Farben und Materialien mögen nicht jeden Geschmack treffen. In der Raumorganisation jedoch, dem fast verschwenderisch inszenierten Spiel der Übergänge zwischen Klassen, Pausenräumen, Foyers, Arkaden, Freiflächen und landschaftlichen Fernpunkten wirkt die Anlage erfrischend individuell und frei und ist das einzige gebaute Dokument von Gerstels ausgeprägtem Raumsinn in Österreich, wo er nach Wien seine Lehrtätigkeit auch in Innsbruck entfaltete. Die Straßenfront bietet ebenerdig Einblick in die Lehrküchen, wird am Ostende von der gekurvten Leitwand umfasst, die in das ungleichseitige U des Innenhofes leitet. Hier teilen sich die Wege in die Arkade, die auf der unteren Ebene zur Zentralgarderobe, in die Freitreppe zur oberen Hauptebene und zur Aula führt. Gänge, Aula, Speisesaal, Lehrbereiche und Terrassen formen ein Kontinuum mit wechselnden Raumsituationen, geschossübergreifenden Durchblicken: ein Haus wie eine Stadt. (aus: Bauen in Tirol seit 1980, Otto Kapfinger)