Veranstaltung

Architektur Slowenien
Ausstellung
15. April 2008 bis 30. Mai 2008
Ringturm
Schottenring 30
1010 Wien


Veranstalter:in: Vienna Insurance Group

Die Meister und die Szene

Eine Ausstellung zur slowenischen Architektur in Wien

16. Mai 2008 - Paul Jandl
Es war eine Stunde null. Als zu Ostern des Jahres 1895 in Ljubljana die Erde bebte, war noch nicht abzusehen, dass damit auch die Debatten um die Architektur eine neue Wendung erfahren würden. In der ehemaligen Provinzstadt markierten in den folgenden Jahren Joe Pleniks neue Bauten einen Einschnitt, der symptomatisch bleiben sollte. Das Traditionelle und das Moderne gingen Synthesen ein und wurden zu Paradigmen, an denen sich die Diskussionen entzündeten. Wenn jetzt im Wiener Ringturm eine Ausstellung zur slowenischen Architektur gezeigt wird, dann trägt diese nicht ohne Grund den Untertitel «Meister und Szene». Aus dem Schatten von Meistern wie Joe Plenik oder Max Fabiani ist die Baukunst des kleinen Landes erst allmählich getreten. Dass dabei die Rolle des slowenischen Architekten und Theoretikers Edvard Ravnikar kaum zu überschätzen ist, macht die Schau mit ihren siebzig Projekten deutlich.

In drei historische Abschnitte ist die Ausstellung unterteilt. Die erste Epoche ist die Zwischenkriegszeit, in der Slowenien Teil des jugoslawischen Königreichs war, der zweite Abschnitt gilt der Ära des Sozialismus, und der dritte ist der Zeit nach der 1991 erlangten Unabhängigkeit gewidmet. Wie andere Regionen in Zentral- und Osteuropa lebte auch Slowenien vom Einfluss internationaler Schulen. Aus dem Wien vor der Jahrhundertwende brachte der Otto-Wagner-Schüler Plenik wichtige Anregungen mit. Während der Zwischenkriegszeit war es der Funktionalismus, der auf die slowenische Architektur bedeutenden Einfluss ausübte, später die Pariser Werkstatt Le Corbusiers. Als in den dreissiger Jahren gleich neun ehemalige Schüler von Plenik bei Le Corbusier praktizierten, war das die endgültige Abkehr von Pleniks traditionalistischen Ideen. Es war Revolte und zugleich jener Aufbruch, der – wie die Ausstellung zeigt – noch heute in der slowenischen Architektur zu erkennen ist.

Die Auswahl der gezeigten Werke ist dabei durchaus repräsentativ. Subtil sind die Linien, die sich aus der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ergeben. Von Ravnikars «Revolutionsplatz», den dieser 1960 mit seiner Hochhausarchitektur gestaltete, führen die Impulse über das Hotel Creina bis zum 1973 fertiggestellten Wohngebäude «Ferant Garden». Ravnikar und seine Schüler sind vielleicht die letzten Vertreter einer Homogenität, die es so heute nicht mehr gibt.

«Eine Generation ohne Meister» nennt der Architekturhistoriker Luka Skansi im ausgezeichneten Begleitbuch zur Ausstellung jene Gruppe von jungen Ingenieuren, denen man allenfalls den Einfluss ihrer Londoner oder Rotterdamer Schule ansieht. Und das heisst in der Architektur: Man ist so international und zugleich so individuell wie möglich. Was das Niveau der Bauten von Sadar und Vuga, Bevk-Perovi oder Vojteh Ravnikar angeht, so stehen sie im überzeugenden Einklang mit der immer noch gültigen Forderung Edvard Ravnikars – dass die Landschaften und Städte weder Denkmäler sein sollen noch Orte der Beliebigkeit.

[ Bis 30. Mai im Wiener Ringturm. Begleitbuch zur Ausstellung: Slowenien. Architektur. Meister und Szene. Hrsg. Adolph Stiller. Verlag Anton Pustet, Salzburg 2008. 156 S., € 25.–. ]

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