Bauwerk

Dach Aichinger
Franz Schartner, Peter Achhorner - Krems an der Donau (A) - 2001
Dach Aichinger, Foto: Hertha Hurnaus

Eine Wohnung wie ein Haus

Auch in mittelgroßen Städten gewinnt das Wohnen im Dach zunehmend an Bedeutung. Ein Beispiel aus Krems von Franz Schartner (mit Peter Achhorner).

6. Oktober 2001 - Franziska Leeb
Allerorts wird zwar längst die Verdichtung propagiert, praktiziert wird trotz allem weiterhin die Zersiedelung. Nicht nur, weil Baugrund in manchen attraktiven Gegenden knapp und teuer ist, sind flächenschonendere Alternativen immer mehr gefragt.

Der Verzicht auf das Eigenheim im Grünen erspart auch - von der Allgemeinheit zu tragende - Erschließungs- und Entsorgungskosten, sowie lange Autofahrten zur Erledigung der alltäglichen Wege.

Besonders evident wird diese Problematik im Umkreis der Städte. Auch in Krems gibt es die als Bauplatz hochattraktiven Hänge mit Blick zur Stadt. Wenn es dazu nicht reicht, tun es auch die etwas preiswerteren Gründe am Rand der ländlichen Nachbargemeinden; Hauptsache, man bringt es irgendwann zum eigenen Haus.

Für eine Familie, die um die Vorteile eines geräumigen Hauses weiß, plante nun Architekt Franz Schartner gemeinsam mit Peter Achhorner eine vernünftigere Alternative in einem Dachboden nahe dem Kremser Stadtpark. Als repräsentative Wohnstatt ohne neuen Grundverbrauch sind ausgebaute Dächer alter Mietshäuser in vielen Städten längste Zeit üblich und bei einer urban eingestellten Klientel sehr begehrt ist.

In Krems hat diese Wohnform noch Seltenheitswert, gewinnt aber an Bedeutung, wie die Dachlandschaft der Stadt an der Donau bei genauer Betrachtung erkennen lässt. Manche davon führen anschaulich vor, dass unter städtischen Dächern durchaus großzügige Raumschöpfungen entstehen können.

Die von Franz Schartner nach der Devise, nur das Notwendigste zu tun, geplante Wohnung, tritt an der Straßenseite des dreigeschoßigen Wohnhauses nur über eine breite, schlichte Gaupe in Erscheinung. „Nur das Notwendigste“ bedeutete dennoch weitaus mehr, als bloß einige Öffnungen in die Dachhaut zu stanzen und das zur Verfügung stehende Volumen mit Gipskarton auszukleiden.

Der bestehende Dachstuhl des Haupttraktes blieb erhalten, nur ein zum Hof hin angebautes Pultdach über einem kleinen Seitentrakt wurde entfernt, um das Satteldach als Grundform klarer zur Geltung zu bringen und um Terrassenfläche zu gewinnen.

Den Bauherrenwunsch nach einer flurlosen Wohnung mit möglichst wenigen Zimmern löste Schartner mit einem großen straßenseitigen Mehrzweckraum. Der durch die Dachkonstruktion in vier Felder geteilte multifunktionale Wohnraum wurde durch Anheben des Fußbodenniveaus über die mittleren zwei Felder mittels einer neuen Tramdecke strukturiert. Die bestehenden Kaminwände schirmen die dem Hof zugewandten Schlafzimmer ab. An der Spitze des halbrunden Stiegenhausturms liegt das neue Bad, das nach außen mit einer Fassadenverkleidung aus Alu-Wellblech kenntlich gemacht ist.

Die Materialwahl - dünne Dachschindeln statt schwerer Ziegel sowie Metall und Glas - und subtil ausgebildete Details sorgen für optische Leichtigkeit der neuen Hülle.


Holzböden

Im Kontrast zu diesen harten, kühlen Oberflächen kam an den „fühlbaren Flächen“, also an den Böden sowohl innen wie auch außen, Holz zum Einsatz.

Das effiziente Energiekonzept kommt ohne spektakuläre Maßnahmen aus. Die Kombination aus passiver Sonnenenergienutzung, solarer Brauchwassererwärmung, hochwertiger Wärmedämmung und Raumheizung via Gasbrennwertgerät und Wandheizung macht das Projekt aus ökologischer Sicht doppelt sinnvoll.

Neben den Vorteilen des innerstädtischen Wohnens vereint dieses Dach auch viele Bonuspunkte eines freistehenden Hauses, wie ausreichend Freiraum, Aussicht und eine bestimmte Solitärqualität ohne die bekannten Nachteile in Kauf nehmen zu müssen.

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Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Barbara Aichinger
Jo Aichinger

Tragwerksplanung

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