Zeitschrift
TEC21 2008|33-34
Arenenberg
«Das ist das Schloss Ihrer kaiserlichen Hoheit der Königin von Holland, Tochter Ihrer Majestät der Kaiserin Joséphine. Dieses Fenster im ersten Stockwerk, das Richtung Schwaben geöffnet ist, gehört zu dem Zimmer, wo sie fast verrückt wurde vor Freude, als sie von der Julirevolution hörte; und diese kleine italienische Terrasse, [...] das ist der Platz, an den sie für lange Zeit in Trauer ging, um bei jedem Sonnenuntergang den Tod von Kaiser Napoléon zu beklagen.» Die entzückte Schilderung ist dem Schloss Arenenberg gewidmet, oberhalb von Salenstein am Untersee (TG) gelegen. Dass Hortense de Beauharnais auf Arenenberg willkommen war, verdankte sie wohl ihrem Stiefvater und Schwager Napoleon Bonaparte, der mit der Mediationsakte dem Thurgau 1803 die kantonale Selbstständigkeit verschafft hatte. Ihm galt denn auch die Wertschätzung, als der Kanton Thurgau im Schloss ein Napoleonmuseum einrichtete und damit Kaiserin Eugénies, der Frau Napoleons III., letztem Willen entsprach. Den Park der Hortense (siehe «Verschütteter Schatz») aber überliess der Kanton seinem Schicksal. Hätte er um die Affinität ihres Sohnes Louis Napoleon – dem späteren Napoleon III. – für die Gartengestaltung gewusst, wäre es vielleicht anders gekommen. Der Park wurde jetzt zwar aus dem Dornröschenschlaf erweckt und eben eröffnet, doch Geschichten und Legenden ranken sich noch immer um das Anwesen. Das reicht von dem Gerücht, der Schriftsteller Charles Sealsfield, der sich um 1833 auf Arenenberg aufgehalten haben soll, sei ein amerikanischer Spion gewesen, über die im Volksmund tradierte Überzeugung, dass sich in der Nähe jener eingangs beschriebenen Terrasse eine Nachbildung des Napoleongrabes auf St. Helena befand, bis zur «Gespenstergeschichte», wonach Louis Napoleon öfters um Mitternacht auf seinem schwarzen Hengst aus dem Tunnel (Latrinenstollen) Richtung Konstanz ritt. Dass Quellen fehlen2, nährt Spekulationen über den Einfluss berühmter Landschaftsarchitekten wie Louis-Martin Berthault und Hermann von Pückler-Muskau. Unser Autor plädiert dafür, Hortenses gestalterische Fähigkeiten nicht zu unterschätzen – auf dass nun nicht ihr Recht als Urheberin des Parks verschüttet wird.
Rahel Hartmann Schweizer
05 WETTBEWERBE
Umbau Kantonsspital in Chur
12 MAGAZIN
Vom hl. Christoffel zur Glaswelle | Interview: «Licht unter dem Scheffel» | Kein Zwang: behindertengerecht umbauen | Vom Architektur- zum Wohngarten | Baurecht ohne Fallstricke | Neue Architekturzeitschriften
30 VERSCHÜTTETER SCHATZ
Hansjörg Gadient
Das Napoleonmuseum in Salenstein am Bodensee ist ein beredt sprechendes Denkmal aus der Zeit des Empire und Biedermeier. Der Park Arenenberg ist ein gartenhistorisches Juwel von überregionaler Bedeutung mit Bezügen zur Geschichte des 19. Jahrhunderts und zur Entwicklung der Landschaftsarchitektur in dieser Zeit.
36 SORGFÄLTIGE BERGUNG
Hansjörg Gadient
Ein Jahrhundert lang war der Lustgarten der Hortense de Beauharnais, Mutter Napoleons III., vergessen. Im Wortsinn verschüttet, lag er unter Aushub begraben. Der Hinweis einer Expertin und die vereinten Anstrengungen aller Beteiligten haben den Park wieder auferstehen lassen.
45 SIA
Bildungsvielfalt braucht Qualität | Verantwortung des Bauingenieurs? | Aus den Sektionen | OTIA-Auszeichnung 2008 | Allgemeine Bedingungen Bau | SIA-Normen zum Mieten
51 PRODUKTE
69 IMPRESSUM
70 VERANSTALTUNGEN
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