Zeitschrift

TEC21 2010|05-06
Bauen im Permafrost
TEC21 2010|05-06
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Ständig gefrorener Boden kommt auf rund 6 % der Fläche der Schweizer Alpen vor, hauptsächlich oberhalb von 2400 m ü. M. Die Kombination von Schneeschmelzwasser, hohen Lufttemperaturen und einer erhöhten Sonneneinstrahlung führt dazu, dass die oberste Schicht eines Permafrostbodens im Sommer auftaut. Die Mächtigkeit dieser Auftauschicht kann je nach Eisgehalt von Jahr zu Jahr variieren und beträgt in den Alpen zwischen 50 cm und 8  m. Das Abschmelzen des Eises dieser Schicht reduziert die Scherfestigkeit im Boden, was zu erhöhter Steinschlagaktivität, Oberflächenerosion und Baugrundverformungen führen kann. Hitzeperioden wie im Sommer 2003 oder 2006 sind für Lawinenverbauungen, Seilbahnmasten und Gebäude auf eishaltigen Böden besonders problematisch.

Als TEC21 im Jahr 2002 das Thema aufgriff, war das Auftauen des Permafrosts in der Öffentlichkeit wenig präsent. Mit Ausnahme der Richtlinie für Lawinenverbauungen im Permafrost (SLF/Buwal, 2000) gab es noch keine Richtlinien oder Empfehlungen für Bauten im alpinen Permafrost. Seither sind neue Erkenntnisse hinzugekommen. Im Herbst 2009 wurde ein praxisorientierter Leitfaden veröffentlicht, der den Entscheidungsträgern hilft, das Schadenpotenzial und die damit verbundenen Kosten und Risiken für Bauten in alpinen Permafrostgebieten einzuschätzen und zu senken. Die Dokumentation wird in Auszügen im Artikel «Leitfaden für die Praxis» vorgestellt. Auch wurde aus den Erfahrungen der letzten Jahre gelernt. 2002 hatten wir konstruktive und materialtechnologische Lösungen für die Erstellung von Verbauungen in kriechendem Permafrost vorgestellt (TEC21 17/2002, «Bauen auf bewegtem Boden»). Die Autorin dieses Artikels blickt in «Kriechbewegungen unterschätzt» (vgl. S. 24 ff.) zurück und stellt die Erkenntnisse der letzten Jahre vor.

Aus den Erfahrungen mit zwei Vorgängergebäuden, die abgebrochen werden mussten, lernten die Ingenieure in Ischgl (A). Um einen Gebäudekomplex an einem für solche Bauten geologisch ungeeigneten Standort vor Zwängungen und Verformungen zu schützen, wählten sie für die neuen Gebäude eine Dreipunktlagerung und installierten Hydraulikvorrichtungen in den Untergeschossen (vgl. «Fehlstellung ausgleichen»). Nach sechs Jahren zeigt sich, dass diese Lösung den Gebäuden zu einer längeren Lebensdauer verhelfen wird, als dies bei den Vorgängerbauten der Fall war.
Trotz den neuen Erkenntnissen auf dem Gebiet der Permafrostforschung gilt die Aussage unseres damaligen Redaktors und heutigen Korres-pondenten Aldo Rota aus dem Jahr 2002 (TEC21 Heft 17, S.3) weiterhin: «Natürlich sind alle Massnahmen Symptombekämpfung, denn die Ursachen entziehen sich unserem Zugriff.»
Daniela Dietsche, Clementine van Rooden

05 WETTBEWERBE
Friedhof Einsiedeln | Umweltpreis der Schweiz | Tageslicht-Award

12 MAGAZIN
Stadtentwicklung im Wandel | Agglomerationsnatur stiftet Identität | Unsinnige Normen und Vorschriften | Energie- und wasserautarke Raumzelle | Einheimisches Buchenholz fördern | Start ins Jahr der Biodiversität| Funktionalität, Form und Landschaft

24 KRIECHBEWEGUNGEN UNTERSCHÄTZT
Marcia Phillips, Stefan Margreth
Jahrelang sammelte das SLF am Hang «Wisse Schijen» Erfahrungen mit flexiblen Schneenetzen. Jetzt lassen sich konkrete Aussagen machen.

27 FEHLSTELLUNG AUSGLEICHEN
Günther Gürtler
Mittels Dreipunktlagerung und Hydraulikpressen wird das Bergrestaurant auf dem Pardatschgrat in Österreich vor Zwängung und Verformung geschützt.

30 LEITFADEN FÜR DIE PRAXIS
Christian Bommer, Marcia Phillips
Seit Herbst 2009 hilft ein Leitfaden den Projektierenden, Gebirgsinfrastrukturen zu planen, auszuführen und zu unterhalten.

35 SIA
Swissbau-Award für den SIA | Neues Merkblatt «Graue Energie» | Kurse SIA-Form Deutschschweiz 1/2010 | A&K-Exkursion nach Athen | Publikationsverzeichnis 2010
41 PRODUKTE

53 IMPRESSUM

54 VERANSTALTUNGEN

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Verlags-AG der akademischen technischen Vereine

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