkt in Richtung Straße angesiedelt, die Wohnungen orientieren sich zur ruhigen Seite nach Norden hin. Die straßenabgewandte Seite ist terrassiert und stark durchgrünt und lässt somit allen Wohnungen uneinsehbare Freiflächen zukommen. Zur vielbefahrenen Bundesstraße hin zeigt sich das Haus mit einer robusten Aluminium-Verbundfassade.
Die Dachfläche überrascht mit einem begrünten Kinderspielplatz – wenn man so will, eine Art Wiedergutmachung der notwendigen Flächenversiegelung. Zudem kommt den Kindern somit die wertvollste Freifläche zu, mit Blick in die Berge statt in die Tristesse von Gewerbegebiet und Straße.
Mit dem Angebot zweier Carsharing-Autos und üppiger Fahrradinfrastruktur ließ sich der Stellplatzschlüssel von 1,2 auf 1 Auto je Wohnung absenken. Für Besucher und Tagesnutzer gibt es überdachte Radabstellplätze im EG, für die Bewohner einen „Bikepark“ im Tiefgeschoss, der über einen eigenen, überlangen Fahrradaufzug erschlossen ist. Auch Lastenräder oder Fahrräder mit Anhänger finden hier Platz.
Vor- und hinter dem Gebäude wurde jeweils eine Baumreihe gepflanzt.
Der Erhalt und die Überbauung des Bestandsgebäudes von 2004 folgten nicht nur pragmatischen Überlegungen; ein Neubau hätte zusätzlichen CO2-Ausstoß, Energie- und Ressourcenverbrauch mit sich gebracht. Auf eine „Behübschung“ wurde verzichtet, damit der Bestand auch weiterhin als eigene Bauepoche gegenüber den Neubauteilen ablesbar bleibt. (Autor: Achim Geissinger, nach einem Text der Architekten)

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