Zeitschrift
archithese 4.2009
Luxemburg
Luxemburg liegt zwar im Herzen Europas, wird aber als Staat von seinen robuster auftretenden Nachbarn gerne übersehen. Das gilt auch für die Architektur des Landes: Seit jeher haben Importe von aussen das Baugeschehen bestimmt, doch gerade in den letzten Jahren konnte sich eine Szene etablieren, die auch jenseits der Grenzen Beachtung verdient.
Dass eine in der Schweiz beheimatete Zeitschrift ein ganzes Heft Luxemburg widmet, mag zunächst erklärungsbedürftig sein. Bei näherem Hinsehen gibt es aber durchaus einige Parallelen. Beide Länder haben mehrere offizielle Landessprachen sowie eine dialektale Variante, die von Ort zu Ort variiert (und in Luxemburg Lëtzebuergesch heisst); beide liegen als kleine Staaten an der Grenze zwischen verschiedenen europäischen Kulturräumen; beide hängen in starkem Masse von der Finanzwirtschaft ab und hätten sich unlängst fast auf einer viel zitierten schwarzen Liste wiedergefunden; beide galten im 19. Jahrhundert als von Armut betroffen, haben aber inzwischen den Strukturwandel erfolgreich gemeistert und zählen zu den wohlhabendsten Staaten Europas.
Der wirtschaftliche Aufstieg des Grossherzogtums Luxemburg setzte Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Bau der Hüttenwerke im Süden des Landes ein. Eine Spaltung Luxemburgs begann, die immer noch erkennbar ist. Die Bereiche nördlich der Hauptstadt sind bis heute waldreich und dünn besiedelt geblieben, während die Montanindustrie zu Verstädterungsphänomen des südlichen Landesteils um die Städte Esch-sur-Alzette, Dudelange und Differdange beigetragen hat. Da der Bedarf an Arbeitskräften im Inland nicht befriedigt werden konnte, rekrutierte man im Ausland: zunächst in Deutschland, dann in Italien und schliesslich in Portugal. Heute liegt der Einwandereranteil an der Gesamtbevölkerung bei 42 Prozent. Einige wenige Stahlwerkstandorte sind noch in Betrieb, doch die grossen Areale sind seit Mitte der Siebzigerjahre zu Brachen geworden. Gleichwohl hat der Strukturwandel nur temporär zu Problemen geführt. Im Rahmen des Zuwachses der Europäischen Staatengemeinschaft konnte sich Luxemburg-Stadt neben Brüssel und Strassburg als eine der drei europäischen Hauptstädte etablieren. Die komplexe Planungsgeschichte des Kirchberg-Plateaus, auf dem nicht nur die Europabauten, sondern auch die Bankniederlassungen entstanden sind, ist einer der Schwerpunkte dieses Heftes. Der Finanzplatz verantwortete – zumindest bis zur Wirtschaftskrise – ein Fünftel des Bruttoinlandsprodukts.
In Zusammenarbeit mit der Architekturgalerie Luzern wird archithese an einem Samstag am 7. November dieses Jahres eine Tagung zum Thema Luxemburg veranstalten. Mehr dazu auf S. 21 und – stets aktualisiert – auf der dort angegebenen Homepage.
Redaktion
02 Editorial
Architektur Aktuell
12 Dominique Perrault: Europäischer Gerichtshof, Luxemburg | Sebastian Redecke
22 Stars und lokale Szene: Architekturentwicklung in Luxemburg seit 1900 | Alain Linster
28 Vom «Gibraltar des Nordens» zur EU-Metropole: Historische und urbanistische Entwicklung Luxemburgs | Hubertus Adam
32 Stadtplanung im Nationalsozialismus: Hubert Ritters Generalbebauungsplan für Luxemburg | Sally Schöne
40 Work in progress: L’Aménagement du Plateau de Kirchberg | Marianne Brausch
48 Plan Plateau de Kirchberg
52 Netzwerk aus öffentlichen Räumen: Aktueller Masterplan für das Kirchberg-Plateau | Bettina Schürkamp
58 Christian de Portzamparc: Philharmonie Luxemburg | Bettina Schürkamp
60 Jim Clemes: Hotel Meliã | Bettina Schürkamp
62 Ingenhoven Architekten: Europäische Investitionsbank | Hubertus Adam
64 Der Kunst ein Haus: Das MUDAM von Ieoh Ming Pei und das Casino Luxembourg | Verena Doerfler
68 Postindustrielle Transformation: In Esch-Belval will sich Luxemburgs Süden neu erfinden | Ulf Meyer
74 Pavillons in Esch | Ulf Meyer
76 Christian Bauer: Haus Bauer / Raffaelli
78 Paul Bretz Architecte: Blockheizkraftwerk Kirchberg-Plateau
80 m³ architectes: Rehazenter Kirchberg-Plateau
82 Polaris Architects: Kiosk Kirchberg
83 n-lab architects: Pavillon retro5
84 SchemelWirtz architectes: Wasserturm Leudelange
86 Paul Bretz Architecte: Kulturzentrum Dudelange
88 Witry & Witry: Jugendherberge Echternach
90 Ein Blick auf Luxemburg aus der Distanz: Ein Gespräch mit Rob Krier | Hubertus Adam
Rubriken
94 fsai
95 Neues aus der Industrie
103 Lieferbare Hefte
104 Vorschau und Impressum
Dass eine in der Schweiz beheimatete Zeitschrift ein ganzes Heft Luxemburg widmet, mag zunächst erklärungsbedürftig sein. Bei näherem Hinsehen gibt es aber durchaus einige Parallelen. Beide Länder haben mehrere offizielle Landessprachen sowie eine dialektale Variante, die von Ort zu Ort variiert (und in Luxemburg Lëtzebuergesch heisst); beide liegen als kleine Staaten an der Grenze zwischen verschiedenen europäischen Kulturräumen; beide hängen in starkem Masse von der Finanzwirtschaft ab und hätten sich unlängst fast auf einer viel zitierten schwarzen Liste wiedergefunden; beide galten im 19. Jahrhundert als von Armut betroffen, haben aber inzwischen den Strukturwandel erfolgreich gemeistert und zählen zu den wohlhabendsten Staaten Europas.
Der wirtschaftliche Aufstieg des Grossherzogtums Luxemburg setzte Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Bau der Hüttenwerke im Süden des Landes ein. Eine Spaltung Luxemburgs begann, die immer noch erkennbar ist. Die Bereiche nördlich der Hauptstadt sind bis heute waldreich und dünn besiedelt geblieben, während die Montanindustrie zu Verstädterungsphänomen des südlichen Landesteils um die Städte Esch-sur-Alzette, Dudelange und Differdange beigetragen hat. Da der Bedarf an Arbeitskräften im Inland nicht befriedigt werden konnte, rekrutierte man im Ausland: zunächst in Deutschland, dann in Italien und schliesslich in Portugal. Heute liegt der Einwandereranteil an der Gesamtbevölkerung bei 42 Prozent. Einige wenige Stahlwerkstandorte sind noch in Betrieb, doch die grossen Areale sind seit Mitte der Siebzigerjahre zu Brachen geworden. Gleichwohl hat der Strukturwandel nur temporär zu Problemen geführt. Im Rahmen des Zuwachses der Europäischen Staatengemeinschaft konnte sich Luxemburg-Stadt neben Brüssel und Strassburg als eine der drei europäischen Hauptstädte etablieren. Die komplexe Planungsgeschichte des Kirchberg-Plateaus, auf dem nicht nur die Europabauten, sondern auch die Bankniederlassungen entstanden sind, ist einer der Schwerpunkte dieses Heftes. Der Finanzplatz verantwortete – zumindest bis zur Wirtschaftskrise – ein Fünftel des Bruttoinlandsprodukts.
In Zusammenarbeit mit der Architekturgalerie Luzern wird archithese an einem Samstag am 7. November dieses Jahres eine Tagung zum Thema Luxemburg veranstalten. Mehr dazu auf S. 21 und – stets aktualisiert – auf der dort angegebenen Homepage.
Redaktion
02 Editorial
Architektur Aktuell
12 Dominique Perrault: Europäischer Gerichtshof, Luxemburg | Sebastian Redecke
22 Stars und lokale Szene: Architekturentwicklung in Luxemburg seit 1900 | Alain Linster
28 Vom «Gibraltar des Nordens» zur EU-Metropole: Historische und urbanistische Entwicklung Luxemburgs | Hubertus Adam
32 Stadtplanung im Nationalsozialismus: Hubert Ritters Generalbebauungsplan für Luxemburg | Sally Schöne
40 Work in progress: L’Aménagement du Plateau de Kirchberg | Marianne Brausch
48 Plan Plateau de Kirchberg
52 Netzwerk aus öffentlichen Räumen: Aktueller Masterplan für das Kirchberg-Plateau | Bettina Schürkamp
58 Christian de Portzamparc: Philharmonie Luxemburg | Bettina Schürkamp
60 Jim Clemes: Hotel Meliã | Bettina Schürkamp
62 Ingenhoven Architekten: Europäische Investitionsbank | Hubertus Adam
64 Der Kunst ein Haus: Das MUDAM von Ieoh Ming Pei und das Casino Luxembourg | Verena Doerfler
68 Postindustrielle Transformation: In Esch-Belval will sich Luxemburgs Süden neu erfinden | Ulf Meyer
74 Pavillons in Esch | Ulf Meyer
76 Christian Bauer: Haus Bauer / Raffaelli
78 Paul Bretz Architecte: Blockheizkraftwerk Kirchberg-Plateau
80 m³ architectes: Rehazenter Kirchberg-Plateau
82 Polaris Architects: Kiosk Kirchberg
83 n-lab architects: Pavillon retro5
84 SchemelWirtz architectes: Wasserturm Leudelange
86 Paul Bretz Architecte: Kulturzentrum Dudelange
88 Witry & Witry: Jugendherberge Echternach
90 Ein Blick auf Luxemburg aus der Distanz: Ein Gespräch mit Rob Krier | Hubertus Adam
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104 Vorschau und Impressum
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