Bauwerk
Opernhaus Sydney - Umbau
Jørn Utzon, Richard Johnson, Jan Utzon - Sydney (AUS) - 2005
Friede dem Opernhaus von Sydney
Der Architekt Jørn Utzon lenkt ein
11. Juli 2002 - Peter Gerdes
Das Opernhaus von Sydney, eine Ikone der Weltarchitektur, wird jährlich von vier Millionen Menschen besucht, nicht allein der Oper, sondern auch der Aufführungen im Theater- und im Kinosaal sowie der Ausstellungen wegen oder aber aus reiner Neugier. Hier finden jährlich 2600 Veranstaltungen statt, die 2001 über 70 Millionen australische Dollar einspielten. Das Opernhaus von Sydney gehört zu den wichtigsten Touristenattraktionen Australiens, aber auch an diesem Gebäude nagt der Zahn der Zeit. Man hat zwar keine bedeutenden strukturellen Schäden festgestellt, aber die Sünden der Vergangenheit und die Zwänge moderner Bedürfnisse werden spürbar.
Der Architekt des Wunderwerks, der Däne Jørn Utzon, war 1966 nach mehrjähriger Arbeit mit Schimpf und Schande davongejagt worden, weil er der damals neu gewählten konservativen Regierung mit seinem kreativen Denken und den damit verbundenen Unklarheiten, was die Kosten anbelangte, auf die Nerven ging. Die äussere Hülle sei wie geplant fertigzustellen, aber der Innenausbau habe rasch und kostengünstig zu erfolgen, dekretierten sparwütige Politiker und setzten Bürokraten zur Überwachung ein. Utzon, der 1957 die Ausschreibung für den Bau des Opernhauses auf dem ehemaligen Gelände eines Tramdepots gewonnen hatte, packte und kehrte nie wieder nach Sydney zurück. So hat denn der Schöpfer eines der bekanntesten Gebäude der Welt sein Werk nie mit eigenen Augen gesehen.
Der Innenausbau wurde nicht nach Utzons Plänen fertiggestellt, mit dem Resultat, dass sich die verschiedenen Räumlichkeiten - das Opernhaus ist ein Mehrzweckbau - nie optimal nutzen liessen. Das Operntheater wurde zur Konzerthalle, diese zur Oper, das Kino zum Theatersaal und umgekehrt. Das war zwar kostengünstig, aber nicht im Sinn der Kunst. Seit der Eröffnung des Opernhauses im Jahre 1972 haben sich die Ansprüche der Besucher stark verändert. Man wünscht sich leichteren Zugang, bequemere Sitze, eine perfekte Akustik. Deshalb muss nun das Opernhaus umgebaut werden, auch wenn es zu einem schier unantastbaren Denkmal geworden ist. Deshalb schlugen der Sydney Opera Trust und die Regierung von New South Wales nach 36 Jahren den Weg der Versöhnung ein und wandten sich an den Meister, der heute auf Mallorca und in Kopenhagen lebt. Der 83-jährige Utzon zeigte sich grosszügig und war bereit, an der Planung der Umbauten mitwirken. So erschien denn - der virtuellen Realität sei Dank - anlässlich der Vorstellung der Umbaupläne Mitte Juni Utzons Gesicht live auf dem Bildschirm und erklärte: «Ich bin zurück.» Allerdings wird Utzon von Europa aus mit seinem in Sydney stationierten Sohn Jan und dem australischen Architekten Richard Johnson zusammenarbeiten.
Ziel aller Beteiligten ist es, dass das Opernhaus endlich den Wünschen und Absichten seines Architekten entsprechen soll. Dabei beharrt Utzon nicht auf seinen alten Plänen, sondern ist gerne bereit, heutigen Bedürfnissen Rechnung zu tragen. Der Konzertsaal und das Operntheater werden vollständig modernisiert und erhalten jene Akustik, die Utzon schon vor vierzig Jahren vorgesehen hatte. Daneben werden neue Spielflächen geschaffen sowie die Foyers und Eingangshallen neu gestaltet. 69 Millionen australische Dollar sollen die in den kommenden sechs Jahren durchzuführenden Interventionen kosten.
Der Architekt scheint von der Gelegenheit begeistert, sein grösstes Werk doch noch vollenden zu können. Der Vorsitzende des Opera House Trust, Joseph Skrzynski, erklärte, Utzon habe vor allem auf die Bitte, «um der Nachwelt willen» zurückzukommen, positiv reagiert. Utzons Tochter gab zu verstehen, dass ihr Vater «um Zentimeter» gewachsen sei, seit er erneut am Projekt beteiligt sei. In Australien wird das Opernhaus von Sydney immer wieder als Symbol australischer Weitsichtigkeit und Kreativität gelobt, obwohl nur wenig daran australisch ist. Ein dänischer Architekt, britische Ingenieure und deutsche Akustiker zeichneten für den Bau verantwortlich. Australisch kurzsichtig dagegen war die Art, wie Utzon die Türe gewiesen worden war. Das Operntheater wird ab Ende 2004 für ein Jahr geschlossen werden. Wo in dieser Zeit Oper und Ballett zur Aufführung gelangen sollen, ist vorläufig allen Kunstschaffenden ein Rätsel. Vielleicht in einem neuen Opernhaus?
Der Architekt des Wunderwerks, der Däne Jørn Utzon, war 1966 nach mehrjähriger Arbeit mit Schimpf und Schande davongejagt worden, weil er der damals neu gewählten konservativen Regierung mit seinem kreativen Denken und den damit verbundenen Unklarheiten, was die Kosten anbelangte, auf die Nerven ging. Die äussere Hülle sei wie geplant fertigzustellen, aber der Innenausbau habe rasch und kostengünstig zu erfolgen, dekretierten sparwütige Politiker und setzten Bürokraten zur Überwachung ein. Utzon, der 1957 die Ausschreibung für den Bau des Opernhauses auf dem ehemaligen Gelände eines Tramdepots gewonnen hatte, packte und kehrte nie wieder nach Sydney zurück. So hat denn der Schöpfer eines der bekanntesten Gebäude der Welt sein Werk nie mit eigenen Augen gesehen.
Der Innenausbau wurde nicht nach Utzons Plänen fertiggestellt, mit dem Resultat, dass sich die verschiedenen Räumlichkeiten - das Opernhaus ist ein Mehrzweckbau - nie optimal nutzen liessen. Das Operntheater wurde zur Konzerthalle, diese zur Oper, das Kino zum Theatersaal und umgekehrt. Das war zwar kostengünstig, aber nicht im Sinn der Kunst. Seit der Eröffnung des Opernhauses im Jahre 1972 haben sich die Ansprüche der Besucher stark verändert. Man wünscht sich leichteren Zugang, bequemere Sitze, eine perfekte Akustik. Deshalb muss nun das Opernhaus umgebaut werden, auch wenn es zu einem schier unantastbaren Denkmal geworden ist. Deshalb schlugen der Sydney Opera Trust und die Regierung von New South Wales nach 36 Jahren den Weg der Versöhnung ein und wandten sich an den Meister, der heute auf Mallorca und in Kopenhagen lebt. Der 83-jährige Utzon zeigte sich grosszügig und war bereit, an der Planung der Umbauten mitwirken. So erschien denn - der virtuellen Realität sei Dank - anlässlich der Vorstellung der Umbaupläne Mitte Juni Utzons Gesicht live auf dem Bildschirm und erklärte: «Ich bin zurück.» Allerdings wird Utzon von Europa aus mit seinem in Sydney stationierten Sohn Jan und dem australischen Architekten Richard Johnson zusammenarbeiten.
Ziel aller Beteiligten ist es, dass das Opernhaus endlich den Wünschen und Absichten seines Architekten entsprechen soll. Dabei beharrt Utzon nicht auf seinen alten Plänen, sondern ist gerne bereit, heutigen Bedürfnissen Rechnung zu tragen. Der Konzertsaal und das Operntheater werden vollständig modernisiert und erhalten jene Akustik, die Utzon schon vor vierzig Jahren vorgesehen hatte. Daneben werden neue Spielflächen geschaffen sowie die Foyers und Eingangshallen neu gestaltet. 69 Millionen australische Dollar sollen die in den kommenden sechs Jahren durchzuführenden Interventionen kosten.
Der Architekt scheint von der Gelegenheit begeistert, sein grösstes Werk doch noch vollenden zu können. Der Vorsitzende des Opera House Trust, Joseph Skrzynski, erklärte, Utzon habe vor allem auf die Bitte, «um der Nachwelt willen» zurückzukommen, positiv reagiert. Utzons Tochter gab zu verstehen, dass ihr Vater «um Zentimeter» gewachsen sei, seit er erneut am Projekt beteiligt sei. In Australien wird das Opernhaus von Sydney immer wieder als Symbol australischer Weitsichtigkeit und Kreativität gelobt, obwohl nur wenig daran australisch ist. Ein dänischer Architekt, britische Ingenieure und deutsche Akustiker zeichneten für den Bau verantwortlich. Australisch kurzsichtig dagegen war die Art, wie Utzon die Türe gewiesen worden war. Das Operntheater wird ab Ende 2004 für ein Jahr geschlossen werden. Wo in dieser Zeit Oper und Ballett zur Aufführung gelangen sollen, ist vorläufig allen Kunstschaffenden ein Rätsel. Vielleicht in einem neuen Opernhaus?
Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung
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