Veranstaltung

Zaha Hadid Architecture
Ausstellung
10. September 2005 bis 15. Januar 2006
Architekturmuseum Basel
Steinenberg 7
Postfach 911
CH-4001 Basel


Veranstalter:in: S AM Schweizerisches Architekturmuseum
Eröffnung: Freitag, 9. September 2005, 18:00 Uhr

Bewegung und Tanz

Ausstellung Zaha Hadid im Architekturmuseum Basel

Den geplanten Neubau des Basler Stadtkasinos nach Plänen von Zaha Hadid nimmt das Architekturmuseum Basel zum Anlass für die Präsentation der bisher umfangreichsten Schau der Architektin in der Schweiz. Neben dem Projekt für den Barfüsserplatz werden auch Bauten in Cincinnati, Kopenhagen und Leipzig vorgestellt.

15. September 2005 - Lutz Windhöfel
Spätestens seit vor fünf Jahren die von Herzog & de Meuron umgebaute Tate Modern in London mit einem rekordverdächtigen Mediengewitter eröffnet wurde, hat man sich in Basel daran gewöhnt, dass nicht nur der Fussballklub, sondern auch die Spitzenarchitekten der Stadt in der Champions-League mitspielen. Deshalb wohl registrierte man, als im vergangenen Dezember Zaha Hadid den Wettbewerb für ein neues Basler Stadtkasino gewann, den Sieg der Architektin aus London im Sinne eines Fairplay. Da Hadid das überzeugendste Projekt präsentierte, konnte sie als Frau neben der urbanistisch-ästhetisch interessierten Öffentlichkeit auch die lokalpolitisch starke Linke sowie das feministische Lager für sich einnehmen. Dies obwohl sie und ihr Projekt des neuen Basler Stadtkasinos deutlich machen, dass auch motorisierter Verkehr, Extravaganz und Starallüren zu den weiblichen Lebenswelten gehören.

Von Basel bis Guangzhou

Die veranschlagten Kosten für das neue Stadtkasino sind mit 100 Millionen Franken für ein Haus der Kultur beachtlich und wurden in jüngster Zeit nur selten übertroffen: etwa von der Tate Modern in London, von Jean Nouvels KKL in Luzern oder von Rafael Moneos «Kursaal» in San Sebastián. Vierzig Prozent der Baukosten, so der Plan der privatrechtlichen Gruppenbauherrschaft, sollen das Stadtparlament und - nach dem erwarteten Referendum - die Stimmbürger aus der Staatskasse genehmigen. Auf diesen zentralen Punkt der Baugenese im kommenden Spätsommer zielt die Arbeit der bisher sensiblen und professionellen Projektleitung von Cyrill Häring. In diesem Kontext öffnet nun Ulrike Jehle das Architekturmuseum für die Ausstellung «Zaha Hadid Architecture - Projects and Built Work». Es ist die bisher umfangreichste Schau der Architektin in der Schweiz.

Das Projekt des neuen Stadtkasinos Basel bildet mit einem sehenswerten Video aus Dokumentaraufnahmen, die von einer virtuellen Kamerafahrt durch den existierenden Stadtraum und das künftige Haus überlagert werden, wie auch mit Modellen und Plänen nur ein Zentrum der vom Büro in London konzipierten und gestalteten Schau. Das kurz vor der Fertigstellung stehende Science-Center in Wolfsburg, der gerade vollendete Anbau an das Ordrupgaard-Museum bei Kopenhagen, die unlängst eingeweihte neue BMW-Zentrale in Leipzig, das 2003 bezogene Rosenthal Center for Contemporary Art in Cincinnati sind wie das projektierte Opernhaus im chinesischen Guangzhou ein substanzieller Teil des Rundgangs. Der klar und reichhaltig präsentierten Ausstellung hätte etwas weniger Designer-Purismus gut getan. Ein geübtes Auge findet sich zurecht; doch viele Exponate dieser Schau, die Information und Meinungsbildung eines breiteren Publikums anstreben will, sind mit minimalen Bildbeschriftungen nur schwer verständlich. - Aufschlussreich sind insbesondere die dokumentarischen Fotografien, denn die Häuser in Cincinnati, Kopenhagen, Leipzig und Wolfsburg sind Grossarchitekturen, von denen Hadids zeichnerische Visionen schon in den achtziger Jahren kündeten und die sich bei Bauminiaturen wie dem Vitra-Feuerwehrhaus oder dem Länder-Pavillon in Weil am Rhein nur erahnen liessen. Licht, Schatten, Bewegung, räumliche Offenheit und Tanz scheinen begriffliche Koordinaten für Aussen- und Innenform von Hadids Architekturen: bei der Autofabrik in Leipzig ebenso wie bei den Kulturbauten. Immer wieder kann man Bezüge zum Basler Projekt entdecken. So hat das Science-Center in Wolfsburg ein ähnlich auskragendes Dach über dem Haupteingang wie das Kasino.
Verschönerung der Stadt

Vielleicht gibt es sogar einen Zusammenhang zwischen Zaha Hadid und der neuen Vorschrift für die Bestuhlung von Basels Boulevardrestaurants. Der Staat will nämlich zur architektonischen Aufwertung des öffentlichen Raumes ein Verbot von Plasticstühlen durchsetzen und diese durch Sitzmöbel aus Metall ersetzen. Allein vor dem heutigen Stadtkasino (das für den Hadid- Bau abgerissen werden soll) stehen 350 Plasticsessel. Die Innenarchitektur der heutigen Stadtkasino-Lokale prägt eine eklektizistische Erlebniswelt zwischen Skihütte und amerikanischem Middle-West-Charme. Im neuen Basler Stadtkasino, das man im September 2009 beziehen will, werden solche Geschmacklosigkeiten kaum mehr möglich sein. Und eines ist sicher: Zaha Hadid hasst Plasticstühle.

[ Bis 13. November im Architekturmuseum Basel. ]

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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