Zeitschrift

TEC21 2010|10
Die Schweiz wird knapp
TEC21 2010|10
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
TEC21 widmet dieses Jahr vier Ausgaben der Raumplanung. Die erste halten Sie in den Händen. Die Schweiz hat sich in den letzten Jahrzehnten massiv verändert. Während der Bau von Gebäuden und Verkehrsinfrastruktur, abgesehen von einigen konjunkturellen Schwankungen, mehr oder weniger kontinuierlich ablief (mit ca.1 m²/s Landverbrauch), verläuft unsere persönliche Wahrnehmung der Veränderung ruckweise – etwa anlässlich von Besuchen an Orten, wo wir länger nicht mehr waren.

Gar nur ganz selten erhält das Thema Raumplanung öffentliche Aufmerksamkeit. Das erste Mal gegen Ende der 1950er-Jahre, als klar wurde, dass das rasante Wachstum auch einen Ausbau der öffentlichen Infrastruktur nötig machte, dann in der Ölkrise um 1973 unter dem Schock der soeben entdeckten Grenzen des Wachstums.

Und nun offenbar wieder: Es scheint, dass die Öffentlichkeit heute zum ersten Mal wirklich wahrnimmt, was Fachleute schon seit 70 Jahren kommen sehen: Dass die ungezügelte bauliche Entwicklung das Land zu zerstören droht, weil uns die unversehrten Landschaften ausgehen, die Ortschaften zusammenwachsen, die Natur abhanden kommt, die Artenvielfalt dezimiert wird – und uns das Gesicht der Heimat immer öfter als hässliche Fratze begegnet.

Im August 2008 wurde die Landschaftsinitiative eingereicht. Sie will Bund und Kantone in die Pflicht nehmen und fordert ein 20-jähriges Moratorium für Einzonungen. Der Bundesrat reagierte zunächst mit einer überstürzten Vorlage für ein neues Raumentwicklungsgesetz, die in der Vernehmlassung scheiterte, und nun mit einer Teilrevision des Raumplanungsgesetzes im Bereich Siedlungsentwicklung als indirektem Gegenvorschlag. Es wird immer klarer: Es braucht eine breite und tabufreie öffentliche Debatte darüber, wie das Nachhaltigkeitsprinzip auch bei unserem Umgang mit dem Boden zum Tragen kommen kann. Vorschläge für Verfahren sind vorhanden, gesucht ist aber vor allem ein politisch gangbarer Weg.

Eine Diskussionsgrundlage wäre das Raumkonzept Schweiz, für das in einem landesweiten partizipativen Prozess Perspektiven für die räumliche Entwicklung gesammelt wurden. Der Entwurf liegt beim Bundesamt für Raumentwicklung. Unterdessen steigt TEC21 schon in die Diskussion ein: in dieser ersten Nummer mit einem Überblick über die Geschichte der Raumplanung und ihre aktuellen Herausforderungen.

Wir haben den Fotografen Hannes Henz gebeten, seine Sicht beizusteuern. Er wird in den kommenden vier Jahreszeiten in die vier Landesteile reisen, aus denen die Schweiz heute besteht – Stadt, Agglomeration, Land, Berge – und dort Orte fotografieren, wo räumliche Entwicklungen der letzten Jahre exemplarisch sichtbar werden. Für dieses Heft hat er das winterliche Andermatt im Urserental gewählt.
Ruedi Weidmann

05 WETTBEWERBE
Glaspalast am Bodensee

12 MAGAZIN
Der Weg zur Biodiversitätsstrategie | Der Ingenieur in der Literatur | Kalifornien will ökologisch bauen

18 RUFER IN DER WÜSTE
Martina Koll-Schretzenmayr
Es dauerte Jahrzehnte, bis die Pioniere der Schweizer Raumplanung Gehör fanden. Ihr Mut wäre heute wieder gefragt, denn die Raumplanung steht vor einer Bewährungsprobe.

23 MEHR MUT ZUM EINGRIFF
Hans-Georg Bächtold
Die Raumplanung hat bisher ihr Ziel, den haushälterischen Umgang mit dem Boden, nicht erreicht. Sie muss politischer denken lernen und künftig auch auf Verhaltensänderungen abzielen.

28 RAUMPLANUNG NEU DENKEN
Martin Lendi
Was will die Raumplanung? Hat sie Erfolg? An welche Grenzen stösst sie? Ein Überblick zeigt, dass sie heute neue Akzente beachten muss.

33 SIA
Mehr Dimensionen in die Raumplanung | Vernehmlassungen | Neuer Leiter Vereinskommunikation | Graue Energie – Merkblatt für Planer

37 FIRMEN

45 IMPRESSUM

46 VERANSTALTUNGEN

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Verlags-AG der akademischen technischen Vereine

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