Bauwerk
Verabschiedungskapelle Maria Luggau
Karoline Seywald - Österreich - 2013
24. Oktober 2014 - Architektur Haus Kärnten
Die über die Kärntner Landesgrenzen hinaus bekannte Basillika Maria Luggau im Lesachtal blickt mittlerweile auf über 500 Jahre Wallfahrtstradition zurück. Im Jahr 1520 begann der Kirchenbau. Als Baumeister hat sich ein Baumeister „Partlme Viertaller“ im spätgotischen Kirchturm verewigt, ein Vertreter der Görtzer Bauhütte. Die feierliche Grundsteinlegung des angeschlossenen Klosterkomplexes erfolgte erst am 9. Juni 1593, nach zwei Frühmessen im Beisein der Patres, dem Grafenpaar von Ortenburg, drei Baumeistern - einer mit Namen Hans, weiteren Arbeitern und vielen Pilger und Pilgerinnen. Mit den Bauarbeiten des - erst von den Franziskanern, dann von den Serviten geführten – Klosters erfolgte ein Wissenstransfer. Handwerker und Künstler aus Kärnten, dem nahen Venezianischen Raum, Florenz, Brixen, Innichen, Tirol, etc. hinterließen über Jahrhunderte ihre Spuren. So finden sich z. B. Innschriften von Maurern aus dem italienischen Carnia und Cadore auch auf vielen anderen Bauwerken im Tal.
Von Anfang an bis heute war die regionale Bevölkerung wesentlich am Bau und Erhalt des sakralen Ensembles beteiligt: als bezahlte Handwerker, im Zuge des Arbeitsdienstes für die früheren Grundherren und zu einem Großteil auch als freiwillige Arbeitskräfte.
Die freiwillige, oft unentgeltliche Nachbarschaftshilfe beim Bauen war Tradition und kam beim Bau der Verabschiedungskapelle zum Einsatz.
Die Verabschiedungskapelle
Der Brauch der Aufbahrung von Verstorbenen in der eigenen Stube ist auch in Maria Luggau meist nicht mehr möglich. Deshalb wurde im denkmalgeschützten Servitenkloster ein Ort geschaffen, der der sensiblen Situation des Abschiednehmens einen würdigen Rahmen bietet und den überlieferten Trauerritualen Raum gibt.
Konzipiert wurde ein „lichter Ort des Trostes“, dessen ruhige Umgebung individuelle Blumenarrangements in allen Farben erlaubt und den Trauernden eine Möglichkeit gibt, den Raum mitzugestalten. Während der „Aufbahrung“ halten die Angehörigen Totenwache, die Verstorbenen bleiben Teil der Dorfgemeinschaft. Zum traditionellen „Zusammensitzen“ kann temporär das Refektorium des Klosters genutzt werden.
Für die neue Verabschiedungskapelle hingegen wurden ebenerdige Räumlichkeiten im nordwestlichen Teil des Klosters durch gezielte Eingriffe adaptiert. Im Vorbereich und in den zusammengelegten Räumen wurde die bestehende Bausubstanz saniert bzw. umgebaut.
In Anlehnung an die Markierung besonderer Orte bei christlichen Ritualen und Prozessionen fasst ein „Himmel“ aus Metallgewebe den Sargraum. Um der Trauerfeier der Kapelle eine würdige und tröstliche Atmosphäre zu verleihen, wurden helle und warme Farben und Materialien verwendet. Das golden schimmernde Messinggewebe bildet einen warmen leuchtenden Akzent und wird mit gezielten Spots in Szene gesetzt. Heller, im römischen Verband verlegter Travertin, Milchglas und weiß gekalkte Wände ergänzen den Raum.
Portale und Fensterbänke bestehen aus geöltem, massivem, regionalem Lärchenholz. Die dicke Holzschwelle und die obenstehenden Türflügel inszenieren während des Rituals des „Verabschiedens“ die Übergangszone zwischen den Räumen der Lebenden und der Toten.
Für die eigens entworfene Bestuhlung wurde ebenfalls charakteristisch gemaserte Lärche eingesetzt. „LÅNGAS“ - der Name des Stuhls ist ein Dialektwort für „Frühling“ - eine Zeit des Neubeginns und der Hoffnung - und eine Reminiszenz an den Kreislauf des Lebens.
Der minimalistische Stuhl fügt sich wie selbstverständlich in die Architektur ohne den Raum „vollzustellen“.
Durch den engagierten Einsatz einheimischer Handwerker und freiwilliger Helfer ist ein Gemeinschaftsprojekt entstanden, das gleichzeitig einen starken Ortsbezug hat und trotzdem eine zeitgemäße architektonische Haltung einnimmt. (Text: Architektin)
Von Anfang an bis heute war die regionale Bevölkerung wesentlich am Bau und Erhalt des sakralen Ensembles beteiligt: als bezahlte Handwerker, im Zuge des Arbeitsdienstes für die früheren Grundherren und zu einem Großteil auch als freiwillige Arbeitskräfte.
Die freiwillige, oft unentgeltliche Nachbarschaftshilfe beim Bauen war Tradition und kam beim Bau der Verabschiedungskapelle zum Einsatz.
Die Verabschiedungskapelle
Der Brauch der Aufbahrung von Verstorbenen in der eigenen Stube ist auch in Maria Luggau meist nicht mehr möglich. Deshalb wurde im denkmalgeschützten Servitenkloster ein Ort geschaffen, der der sensiblen Situation des Abschiednehmens einen würdigen Rahmen bietet und den überlieferten Trauerritualen Raum gibt.
Konzipiert wurde ein „lichter Ort des Trostes“, dessen ruhige Umgebung individuelle Blumenarrangements in allen Farben erlaubt und den Trauernden eine Möglichkeit gibt, den Raum mitzugestalten. Während der „Aufbahrung“ halten die Angehörigen Totenwache, die Verstorbenen bleiben Teil der Dorfgemeinschaft. Zum traditionellen „Zusammensitzen“ kann temporär das Refektorium des Klosters genutzt werden.
Für die neue Verabschiedungskapelle hingegen wurden ebenerdige Räumlichkeiten im nordwestlichen Teil des Klosters durch gezielte Eingriffe adaptiert. Im Vorbereich und in den zusammengelegten Räumen wurde die bestehende Bausubstanz saniert bzw. umgebaut.
In Anlehnung an die Markierung besonderer Orte bei christlichen Ritualen und Prozessionen fasst ein „Himmel“ aus Metallgewebe den Sargraum. Um der Trauerfeier der Kapelle eine würdige und tröstliche Atmosphäre zu verleihen, wurden helle und warme Farben und Materialien verwendet. Das golden schimmernde Messinggewebe bildet einen warmen leuchtenden Akzent und wird mit gezielten Spots in Szene gesetzt. Heller, im römischen Verband verlegter Travertin, Milchglas und weiß gekalkte Wände ergänzen den Raum.
Portale und Fensterbänke bestehen aus geöltem, massivem, regionalem Lärchenholz. Die dicke Holzschwelle und die obenstehenden Türflügel inszenieren während des Rituals des „Verabschiedens“ die Übergangszone zwischen den Räumen der Lebenden und der Toten.
Für die eigens entworfene Bestuhlung wurde ebenfalls charakteristisch gemaserte Lärche eingesetzt. „LÅNGAS“ - der Name des Stuhls ist ein Dialektwort für „Frühling“ - eine Zeit des Neubeginns und der Hoffnung - und eine Reminiszenz an den Kreislauf des Lebens.
Der minimalistische Stuhl fügt sich wie selbstverständlich in die Architektur ohne den Raum „vollzustellen“.
Durch den engagierten Einsatz einheimischer Handwerker und freiwilliger Helfer ist ein Gemeinschaftsprojekt entstanden, das gleichzeitig einen starken Ortsbezug hat und trotzdem eine zeitgemäße architektonische Haltung einnimmt. (Text: Architektin)
Für den Beitrag verantwortlich: Architektur Haus Kärnten
Ansprechpartner:in für diese Seite: Nadine Thaler
Akteure
ArchitekturBauherrschaft
Servitenkloster und Pfarre Maria Luggau
Fotografie