Bauwerk

Wohnung und Atelier - Umbau
subbotnik, Robert Martin - Salzburg (A) - 2002

Kontraste, Beziehungen und Symbiosen

Neue Häuser

In einer Wohnung in einer Salzburger Stadtvilla aus dem 19. Jahrhundert wurden die Qualitäten des Altbestands genutzt und gehen nun mit neuen, eigenständigen Strukturen eine stimmige Symbiose ein.

29. Juni 2002 - Franziska Leeb
Das feudale Haus im Salzburger Zentrum wurde 1864 von Valentin Ceconi, einem Mitglied der aus dem Friaul zugewanderten Baumeisterfamilie, erbaut. Die dreigescho-ßige freistehende Villa hat fast schlossähnliche Anmutung und repräsentierte damals als neuer Typus des Bürgerhauses ein neu erwachtes Selbstverständnis der bürgerlichen Gesellschaft. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus teilweise zerstört und später in vereinfachter Form wieder aufgebaut.

Eine Hälfte des Erdgeschoßes hat nun der junge Wiener Architekt Roland Tusch in Kooperation mit Architekt Robert Martin aus Salzburg in eine sehr lebenswerte helle Wohnung mit angeschlossenem Atelier für einen Keramikkünstler umgebaut. Die insgesamt rund 140 m², die zuvor von einer Kaffeerösterei genutzt wurden, haben die Architekten von allen Trennwänden befreit, um die Großzügigkeit der gewölbten Raumfolgen erleben zu können. Die Fenster zum Garten wurden zu Fenstertüren vergrößert. Der Garten soll noch nach einem Entwurf der Wiener LandschaftsplanerInnen KoseLi?ka in Form gebracht werden.

Die Wohnräume sowie das angrenzende Atelier gruppieren sich um eine Kernzone, die als dienendes Großmöbel in den Raum gestellt wurde. Hier fanden das sowohl von der Wohnung als auch vom Atelier begehbare Bad, ein anschließender begehbarer Schrankraum sowie ein Nassbereich für die Keramikwerkstatt Platz. Über eine Treppe, die als zusätzlichen Nutzen auch noch Stauraum birgt, gelangt man auf die Schlafgalerie über dem Bad, die abgesehen von ihrer erhabenen Lage nicht vom Wohnraum abgetrennt ist.

Die Öffnungen unter den Gewölbebögen sind zwischen Schlafpodest und Atelier mit strukturiertem Glas geschlossen, sodass Tages- und Kunstlicht hindurchdringen können. Im Bereich der Bibliothek gibt es in Form raumhoher Schlitze Blickverbindung ins Atelier. Diese Wandöffnungen liegen in der Achse der Fenstertüren zum Garten und gewähren damit auch dem nicht ans Grüne grenzenden Arbeitsplatz einen Blick dorthin.

Blickachsen und Raumbeziehungen waren generell wichtige Entwurfsparameter. Sowohl für die Bewohner als auch Besucher ist das „Nebenan“ stets präsent, kein Aufenthaltsraum ist vom Gesamtgefüge abgeschottet.

Trotz ihrer engen Verknüpfung unterscheiden sich die Charaktere von Wohnbereich und Atelier wesentlich voneinander. Warmes Licht, Parkettboden und Holzmöbel verstärken die wohnliche Atmosphäre, während dort, wo - oft mit beträchtlicher Staubentwicklung - gearbeitet wird, Eternitplatten und ein grün-grauer Kautschukboden für neutralen Werkstattcharakter sorgen. Was hier wie dort auffällt, ist das ausgetüftelte Angebot an Stauräumen und Ablageflächen, mit dem das Bedürfnis nach einem geordneten Umfeld erfüllt wird und das ebenso wie die Abfolge der Funktionszonen einer genauen Beobachtung der Wohn-und Arbeitspraxis entspringt.

Während Erdgeschoßzonen oft vernachlässigt werden, gehen hier Wohnen und Arbeiten, Alt und Neu eine glückliche Symbiose ein. Altes Gemäuer wurde mit neuen Inhalten aufgewertet. Alle Eingriffe sind ablesbar, und die besondere Atmosphäre der historischen Substanz blieb durch die behutsamen Adaptionen erhalten.

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