Veranstaltung

Ernst Plischke
Ausstellung
21. März 2003 bis 20. April 2003
Akademie der bildenden Künste Wien
Aula und Ausstellungsräume der Akademie der bildenden Künste Wien
Schillerplatz 3
A-1010 Wien


Veranstalter:in: Akademie der bildenden Künste
Eröffnung: Donnerstag, 20. März 2003, 19:00 Uhr

Das Neue Bauen und die Neue Welt, das Gesamtwerk

Der österreichisch-neuseeländische Architekt, Städteplaner, Möbeldesigner und Lehrer Ernst A. Plischke (1903–1992) war der wesentlichste Wegbereiter der klassischen Moderne und des Neuen Bauens in Österreich. Zu seinem 100. Geburtstag zeigt die Akademie der bildenden Künste Wien, der Plischke zuerst als Schüler von Peter Behrens und später als Professor für Architekturentwurf (1963–1973) verbunden war, eine umfangreiche Ausstellung mit neuem Material aus Österreich und Neuseeland.

Die Ausstellung „Das Neue Bauen und die Neue Welt, das Gesamtwerk“ dokumentiert anhand von Photos, Plänen, Modellen und Publikationen erstmals vollständig Plischkes Bauten und städtebaulichen Projekte und erörtert diese innerhalb des „Projektes der Moderne“. Dieser diskursive, interdisziplinäre Blick, der auch den begleitenden Katalog auszeichnet, brachte unerwartete Aspekte ans Licht, etwa die intensive Farbigkeit und differenzierte Materialität von Plischkes Raumschöpfungen.

Das Leben und Werk des österreichischen Architekten Ernst A(nton) Plischke wurde durch die politische Geschichte des 20. Jahrhunderts in drei Abschnitte geteilt. Auf die Jahre seiner Ausbildung und seiner ersten Erfolge in Österreich folgten 1939–1963 die Emigration in Neuseeland und schließlich seine Rückkehr nach Wien als Professor für Architektur an der Akademie der bildenden Künste Wien. Plischke gehört zur zweiten Generation der Moderne. Er war Mitarbeiter von Josef Frank und Tutor des New Yorker Architekten William Muschenheim. Seine Bewunderung für Le Corbusier ist in vielen Arbeiten und städtebaulichen Planungen sichtbar.

Ernst Plischke war durch seine Jahre in der Emigration der wahrscheinlich „internationalste“ österreichische Architekt seiner Generation. Berührungspunkte gibt es sowohl mit Lois Welzenbacher (1889–1955), mit dem ihn das Vokabular der Moderne und das landschaftsbezogene Bauen verbindet, als auch mit Rudolf M. Schindler (1887–1953), der wie Plischke in Wien studiert hatte und dann in Los Angeles die Möglichkeit zur experimentellen Umsetzung und Neuinterpretation fand.

Plischkes Bauten zeugen von einer poetischen und humanen Architektur. Dies verbindet ihn auch mit Alvar Aalto (1898–1976), der wie Plischke den Benutzer ins Zentrum der architektonischen Planung stellte und Gebäude von außerordentlicher Lebensqualität entwickelte. Plischkes Stärke lag denn auch im Wohnbau und in der stetigen Verfeinerung seiner Mittel. Mit missionarischem Eifer suchte er der Moderne als Architekt und Lehrer Akzeptanz zu verschaffen. Publikationen wie „Design and Living“ (1947) und „Vom Menschlichen im neuen Bauen“ (1969) erläutern Plischkes Baugedanken.

Ernst A(nton) Plischke
geboren 1903 in Klosterneuburg. 1919–1923 Besuch der Kunstgewerbeschule des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie in Wien (Lehrer: Oskar Strnad und Josef Frank). 1923–1926 Studium der Architektur an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Peter Behrens. 1928 Gründung eines eigenen Architekturbüros in Wien. Ab 1929 Mitgliedschaft im Österreichischen Werkbund und Teilnahme an dessen Ausstellungen.
1939 emigrieren E.A. und seine Frau Anna Plischke über London nach Wellington in Neuseeland. 1939–1942 Arbeit für das „Department of Housing Construction“ des Ministeriums für Wohnbau in Wellington, 1943–1947 für das „Department of Town Planning“. In der Folge Ernennung zum „Community Planner“ und Leiter des Departments. 1948 quittiert Plischke den Staatsdienst und gründet mit Cedric H. Firth das Atelier »Plishke & Firth«.
1963–1973 Professor für Architektur an der Akademie der bildenden Künste Wien (Nachfolge von Clemens Holzmeister). 1965–1973 Leiter des Instituts für Sakrale Kunst. 1965/1966 Rektor der Akademie der bildenden Künste Wien, 1967–1970 Prorektor, 1973 Emeritierung.
Ernst A. Plischke stirbt am 23. Mai 1992 im Alter von 89 Jahren in Wien.

Preise und Ehrungen (Auswahl)
Großer Staatspreis für bildende Kunst (erstmals in der Sparte Architektur, 1935); Preis der Stadt Wien für Kunst (1961 in Abwesenheit); Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse (1973), Ehrenmitgliedschaft der Akademie der bildenden Künste Wien (1983), Ehrenmitglied des „American Institute of Architects“ (1987), Goldenes Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (1988), Ehrenmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Architektur (1988).

Bauten (Auswahl)
Wohnung Hans und Lucie Rie (Wien, 1928–29), Arbeitsamt Wien-Liesing (1930), Arbeitsamt Gmünd (1930–1931), Arbeitsamt Amstetten (1931–1933), Haus Gamerith (Attersee, 1933–1934), Massey House (Wellington, 1951–1957), Sutch House (Wellington, 1953–1956), Haus Frey (Graz, 1970–1973), Haus Koller-Glück (Wien, 1972–1974).

Aus Anlaß der Ausstellung erscheint ein Katalog im Prestel-Verlag, München, ca. 400 S. mit ca. 446 Abb., davon ca. 116 in Farbe

Programm in den Ausstellungsräumen

Vortrag
Dienstag, 25. 03. 2003, 19.00 Uhr
Lynda Tyler, Chief Librarian, University of Otago, Neuseeland
E.A. Plischke in Neuseeland
(Vortrag in englischer Sprache)

Im Rahmen der Ausstellung, die vor allem auch die Bau- und Planungstätigkeit Plischkes in Neuseeland 1939–1963 erstmals umfassend mit Photos und Plänen darstellt, präsentiert die Kunsthistorikerin Linda Tyler kenntnisreich diesen für die Artikulation von Plischkes spezifischer „humaner“ Architekturauffassung so zentralen Werkabschnitt. Die Plischke-Spezialistin beschäftigt sich auch mit der Rolle und dem Einfluß des Architekten, der 1939–1942 für das „Department of Housing Construction“ des Ministeriums für Wohnbau in Wellington sowie 1943–1948 für das „Department of Town Planning“ arbeitete, auf die moderne Architektur und Stadtplanung Neuseelands.

Linda Tyler
Studium der Kunstgeschichte an der Universität von Canterbury, Diplomarbeit zu E. A. Plischkes Arbeiten in Neuseeland. Lehrtätigkeit an der Victoria University (Wellington) und an der Waikato University (Hamilton). Kuratorin der Kunstsammlung am Waikato Museum of Art and History in Hamilton. Seit 1992 Leitung der Abteilung für Kunstgeschichte an der School of Art (Dunedin), dann Leitung der Abteilung für Geschichte des Designs an der School of Architecture and Design am Unitec Institute of Technology in Auckland. Seit 1998 Kuratorin der Bildersammlung der Hocken Library der University of Otago.

Vortrag
Dienstag, 08. 04. 2003, 19.00 Uhr
Joost Meuwissen, Professor für Städtebau, Akademie der bildenden Künste Wien
Ernst Plischke: Bauten und Entwürfe

Im Rahmen der Ausstellung, die Plischke nicht nur als Architekten, sondern auch als Städteplaner präsentiert, hält Joost Meuwissen, Professor für Städtebau an der Akademie der bildenden Künste Wien, einen Vortrag zu Plischkes Bauten und Entwürfen.

In seiner Analyse der Bauten Plischkes schreibt Meuwissen: "Ernst Plischkes Arbeiten sind gekennzeichnet von einer in seiner Zeit seltenen Abwesenheit von Formalismen. Architektonische Elemente wie Fenster und Tür werden nicht an sich gestalterisch hervorgehoben, sondern die Fenster betonen eher die Dünne der Fassadenfläche, und die Türen, durch welche diese Dünne durchbrochen zu werden droht, liegen in einer eigenen, virtuellen Fläche verborgen. Daher auch Plischkes Vorliebe für Schiebetüren, welche wie Gardinen sich und die Fläche, die sie bilden, aufheben können.
Plischkes anläßlich der Wiener Werkbundsiedlung 1932 formulierte Kritik an Adolf Loos' Schwere wurde nicht nur durch ein ästhetisches Programm der Leichtigkeit belegt, sondern auch durch eine direkte Qualität des Materials, die eine Definierung des Raumes, eines Raumprogramms oder Raumplanes überflüssig macht. Da dies auch die Betonung des Raums und seiner Mitte ablöst, fehlt zumeist die Querachse als gestalterisches Merkmal. Die Architektur, die Aussicht werden in die Breite, nicht in die Tiefe des Blickes hinein aufgespannt. "

Joost Meuwissen
Geboren 1950 in Breda, Niederlande.
1978 Diplomingenieur an der TU Delft, Fachbereich Architektur | 1988 Doktorat der Technischen Wissenschaften an der TU Eindhoven | 1995–2000 Büro One Architecture in Amsterdam, mit Matthijs Bouw | seit 2001 Büro Joost Meuwissen Architect in Amsterdam
1992–1995 | Co-Professur Gebäudelehre an der Universität Karlsruhe | 1994 Gastprofessor am Berlage instituut in Amsterdam | 1995–2002 Ordinariat Städtebau und Entwerfen an der TU Graz | seit 2002 Professur für Städtebau an der Akademie der bildenden Künste Wien.
Zahlreiche Projekte und Wettbewerbe in den Niederlanden, Österreich, Belgien usw.

Weitere Veranstaltungen zum 100. Geburtstag E.A. Plischkes

Ernst A. Plischke als Möbeldesigner
Ausstellung: 20. 03. – 29. 06. 2003
Kaiserliches Hofmobiliendepot, Andreasgasse 7, 1070 Wien
www.hofmobiliendepot.at

Ernst A. Plischke und die österreichische Avantgarde in der Emigration
Symposium: 21. 03. 2003, 10.00 – 20.00 Uhr
Vorträge und Podiumsdiskussion
Architekturzentrum Wien, Podium
www.azw.at

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