Bauwerk
EXPO.02 - Arteplage Murten
Jean Nouvel - Murten (CH) - 2002
«Die beste Lösung wäre, wenn der Monolith in Murten bliebe»
Der Architekt Jean Nouvel äussert sich erstmals zu den Plänen über eine weitere Nutzung des Monolithen. Interview: Stefan Bühler, Mitarbeit: Nicole Jegerlehner.
8. Dezember 2002 - Stefan Bühler
Vor der Expo kritisierten Sie die Bauten, die für die Eröffnungsfeier in Murten installiert wurden - diese passten nicht zum Monolithen. Nun wird gar diskutiert, den Monolithen an einen andern Ort zu versetzen. Was halten Sie davon?
Ich habe damals nur kritisiert, dass man wegen dieser Bauten das, was ich gemacht hatte, nicht mehr verstehen könne. Ich hätte es vorgezogen, man hätte mit mir über diese temporären Installationen diskutiert, was aber nicht geschah. Darum sagte ich damals: Warten wir, bis die Expo 02 begonnen hat, dann erkläre ich, was ich gemacht habe. So einfach ist das.
Können Sie sich nun aber vorstellen, dass der Monolith auch an einem andern Ort als im Murtensee neu aufgebaut wird?
Das ist eine schwierige Frage. Wenn man einfach das Material wiederverwendet, aus dem der Monolith gebaut wurde, ist das eine Sache. Der Monolith bleibt aber bestimmt kein Werk von mir, wenn man ihn irgendwo hinstellt, um irgendeine kommerzielle Nutzung zu realisieren. Dieses Objekt steht in Beziehung zu einer Landschaft, allein aus diesem Grund schon kann man es nicht an einen beliebigen Ort versetzen. Aber die Architektur ereignet sich nicht nur im Äusseren - sie ereignet sich auch im Innern des Objekts. Also muss auch da etwas gemacht werden, das zu der Definition des Monolithen in Beziehung steht. Deshalb glaube ich nicht, dass sich dieses Objekt für irgendeine beliebige Nutzung eignet. Ich bin eher gegen seine Versetzung.
Ein Vorschlag lautet, den Monolithen in den Vierwaldstättersee zu stellen und ihn dort als Atelier für Künstler und als Museum einer Glasfabrik zu benutzen.
Sollte der Monolith tatsächlich versetzt werden, dann muss ich ganz genau wissen, wohin er kommt. Wenn man mich fragt, ob ich da etwas machen könne, sage ich höchstwahrscheinlich Nein. Aber ich will nicht grundsätzlich Nein sagen, solange ich die Pläne nicht kenne, nicht weiss, ob etwas Sinn macht oder nicht. Eine kommerzielle Nutzung kann ich mir aber für den Monolithen überhaupt nicht vorstellen. Seine Verwendung für irgendwelche Ausstellungen oder die Werbung für ein beliebiges Produkt scheint mir ungeeignet. Welche Vorschläge gibt es sonst noch?
Da ist die Idee, den Monolithen im Wallis, in den Bergen, aufzustellen und als Informationszentrum des Unesco-Welterbes Jungfrau-Aletsch zu verwenden.
Das scheint mir alles wenig sinnvoll.
Bleibt denn der Monolith auch nach einer Versetzung ein Bauwerk von Jean Nouvel?
Der Monolith ist nicht einfach eine Konstruktion, er ist Architektur. Wenn man bloss das Material des Monolithen wiederverwendet, dann hat es nichts mehr mit dem zu tun, was ich gemacht habe. Für alles andere muss ich aber mein Einverständnis geben. Es müsste sich um ein aussergewöhnliches Programm handeln an einem Ort, wo die metaphysische Wirkung des Monolithen zum Tragen käme und der Zugang mit Schiffen möglich wäre. Das scheint mir alles sehr kompliziert.
Nun möchten einige den Monolithen auf dem Murtensee belassen, als Denkmal gewissermassen, ohne weitere Nutzung.
Man muss sich entscheiden, ob man den Monolithen weiterverwenden will oder nicht. Will man ihn behalten, ist die günstigste Lösung sicher, wenn er in Murten bleibt - da muss man ihn weder ab- noch wieder aufbauen (lacht). Die Zahlen, die man für den jährlichen Unterhalt des Monolithen am heutigen Standort errechnet hat, scheinen mir unrealistisch hoch. Sicher müsste man bis in sieben oder acht Jahren gewisse Unterhaltsarbeiten machen. Aber der Monolith könnte noch einige Jahre problemlos überdauern. Danach wären gewisse Arbeiten am Äusseren nötig, weil die Eisenplatten nicht für eine Lebensdauer von 50 Jahren gemacht wurden - aber so weit sind wir ja noch nicht.
Der Lösung, den Monolithen in Murten zu belassen, scheinen Sie nicht abgeneigt?
Ich bin der Meinung, dass es gegebenenfalls möglich wäre, den Monolithen noch einige Zeit in Murten zu belassen - inklusive des Panoramas. Denn der Monolith ist als Dreifach- Panorama konzipiert: mit dem historischen Bild oben, dem natürlichen Panorama Murtens in der mittleren Etage, wo man auch eine Cafeteria hätte einrichten können, und verschiedenen Aktivitäten im untersten Stock. Will man den Monolithen tatsächlich erhalten, sollte er ein Ausstellungsraum bleiben, vielleicht liessen sich darin auch Theater oder andere Veranstaltungen verwirklichen. Da müsste sich aber jemand darum kümmern. Diese Lösung könnte, wenn das Publikum Eintritt bezahlt, ökonomisch realistisch sein. Das, finde ich, wäre der beste Weg.
Interview: Stefan Bühler
Mitarbeit: Nicole Jegerlehner
Ich habe damals nur kritisiert, dass man wegen dieser Bauten das, was ich gemacht hatte, nicht mehr verstehen könne. Ich hätte es vorgezogen, man hätte mit mir über diese temporären Installationen diskutiert, was aber nicht geschah. Darum sagte ich damals: Warten wir, bis die Expo 02 begonnen hat, dann erkläre ich, was ich gemacht habe. So einfach ist das.
Können Sie sich nun aber vorstellen, dass der Monolith auch an einem andern Ort als im Murtensee neu aufgebaut wird?
Das ist eine schwierige Frage. Wenn man einfach das Material wiederverwendet, aus dem der Monolith gebaut wurde, ist das eine Sache. Der Monolith bleibt aber bestimmt kein Werk von mir, wenn man ihn irgendwo hinstellt, um irgendeine kommerzielle Nutzung zu realisieren. Dieses Objekt steht in Beziehung zu einer Landschaft, allein aus diesem Grund schon kann man es nicht an einen beliebigen Ort versetzen. Aber die Architektur ereignet sich nicht nur im Äusseren - sie ereignet sich auch im Innern des Objekts. Also muss auch da etwas gemacht werden, das zu der Definition des Monolithen in Beziehung steht. Deshalb glaube ich nicht, dass sich dieses Objekt für irgendeine beliebige Nutzung eignet. Ich bin eher gegen seine Versetzung.
Ein Vorschlag lautet, den Monolithen in den Vierwaldstättersee zu stellen und ihn dort als Atelier für Künstler und als Museum einer Glasfabrik zu benutzen.
Sollte der Monolith tatsächlich versetzt werden, dann muss ich ganz genau wissen, wohin er kommt. Wenn man mich fragt, ob ich da etwas machen könne, sage ich höchstwahrscheinlich Nein. Aber ich will nicht grundsätzlich Nein sagen, solange ich die Pläne nicht kenne, nicht weiss, ob etwas Sinn macht oder nicht. Eine kommerzielle Nutzung kann ich mir aber für den Monolithen überhaupt nicht vorstellen. Seine Verwendung für irgendwelche Ausstellungen oder die Werbung für ein beliebiges Produkt scheint mir ungeeignet. Welche Vorschläge gibt es sonst noch?
Da ist die Idee, den Monolithen im Wallis, in den Bergen, aufzustellen und als Informationszentrum des Unesco-Welterbes Jungfrau-Aletsch zu verwenden.
Das scheint mir alles wenig sinnvoll.
Bleibt denn der Monolith auch nach einer Versetzung ein Bauwerk von Jean Nouvel?
Der Monolith ist nicht einfach eine Konstruktion, er ist Architektur. Wenn man bloss das Material des Monolithen wiederverwendet, dann hat es nichts mehr mit dem zu tun, was ich gemacht habe. Für alles andere muss ich aber mein Einverständnis geben. Es müsste sich um ein aussergewöhnliches Programm handeln an einem Ort, wo die metaphysische Wirkung des Monolithen zum Tragen käme und der Zugang mit Schiffen möglich wäre. Das scheint mir alles sehr kompliziert.
Nun möchten einige den Monolithen auf dem Murtensee belassen, als Denkmal gewissermassen, ohne weitere Nutzung.
Man muss sich entscheiden, ob man den Monolithen weiterverwenden will oder nicht. Will man ihn behalten, ist die günstigste Lösung sicher, wenn er in Murten bleibt - da muss man ihn weder ab- noch wieder aufbauen (lacht). Die Zahlen, die man für den jährlichen Unterhalt des Monolithen am heutigen Standort errechnet hat, scheinen mir unrealistisch hoch. Sicher müsste man bis in sieben oder acht Jahren gewisse Unterhaltsarbeiten machen. Aber der Monolith könnte noch einige Jahre problemlos überdauern. Danach wären gewisse Arbeiten am Äusseren nötig, weil die Eisenplatten nicht für eine Lebensdauer von 50 Jahren gemacht wurden - aber so weit sind wir ja noch nicht.
Der Lösung, den Monolithen in Murten zu belassen, scheinen Sie nicht abgeneigt?
Ich bin der Meinung, dass es gegebenenfalls möglich wäre, den Monolithen noch einige Zeit in Murten zu belassen - inklusive des Panoramas. Denn der Monolith ist als Dreifach- Panorama konzipiert: mit dem historischen Bild oben, dem natürlichen Panorama Murtens in der mittleren Etage, wo man auch eine Cafeteria hätte einrichten können, und verschiedenen Aktivitäten im untersten Stock. Will man den Monolithen tatsächlich erhalten, sollte er ein Ausstellungsraum bleiben, vielleicht liessen sich darin auch Theater oder andere Veranstaltungen verwirklichen. Da müsste sich aber jemand darum kümmern. Diese Lösung könnte, wenn das Publikum Eintritt bezahlt, ökonomisch realistisch sein. Das, finde ich, wäre der beste Weg.
Interview: Stefan Bühler
Mitarbeit: Nicole Jegerlehner
Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung
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