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Steeldoc 02/07
Auditorien und Konzerthallen
Steeldoc 02/07
zur Zeitschrift: Steeldoc
Herausgeber:in: Stahlbau Zentrum Schweiz

Farbraum für ein karges Land

Auf geschwungenen Strassen durchquert man die karge Landschaft des Naturparks von Gabo de Gata östlich von Almeria, um den kleinen Ort Nijar zu erreichen. Hier liegt inmitten von Feldern und andalusischen Häusern ein Kulturzentrum, das durch seine Abstraktion und Farbintensität eigentümlich fremd und doch dem Ort verbunden scheint.

26. Juli 2007 - Sergio Baragaño Cachón
Der Ort Nijar liegt just ausserhalb der geschützten Zone des Naturparks Gabo de Gata. Landwirtschaftliche Gewächshäuser prägen hier das Landschaftsbild. Der Weg endet auf einer Höhe von 356 Metern über Meer auf den Ausläufern der Berge, wo das intensive Sonnenlicht die Häuser zu absorbieren scheint. Zwischen den terrassierten Feldern und den kalkweissen Häusern, welche die Landschaft übersäen, empfängt das Kulturzentrum Nijar den Besucher als gehörte es nicht in diese Zeit. Irgendwie erinnert es an die Kraft der maurischen Festungstürme, die noch heute die Küstenzone Andalusiens prägen, und ist doch ein Manifest der reduzierten, aber intensiven zeitgenössischen Architektursprache Spaniens.

Die Architekten Morales, Giles und Mariscal sprechen in ihrem Buch «A favor de una arquitectura instalada» von einer Auseinandersetzung mit der Integration in einen Ort, der vom «Genius Loci» lebt. Das Grundstück liegt inmitten der alten Gärten von Nijar. Die beiden leichten Baukörper stehen auf einem halb in den Fels gegrabenen gemeinsamen Sockel, als ob sie kaum den Boden berührten. Die sklupturale Form unterstreicht die Stärke und Eleganz, mit welcher sich der Neubau in seine Umgebung fügt.

Auf der einen Seite der gleissende Horizont des Mittelmeers, auf der anderen Seite die kargen Bergketten der andalusischen Wüste – dieses Naturspektakel wurde vom Gebäude visuell und räumlich eingefangen. Das harmonische, leichte und gleichzeitig von der strukturellen Reinheit einer Architektur von Mies van der Rohe bestimmte Projekt findet durch den Dialog mit der Umgebung seine angemessene Dimension. Eine auf den Menschen zugeschnittene Massstäblichkeit lädt dazu ein, sich über einen geheimnisvollen Hof zu nähern, einzutreten und das Innere zu erforschen und zu nutzen. Dieser Dualismus von geheimnisvoller Anziehung und Fremdheit macht das Projekt interessant und verleiht ihm Kraft. Die elegante Reinheit und Einfachheit seines Äusseren steht im Gegensatz zur Explosion der Farben, die das Innere prägen. Es bestehen zwei Strukturen nebeneinander, eine verschmilzt mit dem Grundstück, die andere hebt zwei leichte Bauvolumen hervor. Die Dualität besteht auch im Raumprogramm, das zwei Arten von Nutzungen nebeneinander bestehen lässt: eine für den Tag (Übungsräume, Büros und Ausstellungsräume), die andere für den Abend (Kino, Theater, Tanzsaal und Bar). So wurde die Nutzung zwei Baueinheiten zugeordnet. Der Sockel, der sie verbindet, beherbergt die gemeinsamen Funktionen wie Garderoben, Toiletten und Diensträume.

Ein dreiteiliges Stahlskelett bildet die volumetrische Armatur. HEB-Stützen, INP-Träger und röhrenförmige Diagonalen bilden ein Zimmerwerk, welches gewichtige Auskragungen erlaubt. All diese Profile bestehen aus S275JR-Stahl. Die volumetrischen Auskragungen bestehen aus einer ersten Reihe von freitragenden INP-500-Trägern, welche transversal ohne Zwischenabstützung montiert sind. Senkrecht dazu und unabhängig von der Primärstruktur formt ein zweites Gitternetz von dreieckigen Kassettenträgern die Zwischenstruktur dieser Volumen.

Die Tragstruktur wird durch Profilblechplatten, ohne Armierung in den unzugänglichen Bereichen des Daches und armiert in den übrigen Bereichen, ergänzt. Auf dem Stahlskelett sind die verschiedenen konstitutiven Schichten der Hülle bis zur sichtbaren Aussenhaut befestigt: zuerst die Verbundplatten, welche an den Fassaden und der Deckenstruktur befestigt sind, dann die Wärmeisolation aus Polystyrol und schliesslich die durchlässige Metallschicht, die aus einem Maschengitter besteht. Letztere ist in Platten von 250 x 80 cm zugeschnitten, die am sekundären Gerüst befestigt und von allen Seiten des Bauwerks um 15 cm abgehoben sind. Dieses Metallnetz bildet einen durchgängigen Mantel, der sich auf allen Fassaden und auf dem Dach fortsetzt.

In den Innenräumen wird dieses Konzept eines durchgehenden Mantels fortgesetzt. Die fertigen Oberflächen bestehen aus feuerfesten Faserplatten, die mit Melanin in lebhaften Farben beschichtet sind. Im Eingangsbereich besteht die Eindeckung aus einem verzinkten Stahlblech, um das Licht zu reflektieren. Schliesslich wurden die verschiedenen Nebenräume im Innern in kleinen Volumen aus Stahl und Glas untergebracht, um die Wahrnehmung des grossen farbigen Innenraums nicht zu beeinträchtigen. Über 200 Tonnen Stahl wurden verwendet, damit nun der Vorhang aufgehen und das Schauspiel beginnen kann.

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Für den Beitrag verantwortlich: Steeldoc

Ansprechpartner:in für diese Seite: Evelyn C. Frischinfo[at]szs.ch

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