Veranstaltung
Loeliger Strub Architektur
Vortrag
Mittwoch, 14. September 2005, 18:30 Uhr
Architekturforum Zürich
Neumarkt 15
CH-8001 Zürich
Neumarkt 15
CH-8001 Zürich
Veranstalter:in: Architekturforum Zürich
Behutsame Eingriffe
Zum Schaffen von Marc Loeliger und Barbara Strub
Das durchdachte Weiterbauen an städtebaulichen Situationen kennzeichnet die Arbeit von Marc Loeliger und Barbara Strub. In ihren Projekten versuchen die beiden Architekten, Stimmungen und Bilder aufzuspüren und baukünstlerisch umzusetzen.
2. September 2005 - J. Christoph Bürkle
Angefangen hatte es mit dem Werkhof des Elektrizitätswerks in Altdorf: Barbara Strub, Regula Harder und Jürg Spreyermann hatten 1994 den Wettbewerb für dieses 16-Millionen- Franken-Projekt gewonnen. Es ging dabei um die Integration eines Werkhofes mit Bürogebäude in eine vornehmlich aus alten Patrizierhäusern bestehende Umgebung. Die Architekten übernahmen mit der strassenseitigen Anbindung der Bauten das alte Bebauungsmuster. Bei der einheitlichen Materialisierung der drei neuen Gebäude mit Flachdächern, Industrieglas (Profilit) und transparenter Skelettkonstruktion setzten sie jedoch auf ein konsequent modernes Erscheinungsbild. So entstand in Altdorf aus der neuen Interpretation eines städtebaulichen Musters ein markantes Ensemble, das den Ort sinnfällig definiert und zugleich vom Mut der Bauherrschaft zeugt, einem jungen, noch unerfahrenen Team die Realisierung der Neubauten zu überlassen. Im Jahr 1999 gründete Barbara Strub, die bei Hans Kollhoff diplomiert und einige Jahre bei Bétrix Consolascio Architekten gearbeitet hatte, zusammen mit Marc Loeliger das Büro Loeliger Strub Architektur. Ihr Partner hatte zuvor im Büro Meili Peter an der Holzfachschule in Biel mitgearbeitet und war vor der Bürogründung zudem Projektleiter der Therme in Vals von Peter Zumthor.
Weiterbauen am Bestand
Um die Themen des Weiterbauens einer bereits existierenden Struktur ging es - unter anderen Vorzeichen als in Altdorf - auch beim Haus zur Stiege in Bürglen in der Innerschweiz. Dort galt es, das Stallgebäude eines am Rande des historischen Dorfkerns gelegenen Bauernhauses aus dem 17. Jahrhundert durch einen Neubau zu ersetzen. Loeliger und Strub waren von der klaren Setzung des Stalls zum talseitig orientierten Hauptbau sowie von dessen räumlichen Qualitäten derart angetan, dass sie ihn gleichsam im Geiste weiter bauten. Deshalb liessen sie den Bruchsteinsockel des alten Stalls stehen und setzten das neue Gebäude, welches nun fast das gleiche Volumen wie der Vorgängerbau einnimmt, wie ein Möbel auf die alte Mauer, so dass die Verbindung von altem Fundament und neuem Holzbau offensichtlich blieb und dessen alte Form weiter bestehen blieb und zugleich überhöht wurde. Dieses Prinzip führten sie in der Materialisierung fort: Anstelle des alten Strickbaus entstand ein Holzständerbau mit einer Verkleidung aus rohen Fichtenbrettern, die mit der konstruktiven Schicht zu einer Einheit verflochten ist.
Konventionen auf ihren Gehalt hin zu befragen und zeitgemäss weiterzudenken, ohne sie zu verneinen, ist einer der architektonischen Ansätze von Loeliger und Strub; ein anderer ist die Beschäftigung mit gegensätzlichen Raumtypen. So bauten sie ein Einfamilienhaus in Zollikon, dessen Kern zwei schmale, gegenläufige Treppen enthält. Durch diese kleine Veränderung wird die horizontale Raumaufteilung gesprengt, und die Zimmer werden ohne Korridore direkt erschlossen. Dieses System erlaubt es, die Stockwerke auch ganz unterschiedlich aufzuteilen, wenn sich die Lebenssituation der Bewohner ändert. Die Geschosse können getrennt voneinander bewohnt werden. Sie lassen sich - je nach Stellung der Türflügel - in fliessende Bereiche verwandeln oder als traditionelle Kammern nutzen.
Für die im letzten Jahr in Zürich durchgeführte Studie einer städtebaulichen Erneuerung des Areals beim Bürkliplatz schlugen Loeliger und Strub ein einfaches, verblüffend logisches Projekt vor: Gleichsam als Résumé der vielen Eingriffe und Planungen an diesem Uferbereich, die von der Seeaufschüttung bis zu ehrgeizigen Neubauprojekten reichen, schlugen sie eine Aussichtsplattform vor, die wie ein grosser Ponton weit in den See hinausreichen sollte. Dabei wurde das Geviert zwischen Börsen-, Bahnhof- und Fraumünsterstrasse städtebaulich von ihnen «weitergedacht», ohne die bestehende Quai- und Brückenanlage zu tangieren. Da Holz als Baumaterial vorgeschrieben war, schlugen sie die Konstruktion vormontierter, zu grossen Kastenelementen verbundener Fachwerkträger vor, die wiederum mit Holz verschalt und auf Pfähle im See gesetzt werden sollten. Diese einfache und preiswerte Lösung sollte einerseits an Bootsanleger, anderseits an die hier einst gefundenen Pfahlbauten erinnern. Unterhalb der Plattform sahen sie ein Restaurant mit Panoramablick auf See und Berge vor: ein minimalistisches Projekt, aus dem bestimmt ein spannendes Bauwerk geworden wäre.
Eindeutige Formulierungen
Zurzeit arbeiten Loeliger und Strub an mehreren öffentlichen Projekten. Beim Wettbewerb zur Erweiterung des Schweizerischen Landesmuseums kamen sie in die zweite Runde, bei der bevorstehenden Sanierung der Hochhäuser Hardau in Zürich können sie ein neues Farbkonzept der Markisen umsetzen, und 2006 beginnen sie mit dem Umbau des städtischen Altersheims Kalchbühl. Eine interessante Wohnanlage planten sie ausserdem für die Stähelimatte in Zürich Seebach. Doch das Wettbewerbsprojekt erreichte 2003 nur den zweiten Preis. Für den langgezogenen, viergeschossigen Baukörper, der den Abschluss einer Randsiedlung mit Blick ins Grüne hätte bilden sollen, entwickelten sie eine prägnant modulierte Form. Tiefe Einschnitte und grosse Fenster hätten allen Wohnungen den Bezug zur umgebenden Landschaft ermöglicht. Zugleich hätte sich durch die Repetition der Raumtypen eine sehr wirtschaftliche Bauweise des Gebäudes gegeben.
Es sind behutsame Eingriffe in den Stadtkörper, mit denen Barbara Strub und Marc Loeliger Bilder und Stimmungen architektonisch zu formulieren und reduziert umzusetzen suchen. In ihrem Schaffen ist dabei eine Tendenz zu spüren, sich von gängigen Entwurfsstrategien zu lösen und zu handwerklicher Authentizität und freieren Geometrien zu gelangen. Das Kontextuelle und das Objekthafte halten sich jedoch in ihren Bauten und Projekten immer in einer angemessenen Balance.
[ Marc Loeliger und Barbara Strub stellen im Rahmen eines Vortrags ihre Arbeiten am Mittwoch, 14. September, um 18.30 Uhr im Architekturforum Zürich vor. ]
Weiterbauen am Bestand
Um die Themen des Weiterbauens einer bereits existierenden Struktur ging es - unter anderen Vorzeichen als in Altdorf - auch beim Haus zur Stiege in Bürglen in der Innerschweiz. Dort galt es, das Stallgebäude eines am Rande des historischen Dorfkerns gelegenen Bauernhauses aus dem 17. Jahrhundert durch einen Neubau zu ersetzen. Loeliger und Strub waren von der klaren Setzung des Stalls zum talseitig orientierten Hauptbau sowie von dessen räumlichen Qualitäten derart angetan, dass sie ihn gleichsam im Geiste weiter bauten. Deshalb liessen sie den Bruchsteinsockel des alten Stalls stehen und setzten das neue Gebäude, welches nun fast das gleiche Volumen wie der Vorgängerbau einnimmt, wie ein Möbel auf die alte Mauer, so dass die Verbindung von altem Fundament und neuem Holzbau offensichtlich blieb und dessen alte Form weiter bestehen blieb und zugleich überhöht wurde. Dieses Prinzip führten sie in der Materialisierung fort: Anstelle des alten Strickbaus entstand ein Holzständerbau mit einer Verkleidung aus rohen Fichtenbrettern, die mit der konstruktiven Schicht zu einer Einheit verflochten ist.
Konventionen auf ihren Gehalt hin zu befragen und zeitgemäss weiterzudenken, ohne sie zu verneinen, ist einer der architektonischen Ansätze von Loeliger und Strub; ein anderer ist die Beschäftigung mit gegensätzlichen Raumtypen. So bauten sie ein Einfamilienhaus in Zollikon, dessen Kern zwei schmale, gegenläufige Treppen enthält. Durch diese kleine Veränderung wird die horizontale Raumaufteilung gesprengt, und die Zimmer werden ohne Korridore direkt erschlossen. Dieses System erlaubt es, die Stockwerke auch ganz unterschiedlich aufzuteilen, wenn sich die Lebenssituation der Bewohner ändert. Die Geschosse können getrennt voneinander bewohnt werden. Sie lassen sich - je nach Stellung der Türflügel - in fliessende Bereiche verwandeln oder als traditionelle Kammern nutzen.
Für die im letzten Jahr in Zürich durchgeführte Studie einer städtebaulichen Erneuerung des Areals beim Bürkliplatz schlugen Loeliger und Strub ein einfaches, verblüffend logisches Projekt vor: Gleichsam als Résumé der vielen Eingriffe und Planungen an diesem Uferbereich, die von der Seeaufschüttung bis zu ehrgeizigen Neubauprojekten reichen, schlugen sie eine Aussichtsplattform vor, die wie ein grosser Ponton weit in den See hinausreichen sollte. Dabei wurde das Geviert zwischen Börsen-, Bahnhof- und Fraumünsterstrasse städtebaulich von ihnen «weitergedacht», ohne die bestehende Quai- und Brückenanlage zu tangieren. Da Holz als Baumaterial vorgeschrieben war, schlugen sie die Konstruktion vormontierter, zu grossen Kastenelementen verbundener Fachwerkträger vor, die wiederum mit Holz verschalt und auf Pfähle im See gesetzt werden sollten. Diese einfache und preiswerte Lösung sollte einerseits an Bootsanleger, anderseits an die hier einst gefundenen Pfahlbauten erinnern. Unterhalb der Plattform sahen sie ein Restaurant mit Panoramablick auf See und Berge vor: ein minimalistisches Projekt, aus dem bestimmt ein spannendes Bauwerk geworden wäre.
Eindeutige Formulierungen
Zurzeit arbeiten Loeliger und Strub an mehreren öffentlichen Projekten. Beim Wettbewerb zur Erweiterung des Schweizerischen Landesmuseums kamen sie in die zweite Runde, bei der bevorstehenden Sanierung der Hochhäuser Hardau in Zürich können sie ein neues Farbkonzept der Markisen umsetzen, und 2006 beginnen sie mit dem Umbau des städtischen Altersheims Kalchbühl. Eine interessante Wohnanlage planten sie ausserdem für die Stähelimatte in Zürich Seebach. Doch das Wettbewerbsprojekt erreichte 2003 nur den zweiten Preis. Für den langgezogenen, viergeschossigen Baukörper, der den Abschluss einer Randsiedlung mit Blick ins Grüne hätte bilden sollen, entwickelten sie eine prägnant modulierte Form. Tiefe Einschnitte und grosse Fenster hätten allen Wohnungen den Bezug zur umgebenden Landschaft ermöglicht. Zugleich hätte sich durch die Repetition der Raumtypen eine sehr wirtschaftliche Bauweise des Gebäudes gegeben.
Es sind behutsame Eingriffe in den Stadtkörper, mit denen Barbara Strub und Marc Loeliger Bilder und Stimmungen architektonisch zu formulieren und reduziert umzusetzen suchen. In ihrem Schaffen ist dabei eine Tendenz zu spüren, sich von gängigen Entwurfsstrategien zu lösen und zu handwerklicher Authentizität und freieren Geometrien zu gelangen. Das Kontextuelle und das Objekthafte halten sich jedoch in ihren Bauten und Projekten immer in einer angemessenen Balance.
[ Marc Loeliger und Barbara Strub stellen im Rahmen eines Vortrags ihre Arbeiten am Mittwoch, 14. September, um 18.30 Uhr im Architekturforum Zürich vor. ]
Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung
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