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TEC21 2009|41
Neue Monte-Rosa-Hütte
TEC21 2009|41
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Seit 2003 steht die Neue Monte-Rosa-Hütte, ein Gemeinschaftsprojekt von ETH Zürich, Schweizer Alpen-Club (SAC), HTA Luzern und Empa, im Rampenlicht. Vier Semester lang haben Studierende der ETH Zürich am Entwurf gearbeitet. Das Projekt wurde 2007 an der Biennale in São Paolo und 2008 im Schweizerischen Architekturmuseum ausgestellt, in Vorträgen präsentiert und in Zeitungen abgebildet. Am 25. September ist die Hütte nun eingeweiht worden – Zeit, das Ergebnis an den aufgebauten Erwartungen zu messen.

Dass der SAC für innovative architektonische Lösungen offen ist, hat er bereits bewiesen. Davon zeugen die Damma-Hütte, die an der Berner Landesausstellung 1914 ausgestellt, 1915 zum heutigen Standort transportiert und heuer durch einen Neubau ergänzt wurde, oder die 2003 eröffnete Cristallina-Hütte, die der SAC einem zusammen mit dem BSA ausgeschriebenen öffentlichen Architekturwettbewerb verdankt. Auch für die expressive Form der Neuen Monte-Rosa-Hütte finden sich Inspirationsquellen in der Architekturgeschichte – etwa bei Bruno Taut, dessen «Alpine Architektur» von 1919 die Alpen zum leuchtenden Kristallgebilde überformt. Dennoch betritt der SAC mit der Neuen Monte-Rosa-Hütte Neuland. Der auf 2883 mü.M. zwischen Gorner-, Grenz- und Monte-Rosa-Gletscher gelegene Neubau erhebt einen hohen ökologischen Anspruch: Der CO2-Ausstoss pro Übernachtung soll auf einen Drittel des früheren Wertes gesenkt werden, und nur ein Zehntel des gesamten Energiebedarfs wird in Zukunft von aussen zugeführt.

Dass die Hütte trotzdem jenen erhöhten Wohnstandard aufweist, der sich in neueren SAC-Hütten durchzusetzen beginnt, dürfte komfortliebende Bergsteiger freuen. Damit stellt sich jedoch die Frage, welche ökologischen Folgen eine solche Hütte über die Systemgrenze des eigentlichen Gebäudes hinaus nach sich zieht.

Erfreulich ist, dass sie das Potenzial der interdisziplinären Zusammenarbeit aufzeigt und die Möglichkeiten des energetisch optimierten Bauens ohne Holz-und-Jute-Pathos exemplifiziert: Denn die Architektur der Hütte, von der im Vergleich zu den technischen Aspekten bisher wenig gesprochen wurde, ist herausragend. Die Medienwirksamkeit des Neubaus dürfte dazu beitragen, eine breite Öffentlichkeit für den Schutz der Bergwelt zu sensibilisieren. Paradoxerweise könnte sich aber gerade diese Qualität auch als problematisch erweisen. Bereits jetzt erzeugt die neue Hütte einen vermehrten Publikumsverkehr. Mehr Besucher aber bedeuten mehr Anfahrten, mehr Eingriffe in die empfindliche alpine Flora und Fauna, mehr Helikopterflüge für Personen- und Warentransporte – und schlimmstenfalls mehr Rettungseinsätze, wenn ungeübte Touristen angesichts des Ziels die Gefahren der hochalpinen Route unterschätzen.
Judit Solt, Markus Schmid

05 WETTBEWERBE
Freie Sicht auf den Rhein

13 MAGAZIN
Bücher | «Der Bauingenieur» eingestellt

18 ZUKUNFTSHÜTTE?
Alexander Felix
Architektur: An exponierter Lage mitten in einer spektakulären Landschaft setzt die Neue Monte-Rosa-Hütte einen architektonischen Meilenstein.

23 HOLZKRISTALL
Daniel Engler
Ingenieurwesen: Der Bau der bis ins letzte Detail geplanten und vorfabrizierten Hütte erfolgte innert kurzer Zeit und unter schwierigen klimatischen Umständen.

27 HÖHENTRAINING
Markus Schmid
Gebäudetechnik: Bewährte Bauteile sichern Dauerhaftigkeit und Komfort im rauen Klima. Diese Komponenten mit einer intelligenten Steuerung zu verknüpfen ergibt zusätzlich eine hohe Energieeffizienz.

34 SIA
Welche Vergabepraxis brauchen wir? | Werkbericht, Kurse und Tagung | Der SIA
an den Berufsmessen | ZNO-Sitzung und Vernehmlassung

39 MESSE
Vom 24.10. bis zum 1.11.2009 werden in Zürich an der Messe «Neue Räume 09» Designmöbel und Inneneinrichtungen präsentiert.

45 IMPRESSUM

46 VERANSTALTUNGEN

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