Zeitschrift

TEC21 2009|03-04
Kleid und Wirkung
TEC21 2009|03-04
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Der erste Eindruck zählt. Ein Gebäude wird vom Betrachter zunächst visuell wahrgenommen, die Gestaltung der Oberfläche ist also massgeblich für seine Akzeptanz. Oder anders: Kleider machen nicht nur Leute, sondern auch Bauten.
In letzter Zeit ist das Interesse an individueller Fassadengestaltung gewachsen. Ausstellungen wie die diesjährige «Ornament neu aufgelegt» im Schweizerischen Architekturmuseum zeigen aktuelle Projekte, die Adolf Loos’ Kritik am Ornament als Zeichen der Degeneration widerlegen. Preise wie «Die gute Farbe» des Schweizerischen Werkbunds und des Hauses der Farbe ehren Bauten, die sich durch einen qualitativ hochwertigen Umgang mit Farbe auszeichnen (vgl. TEC21-Dossier «Die gute Farbe 2008», September 2008).

Dass eine intensive Auseinandersetzung mit der Oberfläche hintergründige Lösungen hervorbringen kann, zeigen die Arbeiten, die das Münchner Büro Hild und K in den letzten Jahren realisiert hat: Hier erhält die Oberfläche eine Aufgabe, die über das reine Aussenden von visuellen Reizen hinausgeht. Sie wird mit einer Informationsfunktion belegt wie etwa bei einer Fassadensanierung in Berlin – oder nimmt, wie bei einem Wohnhaus im deutschen Aggstall, über die Gestaltung der Aussenfläche Einfluss auf die Proportion der Innenräume («Oberfläche als Medium», S.18).
Auch die vor Kurzem fertiggestellte Wohnüberbauung Grünenberg in Wädenswil zeigt, dass Farben mehr sein können als Make-up, als nachträgliches Anmalen oder sogar Vertuschen. Die Architekten Annette Gigon und Mike Guyer haben sich gemeinsam mit dem Künstler Pierre André Ferrand auf das Wagnis eingelassen, die Fassaden der drei Volumen in korrespondierenden Grüntönen zu streichen – ohne die Konkurrenz des natürlichen Grüns der umgebenden Vegetation zu scheuen («Dreiklang in Grün», S. 24). Die Farbe ist dabei das eigentlich integrative Element, das die Bauten mit ihrer Umgebung verknüpft.

Die ansprechende Optik kann aber auch Schattenseiten haben: Neue Studien der Eawag und der Empa belegen, dass Biozide, die Farben und Putzen für Aussenwärmedämmungen zum Schutz vor Pilz- und Algenbefall beigemischt werden, mit dem Regenwasser in Gewässer ausgewaschen werden können («Schadstoffe aus Fassaden», S. 28). Reduziert werden kann dieses Umweltrisiko nicht nur durch die Entwicklung besserer Produkte oder die Behandlung des abfliessenden Regenwassers, sondern auch durch die Gestaltung der Gebäude und ihrer Umgebung.
Tina Cieslik

05 WETTBEWERBE
Fassadensanierung Schulhaus, Olten | Stadthaus Zürich – Kunst am Umbau

10 MAGAZIN
Auf eigene Gefahr | Oberflächlich, aber vielschichtig | Altersheimbau in der Stadt Zürich| Fünf Kapitel Bill | Holz als sicherer Wert | Standfester Holzbau

18 OBERFLÄCHE ALS MEDIUM
Falk Jaeger
Architektur: Ist Oberfläche mehr als Make-up? Das Münchner Architekturbüro Hild und K bringt Gebäude zum Sprechen.

24 DREIKLANG IN GRÜN
Tina Cieslik
Architektur: Die Farbigkeit der Überbauung Grünenberg in Wädenswil wirkt integrativ: Durch sie fügen sich die Bauten sowohl in den Park als auch in die gebaute Umgebung ein.

28 SCHADSTOFFE AUS FASSADEN
Michael Burkhardt et al.
Umwelt: Zum Schutz vor Algen und Pilzen enthalten Fassadenfarben und -putze Biozide, die in Gewässer ausgewaschen werden können. Bei der Lösung des Problems sind Produktehersteller, Architekten und Bauherren gefordert.

33 SIA
Energieausweis SIA 2031 publiziert | Schweizer Architekturrat gegründet | Von Helsinki nach St. Petersburg | Publikationsverzeichnis 2009 | Bauleiter Hochbau

37 FIRMEN

39 PRODUKTE

45 IMPRESSUM

46 VERANSTALTUNGEN

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Verlags-AG der akademischen technischen Vereine

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