Veranstaltung

Friedrich Goffitzer 1927–2010
Ausstellung
3. Dezember 2014 bis 28. Februar 2015
afo architekturforum oberösterreich
Herbert-Bayer-Platz 1
A-4020 Linz


Eröffnung: Dienstag, 2. Dezember 2014, 19:00 Uhr

Vom kultivierten Umgang mit dem Raum

Architekt Friedrich Goffitzer

Entgegenkommend im Gebrauch, umfassend im Anspruch an Kultiviertheit und Schönheit: Friedrich Goffitzers Werk ist zeitlos. Mehr Beachtung würde gut tun.

3. Januar 2015 - Tobias Hagleitner
Er war Designer, Bühnenbildner, Architekt. Fritz Goffitzer, der 2010 im Alter von 83 Jahren verstorben ist, war ein wahrer Universalist der Gestaltung. Sein vielseitiges Werk reicht vom stapelbaren Bierglas über Orgeln bis zum Löschfahrzeug. Er plante Ausstellungspavillons, Firmengebäude und Wohnhäuser. Forschend widmete er sich der Harmonie- und Proportionslehre oder barrierefreiem Design.

In der Architekturgeschichte des Landes nimmt er nicht nur durch seine Bauten eine hervorragende Stellung ein. Goffitzer hat auch als Lehrender gewirkt und geprägt. Über zwanzig Jahre war er Professor der Meisterklasse für Innenarchitektur, kurzzeitig auch Rektor an der damaligen Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung in Linz.

Es sind nicht einfach Gebäude, die Goffitzer hinterlassen hat, eher Kompositionen. Ob Autohaus, Villa oder Synagoge – sie zeugen von künstlerischer Energie, handwerklicher Versiertheit und Sinn für Form und Material. Es sind menschenfreundliche, wohlproportionierte Räume, die eine moderne, wohltuend optimistische Idee von gesellschaftlicher Freiheit und Selbstbestimmtheit ausstrahlen.

Knapp ein halbes Jahrhundert nach Fertigstellung einiger seiner wichtigsten Werke inspiriert diese Haltung: Gute Architektur wurde als Errungenschaft einer technisch, sozial wie künstlerisch hoch entwickelten Kultur verstanden, gepflegt und verfeinert. Das hiesige Bauwesen dieser Tage könnte sich das zum Vorbild nehmen und die heutigen Ansprüche nachjustieren.

Die Synagoge für die Israelitische Kultusgemeinde von 1968 in der Linzer Bethlehemstraße gilt als Hauptwerk und ist dennoch kaum beachtet. Dabei ist das Gebäude nicht nur im Oeuvre Goffitzers herausragend, es ist für die Architekturlandschaft in Oberösterreich von höchstem Stellenwert.

Besonders deutlich wird bei dem Bethaus das szenografische Talent des Architekten. Mit der Bewegung durch den Raum ergibt sich ein feiner dramaturgischer Bogen. Das räumliche Arrangement berücksichtigt Geschwindigkeit und Rhythmus der Annäherung, bedenkt Pausen und Wendepunkte, den ruhevollen Moment des Ankommens. Niveausprünge, Materialwechsel, Lichtveränderungen verbinden sich zum zusammenhängenden Raumerleben.

Die Gestalt des Raums

Im Fall der Synagoge sind das tiefe Ruhe und Geborgenheit. Das verdankt sich unter anderem auch den Fresken von Fritz Fröhlich – nur ein Beispiel gelungener Kooperation des Architekten mit Kunstschaffenden. „Architektur“, schrieb Goffitzer in einer Publikation, „ist mehr als nur ein Gestalten von Räumen. Sie ist die Lehre von der Gestalt des Raums“.

Was wie ein Wortspiel klingt, muss als präzise Abgrenzung zum bloßen Bauen gelesen werden. „Architektur“ bedeutet also, die Wirkung der „Raumgestalt“ auf Leib und Psyche des Menschen zu studieren und ernst zu nehmen, Räumlichkeit nach diesen Erkenntnissen zu entwickeln. Die Bauten Goffitzers sind tatsächlich nie einfache Container oder Kisten. Sie sind körperlich gedacht, oft plastisch überarbeitet.
Wohl proportioniert

Der Raum ist dreidimensional durchformt, nicht eine Grundrisszeichnung mit Wänden und Decke. Wie die Glieder eines Menschen sind die Einzelteile eines Baus und Gebäude mit der Umgebung in einem Maßzusammenhang. Es gibt Verhältnisse und Beziehungen zwischen oben und unten, innen und außen, sowie Kommunikation zwischen den Teilen und Rhythmik.

Dass Fritz Goffitzer das nicht nur bei sakralen Räumen und edlen Wohnhäusern umzusetzen wusste, zeigt sich gut an dem Autohaus mit knapp 12.000 Quadratmetern Werkstatt- und Verkaufsflächen, das er Mitte der 1960er-Jahre im Linzer Hafenviertel errichtete. Selten verbreiten Gebäude von dieser Größe und Funktion so viel Leichtigkeit, Offenheit und Charme. Die Besichtigung dieses Objekts sei insbesondere all jenen ans Herz gelegt, die im Hafen künftig „Großes“ planen.
Zur Person und Ausstellung im afo:

Friedrich Goffitzer: 1927 geboren in Klagenfurt; 1961 Generalsekretär Österreichischer Werkbund; 1964 Gesamtgestaltung XIII. Triennale Mailand; 1973 Professur für Innenarchitektur; 1976 Gründung Forschungsinstitut ÖFIBU; 1996 Emeritierung; 2010 verstorben in Linz.

Einige Bauten: 1962/63: ÖAMTC Bürogebäude, Linz (abgebrochen); 1967/68: Neue Synagoge, Linz; 1965/67/72: Zentralwerkstätte Peugeot Leischko (ehemalig), Linz; 1970: Golfclub Puchenau (abgebrochen); 1980: Neue Galerie (Lentia 2000), Linz.

Ausstellung „Friedrich Goffitzer 1927–2010“: afo architekturforum oberösterreich; bis 28. Februar 2015; Aufarbeitung des Nachlasses durch Maria Weinberger; Kuratorin: Veronika Müller.

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Für den Beitrag verantwortlich: Oberösterreichische Nachrichten

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