Bauwerk

Automobil-Ausstellungshalle und Bürohaus
Gerhard Garstenauer - Salzburg (A) - 1974

Ein Autohaus mit Denkmalqualitäten

Die ÖFAG in der Innsbrucker Bundesstraße 128 ist ein architektonisch bedeutendes Ensemble der Nachkriegszeit von Gerhard Garstenauer.

14. Januar 2009 - Norbert Mayr
Heute erregen Neubauten wie das nahe Autohaus Pappas von Kada Wittfeld Architekten ungleich mehr Interesse, ein genauerer Blick auf das Ensemble der ÖFAG lohnt sich aber. Schließlich bereicherten diese und viele andere Werke des heute fast 84jährigen Architekten Gerhard Garstenauer Salzburgs Baukultur, als beispielsweise Interspar in Taxham eine banale Kontainer-Einkaufsagglomeration - heute steht hier der Europark - hinstellte.

Bereits das Werkstättengebäude von 1957 Salzburgs Anschluss an internationale Entwicklungen im Industriebau nach dem Zweiten Weltkrieg. Aus der großen Anzahl an Nachkriegs-Autohäusern Salzburgs sticht aber auch die ÖFAG-Erweiterung ­der 1970er Jahren an der Straße - bestehend aus Automobil-Ausstellungshalle und Bürobau - heraus.

Garstenauer gab der Bauaufgabe Autohaus eine architektonisch anspruchsvolle und gleichzeitig neutrale Struktur. Die Klarheit der Konstruktion, eine Konstante in Garstenauers international anerkanntem Schaffen, dominiert die ÖFAG. Teilweise vorgefertigte Betonteile bilden das konstruktive „Tisch-System“. Mit einer zweiten Bauetappe wurden insgesamt vierzehn solcher Elemente zum heutigen Ensemble addiert. Dieses räumlich-konstruktive System mit Lichtzwischenzonen bildet eine gut belichtete, leicht disponible Raumsequenz. „Schau-Umgänge“ im Obergeschoss und vorgelagerte Freitreppen aus Metall gliedern und rhythmisieren zusätzlich die lange Straßenfront.

Garstenauer plante schon 1957 für Hubert Pölz und seine Firma ÖFAG. An den etwas älteren, architektonisch soliden Kopfbau baute er damals die Reparaturhalle. Diese repräsentiert nichts Geringeres als Salzburgs Anschluss an die internationalen Entwicklungen im Industriebau nach dem zweiten Weltkrieg. Garstenauer hat sich von Mies van der Rohes legendärer „Crown Hall“ am Campus des Illinois Institute of Technology in Chicago inspirieren lassen. Mies van der Rohe hatte das Dach des innen stützenlosen Stahl- und Glasgebäudes an nur vier, von Außenstützen getragenen Stahlträgern aufgehängt. Diese Konzeption übersetzte Garstenauer in Spannbeton-Konstruktionen. Beginnend mit der ÖFAG entwickelte Garstenauer 1960 ein entsprechendes Patensystem, das bei mehreren Projekten Anwendung fand.

So entstand 1960/62 - gemeinsam mit Wolfgang Soyka - im Stadtteil Lehen die Werkstätte der Mercedes-Lastkraftwagen an der Siebenstädterstraße, „der Beginn der Auseinandersetzung mit dem konstruktiven Fertigteilbau aus Stahlbeton im Industriebau“, so der renommierte Architekturhistoriker Friedrich Achleitner 1980. Trotz vielfältig nutzbarer Großräumigkeit wurden keine Nachnutzungsszenarien entwickelt und das Gebäude vor einigen Jahren abgerissen.

Die räumliche Flexibilität von Garstenauers ÖFAG-Ausstellungshalle nutzte jedoch Albert Still. Mit dem umtriebigen Geschäftsführer des neuen Eigentümers AVAG wurde Anfang 2008 bei der Vorbereitung eines Filmprojekts über Garstenauer eine gute Gesprächsbasis gefunden. So konnten erste Überlegungen Stills wie die Entferndung der Außentreppen und der „Schau-Umgänge“ durch Verlegung der Außenhaut, die das Ensemble massiv geschädigt hätten, verhindert werden.

SPAR, der zweite Eigentümer der vier stadtseitigen „Tische“, will die große Grundstücktiefe dahinter für ein Hotel, Büros und einen SPAR-Markt nutzen, entwickelt dabei aber zerstörerische Überlegungen. Bei der angedachten Verkehrslösung sollte ein „Tischmodul“ seine Mitte - die Decken- bzw. Bodenplatte zwischen Erd- und Obergeschoß - verlieren. Das würde die Qualität des Gesamtensembles aus der rhythmisierten Addition der Einheiten massiv beeinträchtigen.

„Das Werk Gerhard Garstenauers ist wesentlicher Bestandteil der österreichischen Architektur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und auch Bestandteil der Kulturgeschichte im Allgemeinen“, fasste Dietmar Steiner die Rolle des 1925 geborenen Architekten in der österreichischen Kulturlandschaft 2002 zusammen. Allerdings steht das Bundesdenkmalamt erst am Beginn der Beschäftigung mit der Baukultur der Nachkriegszeit und hat Garstenauers Bauten bis heute sträflich vernachlässigt. Zumindest hat die Stadtplanung im aktuellen Architektur-Wettbewerb die „weitgehende“ Erhaltung des ÖFAG-Gebäudes gefordert. Dagegen wurde im Planungsausschuss im Dezember polemisiert, darin Schikanen gesehen. Die Ausschussmitglieder sind zu einem Besuch des Autohauses herzlich eingeladen. Bereits die Exkursion im Rahmen des Symposiums „Moderne Zwei“ im Oktober konnte die Qualitäten des Ensembles auch dort herausschälen, wo dies durch - zum Glück reversible - Veränderungen erschwert wird.

[ Dieser Artikel erschien auf DrehPunktKultur ]

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Akteure

Architektur

Bauherrschaft
ÖFAG, Ing. Hubert Pölz