Zeitschrift

TEC21 2008|03-04
Vor Ort
TEC21 2008|03-04
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Die endlos scheinende Zahl von Strandhäuschen, die akkurat aneinandergereiht sind, ist das Ergebnis einer ebenso einfachen wie demokratischen Planung «vor Ort». Das Bedürfnis nach Stauraum und Rückzugsort wird adäquat befriedigt, und die Distanz zum Strand ist für alle Badegäste dieselbe. Man könnte die Häuschen mit dem idealisierten Topos der Urhütte assoziieren, dem von den «Primitiven» aus vier miteinander verbundenen Stützen errichteten Dach über dem Kopf, wie es Marc-Antoine Laugier (1713–1769) als Urform eines jeden architektonischen Bauwerks postulierte. Wären da nicht die ebenso präzis positionierten Mülltonnen, die sinnbildlich stehen für das Hereinbrechen der Zivilisation – das Fanal der Stadtplanung.

Die ist im 20. Jahrhundert zunehmend in Verruf geraten: «Die Illusion einer perfekten Stadt (ist) gescheitert. (...) Keine Planstadt ist jemals unverändert geblieben, keine Planung nicht über kurz oder lang modifi ziert worden. Allen Bestrebungen der Stadtkontrolle zum Trotz entwickeln sich Städte in unvorhergesehene Richtungen»[1], konstatiert Johan Holten, 2004 Kurator der Ausstellung «Non Standard Cities» in Berlin. Die Gründe dafür lokalisiert Philipp Oswalt in den «jenseits der Stadtplanung liegenden Kräften – ob es kriegerische oder ökonomische Entwicklungen, politische oder ideologische Ereignisse, Entwicklungen der Infrastruktur (...) sind» – und subsummiert sie unter dem Begriff «automatischer Urbanismus»[2].

Dem Unvorhersehbaren Raum zu geben ist die Strategie hinter dem Projekt «Weitblick», mit dem in Solothurn ein 25 Hektaren grosses Areal auf der grünen Wiese für die potenzielle Stadtentwicklung präpariert werden soll (Seite 22 ff.). Wie das Unvorhergesehene eine Planung drangsalieren kann, illustriert der zweite Artikel in diesem Heft. Und er zeigt auf, wie es – ebenfalls am Stadtrand – gelingt, die neuen Prämissen so zu handhaben, dass genug Raum für «soft factors» wie soziale Interaktion bleibt.
Rahel Hartmann Schweizer

Anmerkungen:
[1] Non Standard Cities, Johan Holten, Vorwort Ausstellungskatalog, S. 5, 2004
[2] Philipp Oswalt, ibid., S. 13

05 WETTBEWERBE
Auszeichnung FEB

16 MAGAZIN
Absorptionskälte durch Biomasse | UVP auch für Windkraftanlagen? | In Kürze

22 WEITBLICK IN SOLOTHURN
Rahel Hartmann Schweizer
Die Prämissen sind so naheliegend wie der Lösungsansatz weitsichtig: Mit der Westtangente bekommt Solothurn die Erschliessung eines 25 Hektaren grossen Gebiets. Um für Investoren gewappnet zu sein, schrieb die Stadt einen Wettbewerb aus. Den Lösungsansatz fanden die Planer im Repertoire der Natur.

28 AUSBLICK IN ZÜRICH
Hansjörg Gadient
Am nördlichen Stadtrand von Zürich ist ein neues Wohnquartier im Entstehen. In einer städtebaulichen Laborsituation experimentieren verschiedene Teams mit dem verdichteten Bauen – mit beschämendem Ergebnis die einen, überzeugend, vorbildlich, mit grossem Erfolg die anderen.

38 SIA
Nachwuchsförderung | Probleme bei Passbolzenverbindungen | Aktuelle Kurse SIA-Form | Vernehmlassung Norm SIA 283

43 PRODUKTE

53 IMPRESSUM

54 VERANSTALTUNGEN

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