Zeitschrift
TEC21 2009|33-34
Dosiertes Chaos
Chaos – das ist ein deutlich negativ besetzter Begriff. Aus dem Lebens- und Berufsalltag wollen wir es am liebsten verbannen, alles soll möglichst rational, plan- und vorhersehbar sein. Selten werden die Chancen erkannt, die im Chaos liegen können.
Diese TEC21-Ausgabe wird sich nicht mit den theoretischen und mathematischen Definitionen befassen. Ausgangspunkt ist das alltägliche Chaos – eine Art von Unordnung, die hauptsächlich im Auge des Betrachters liegt, wenn Abläufe und Erscheinungsbilder nicht mehr so sind wie gewohnt. Drei Beispiele aus unterschiedlichen Fachbereichen zeigen praktische und erfolgreiche Anwendungen für dosiert eingesetzte chaotische Elemente. Allen gemeinsam ist: Die Chancen liegen in der intelligenten Mischung.
Beim Beispiel der Wiener Siedlung Kabelwerk wagten die Verantwortlichen in der Planungsphase eine Abkehr von der üblichen Praxis (siehe «Prinzipien diskutieren, Prozesse herausfordern»). Statt einen strikten Bebauungsplan vorzugeben, blieben Planern, Stadt, Investoren und künftigen Nutzern Freiräume, um die Quartiersgestaltung gemeinsam auszuhandeln. Nach ein paar Jahren ist das Chaos nun fast aus der Siedlung verschwunden. Heute profitiert das Projekt von einem für ein Neubaugebiet ungewöhnlich aktiven sozialen Leben. Vielleicht weil es das natürlichste der Welt ist, dass Menschen, die zusammen wohnen und arbeiten, sich vorher gemeinsam überlegen, wie das am besten zu organisieren ist.
Im Strassenverkehr erzeugen Begegnungszonen durch die Aufhebung der gewohnten Trennung der Verkehrsarten und weniger Regelungen bei manchem Benutzer etwas Verwirrung. Dass bei intelligenter Anwendung sogar nach Fahrplan verkehrende Busse erfolgreich in das chaotische System eingebunden werden, erläutert der Artikel «Flanieren und Ankommen».
Auch in der Tragwerksplanung kann das Prinzip Chaos zu überzeugenden Lösungen führen. Die Architekten der Volière in Genf hatten einen Stützenwald ohne Wandscheiben oder regelmässige Auskreuzungen vorgesehen. In einer aussergewöhnlichen Zusammenarbeit konnten Ingenieure und Architekten das gewünschte chaotische Erscheinungsbild in ein funktionierendes Tragwerk übersetzen. Filigran wie ein Mikadospiel erscheint das Stahltragwerk aus schrägen Baumstützen. Genau daraus aber entsteht ein ausgeklügeltes Gleichgewicht, das alle Kräfte in der Konstruktion aufnehmen kann (vgl. «Kräfte balancieren»).
Dosiert eingesetzt kann Chaos bewirken, dass eingefahrene Gewohnheiten hinterfragt und Verantwortungen übertragen werden. Am Ende können interessante, neue Strukturen dabei herauskommen.
Alexander Felix
05 WETTBEWERBE
City for Children
12 PERSÖNLICH
Baudynamikpreis an Markus Baumann | Wechsel im Team von TEC21 | Auszeichnungen | Yellott Award für Aldo Steinfeld
16 MAGAZIN
Nationale Umsetzung von CEN-Normen | Bücher | Plattform für CKW-Altlasten
22 PRINZIPIEN DISKUTIEREN, PROZESSE HERAUSFORDERN
Christian Holl
Architektur: Der Entwurf für die Umnutzung der alten Kabelwerke in Wien vermied einen Vorschlag für die Neubebauung, definierte den Freiraum und gab den Bauherren und den Bewohnern viel Spielraum für die Ausgestaltung.
28 FLANIEREN UND ANKOMMEN
Hans-Georg Bächtold
Verkehrsplanung: Wo die Regelungsdichte im Verkehr abgebaut wird, begegnen sich alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt – bei intelligenter Platzierung mit Vorteil für alle.
31 KRÄFTE BALANCIEREN
Gabriele Guscetti
Tragwerksplanung: Hinter dem formal chaotischen Stützenwald, der die Volière in Genf trägt, steckt viel Planung, um die Freiheit in der Gestaltung zu erhalten
39 SIA
Heinz Isler 1926–2009 | «Leute lebendig machen» | Kurse SIA-Form
45 PRODUKTE
53 IMPRESSUM
54 VERANSTALTUNGEN
Diese TEC21-Ausgabe wird sich nicht mit den theoretischen und mathematischen Definitionen befassen. Ausgangspunkt ist das alltägliche Chaos – eine Art von Unordnung, die hauptsächlich im Auge des Betrachters liegt, wenn Abläufe und Erscheinungsbilder nicht mehr so sind wie gewohnt. Drei Beispiele aus unterschiedlichen Fachbereichen zeigen praktische und erfolgreiche Anwendungen für dosiert eingesetzte chaotische Elemente. Allen gemeinsam ist: Die Chancen liegen in der intelligenten Mischung.
Beim Beispiel der Wiener Siedlung Kabelwerk wagten die Verantwortlichen in der Planungsphase eine Abkehr von der üblichen Praxis (siehe «Prinzipien diskutieren, Prozesse herausfordern»). Statt einen strikten Bebauungsplan vorzugeben, blieben Planern, Stadt, Investoren und künftigen Nutzern Freiräume, um die Quartiersgestaltung gemeinsam auszuhandeln. Nach ein paar Jahren ist das Chaos nun fast aus der Siedlung verschwunden. Heute profitiert das Projekt von einem für ein Neubaugebiet ungewöhnlich aktiven sozialen Leben. Vielleicht weil es das natürlichste der Welt ist, dass Menschen, die zusammen wohnen und arbeiten, sich vorher gemeinsam überlegen, wie das am besten zu organisieren ist.
Im Strassenverkehr erzeugen Begegnungszonen durch die Aufhebung der gewohnten Trennung der Verkehrsarten und weniger Regelungen bei manchem Benutzer etwas Verwirrung. Dass bei intelligenter Anwendung sogar nach Fahrplan verkehrende Busse erfolgreich in das chaotische System eingebunden werden, erläutert der Artikel «Flanieren und Ankommen».
Auch in der Tragwerksplanung kann das Prinzip Chaos zu überzeugenden Lösungen führen. Die Architekten der Volière in Genf hatten einen Stützenwald ohne Wandscheiben oder regelmässige Auskreuzungen vorgesehen. In einer aussergewöhnlichen Zusammenarbeit konnten Ingenieure und Architekten das gewünschte chaotische Erscheinungsbild in ein funktionierendes Tragwerk übersetzen. Filigran wie ein Mikadospiel erscheint das Stahltragwerk aus schrägen Baumstützen. Genau daraus aber entsteht ein ausgeklügeltes Gleichgewicht, das alle Kräfte in der Konstruktion aufnehmen kann (vgl. «Kräfte balancieren»).
Dosiert eingesetzt kann Chaos bewirken, dass eingefahrene Gewohnheiten hinterfragt und Verantwortungen übertragen werden. Am Ende können interessante, neue Strukturen dabei herauskommen.
Alexander Felix
05 WETTBEWERBE
City for Children
12 PERSÖNLICH
Baudynamikpreis an Markus Baumann | Wechsel im Team von TEC21 | Auszeichnungen | Yellott Award für Aldo Steinfeld
16 MAGAZIN
Nationale Umsetzung von CEN-Normen | Bücher | Plattform für CKW-Altlasten
22 PRINZIPIEN DISKUTIEREN, PROZESSE HERAUSFORDERN
Christian Holl
Architektur: Der Entwurf für die Umnutzung der alten Kabelwerke in Wien vermied einen Vorschlag für die Neubebauung, definierte den Freiraum und gab den Bauherren und den Bewohnern viel Spielraum für die Ausgestaltung.
28 FLANIEREN UND ANKOMMEN
Hans-Georg Bächtold
Verkehrsplanung: Wo die Regelungsdichte im Verkehr abgebaut wird, begegnen sich alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt – bei intelligenter Platzierung mit Vorteil für alle.
31 KRÄFTE BALANCIEREN
Gabriele Guscetti
Tragwerksplanung: Hinter dem formal chaotischen Stützenwald, der die Volière in Genf trägt, steckt viel Planung, um die Freiheit in der Gestaltung zu erhalten
39 SIA
Heinz Isler 1926–2009 | «Leute lebendig machen» | Kurse SIA-Form
45 PRODUKTE
53 IMPRESSUM
54 VERANSTALTUNGEN
Weiterführende Links:
Verlags-AG der akademischen technischen Vereine
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