Bauwerk

Südtiroler Siedlung Pradler Saggen
Silvia Boday - Innsbruck (A) - 2024
Südtiroler Siedlung Pradler Saggen, Foto: David Schreyer
Südtiroler Siedlung Pradler Saggen, Foto: David Schreyer
2014/15 hat die NEUE HEIMAT TIROL einen Architekturwettbewerb ausgeschrieben, in dem ein städtebauliches Leitprojekt für die Neustrukturierung und Nachverdichtung der in die Jahre gekommenen Südtiroler Siedlung „Pradler Saggen“ gesucht wurde. Auf dem 37.500 m² großen Areal sollen in vier Bauabschnitten insgesamt rund 500 Wohnungen entstehen.

Silvia Boday, die mit ihrem Konzept den Wettbewerb gewann, übernahm auch die Planung der ersten drei Bauabschnitte, in denen bis 2024 knapp 250 Mietwohnungen sowie 38 Einheiten für studentisches Wohnen realisiert wurden. Ihr Grundgedanke war es, trotz der Verdoppelung der Dichte die besondere Lebensqualität der ursprünglichen Bebauung mit ihren großzügigen Grün- und Erholungsflächen zu erhalten und damit das Konzept der Südtiroler Siedlungen neu zu interpretieren. Dies gelang durch die Kombination von niedrigen, mäanderförmig angeordneten Riegelbauten mit gezielt gesetzten turmartigen Punkthäusern, die so zueinander angeordnet sind, dass alle Wohnungen optimal besonnt werden und in den Zwischenräumen großzügige Grünzonen entstehen.

Die zwischen 2017 und 2024 realisierten ersten drei Bauabschnitte umfassen drei, zum Teil gegengleich zueinander positionierte L-förmige Baukörper mit einer Höhenentwicklung von E+3, an die sich jeweils stirnseitig ein 11-geschoßigen Turm anschließt. Die Dächer der Riegel sind begrünt und stehen den Bewohner:innen als gemeinsam nutzbare Freibereiche zur Verfügung. Das daran anschließende Geschoß der turmartigen Punkthäuser bildet durch einen Rücksprung eine formale Zäsur, im Inneren befinden sich hier auch Flächen für die Allgemeinheit. Neben Zwei- bis Vier-Zimmer-Mietwohnungen sind im Quartier auch eine Arztpraxis und eine Physiotherapiepraxis, zwei Wohngemeinschaft und Räumlichkeiten für Klient:innen des Seraphischen Liebeswerks sowie im nördlichen Hochpunkt Wohnungen und Gemeinschaftsräume für Studierende untergebracht.

Die drei Hochpunkte setzen städtebauliche Akzente und begleiten die fußläufige Hauptachse, die von einem neuen, trichterförmigen Platz im Süden zum Grünraum entlang der Sill im Norden führt. Dazu wurden zwischen den niedrigen und den hohen Bauteilen im Erdgeschoß jeweils großzügige Durchgänge frei gelassen. Ergänzt wird diese Hauptachse durch mehrere Querverbindungen, die von allgemein nutzbaren Grünflächen und Spielplätzen begleitet werden. Im Westen, entlang der Prinz-Eugen-Straße, sind Teile der ursprünglichen Südtiroler Siedlung erhalten geblieben, etwas zurückgesetzt führt eine markante zweigeschoßige Durchfahrt in das neue Areal. Um das Quartier weitgehend autofrei zu halten, wird der Anwohnerverkehr an dieser Torsituation über zwei Tiefgaragenabfahrten unterirdisch abgeleitet und die Oswald-Redlich-Straße im weiteren Verlauf zur Wohnstraße umgestaltet.

Insgesamt wird der ruhige Gesamteindruck des Quartiers durch die Verwendung von zwei deutlich voneinander abgesetzten Bauhöhen geprägt, während die entsprechend der angebotenen Wohnungstypologien unregelmäßig verteilten Fensteröffnungen in Verbindung mit unterschiedlichen Putzstrukturen für Lebendigkeit sorgen. Um ein möglichst abwechslungsreiches Erscheinungsbild der Gesamtanlage zu erreichen, wurde für den vierten Bauabschnitt mit weiteren knapp 250 Wohnungen ein eigener Architekturwettbewerb ausgelobt, den ATP architekten ingenieure für sich entscheiden konnten; die Fertigstellung ist für 2027 geplant. (Text: Claudia Wedekind)

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol

Ansprechpartner:in für diese Seite: Claudia Wedekindclaudia.wedekind[at]aut.cc