Zeitschrift
TEC21 2010|16-17
Roma aeterna
Francesco Rutelli, 1993–2001 Bürgermeister Roms, lancierte die architektonische Erneuerung der Ewigen Stadt. Zur Millenniumsfeier 2000 sollten nicht nur antike Stätten, mittelalterliche Kirchen und Renaissance-Paläste gerüstet, sondern auch neue Plätze gestaltet, der öV verbessert und die Bausubstanz verjüngt sein. Er initiierte, unterstützt von Walter Veltroni, seinem Nachfolger 2001–2008, etliche Architekturwettbewerbe. Der 1998 von Zaha Hadid entworfene Museumsbau im Quartier Flaminio wurde Ende letzten Jahres als Museo Nazionale delle Arti del XXI Secolo (MAXXI) eröffnet. Dieses wird nun – «rhetorisch»1 – die Fortsetzung der Galleria Nazionale d’Arte Moderna (Gnam), nachdem das im Wettbewerb erkorene Erweiterungsprojekt von Diener & Diener schubladisiert wurde. Angekündigt auf den 21. April 2010 war die Eröffnung der von der französischen Architektin Odile Decq entworfenen Erweiterung des Museo di Arte Contemporanea di Roma (Macro) unweit der Porta Pia. Im Dezember soll Massimiliano Fuksas Centro Congressi, im Gebiet der Esposizione Universale di Roma (EUR), fertig werden. Weit ausserhalb des touristischen Stadtplans liegt die Kirche von Richard Meier, «Dives in Misericordia», im Quartier Tor Tre Teste, für die das römische Vikariat 1993 einen Wettbewerb ausgeschrieben hatte (TEC21, 22/2004).
1993 war auch das Jahr, in dem die römische Administration die Überarbeitung des 30-jährigen Piano Regolatore Generale (PRG) initiierte, mit der das Bild von der Stadt revidiert wurde: Der Gegensatz zwischen Zentrum und Peripherie wurde relativiert und die Stadt als Konglomerat von 200 Microcittà aufgefasst («200 Microcittà»).
Diese Rochade änderte den Blickwinkel auf die Peripherie und jene Menschen am Rand der Gesellschaft, denen Pier Paolo Pasolini filmisch und literarisch ein Denkmal gesetzt hatte. Die PRG-Revision leistete der Aufwertung von Siedlungen am Rand der ringförmigen Stadtautobahn Grande Raccordo Annulare (GRA) Vorschub, in welche die römische Kommune einst Menschen abgeschoben hatte, um deren illegale Behausungen im Zentrum abreissen zu können («Blumenwiese, «Brücken und Inseln», «Aquädukt»). De iure implementiert wurde der neue PRG im Februar 2008 – zwei Monate vor Gianni Alemannos Wahl zum Bürgermeister. Ende Juli 2009 präsentierte der Berlusconi-Parteigänger den «piano nomadi», mit dem die Umsiedlung von Sinti und Roma in Gemeinden ausserhalb des GRA vollzogen werden soll. Derweil inszeniert Alemanno tourismuswirksam das Kolosseum, an das er restauratorische Hand legen will – als Trumpf in der Bewerbung um die Olympischen Spiele 2020.
Rahel Hartmann Schweizer
07 WETTBEWERBE
Kunstmuseumserweiterung Basel | Wasserkraftwerk Hagneck| Räumliche Kontinua
18 MAGAZIN
Haus der Kunst in Kiew | Seminar Simulationen | Bücher | Luis Barragan | Drucksensoren | Architekturwanderer | Das Prinzip Reduktion | Wegen Sanierung gesperrt | Bildung
24 PERSÖNLICH
Andrée Mijnssen: «Als Exotin bin ich oft angeeckt»
36 200 MICROCITTÁ
Rahel Hartmann Schweizer, Christian Holl
Der neue Piano Regolatore Generale (PRG) von 2008 revidiert das Bild vom zentralistischen Rom: Die Metropole birgt 200 Microcittà als identifizierbare Ortschaften.
40 INSELN UND BRÜCKEN
Rahel Hartmann Schweizer
Das Wohnbauprojekt «Laurentino 38» war von Ghettoisierung bedroht. Heute wird das Quartier wieder als «i ponti» bezeichnet nach den Brücken, die der Clou des Entwurfs waren.
48 BLUMENWIESE
Christian Holl
Prato Fiorito, eines der ersten konkreten Projekte für die Aufwertung der Peripherie, gibt dem Quartier eine verlorene Identität zurück.
51 AQUÄDUKT
Christian Holl, Rahel Hartmann Schweizer
Die Landschaftsarchitektin Christina Tullio hat den ersten Schritt dazu getan, dass sich die Bewohner des Quartiers Alessandrino mit einem Relikt aus der Vergangenheit identifizieren.
56 SIA
Daniel Kündig: «Verantwortung ist nicht teilbar» | Seebach oder Seefeld? | Kurse
62 PRODUKTE
65 MESSE Light & Building 2010
85 IMPRESSUM
86 VERANSTALTUNGEN
1993 war auch das Jahr, in dem die römische Administration die Überarbeitung des 30-jährigen Piano Regolatore Generale (PRG) initiierte, mit der das Bild von der Stadt revidiert wurde: Der Gegensatz zwischen Zentrum und Peripherie wurde relativiert und die Stadt als Konglomerat von 200 Microcittà aufgefasst («200 Microcittà»).
Diese Rochade änderte den Blickwinkel auf die Peripherie und jene Menschen am Rand der Gesellschaft, denen Pier Paolo Pasolini filmisch und literarisch ein Denkmal gesetzt hatte. Die PRG-Revision leistete der Aufwertung von Siedlungen am Rand der ringförmigen Stadtautobahn Grande Raccordo Annulare (GRA) Vorschub, in welche die römische Kommune einst Menschen abgeschoben hatte, um deren illegale Behausungen im Zentrum abreissen zu können («Blumenwiese, «Brücken und Inseln», «Aquädukt»). De iure implementiert wurde der neue PRG im Februar 2008 – zwei Monate vor Gianni Alemannos Wahl zum Bürgermeister. Ende Juli 2009 präsentierte der Berlusconi-Parteigänger den «piano nomadi», mit dem die Umsiedlung von Sinti und Roma in Gemeinden ausserhalb des GRA vollzogen werden soll. Derweil inszeniert Alemanno tourismuswirksam das Kolosseum, an das er restauratorische Hand legen will – als Trumpf in der Bewerbung um die Olympischen Spiele 2020.
Rahel Hartmann Schweizer
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Andrée Mijnssen: «Als Exotin bin ich oft angeeckt»
36 200 MICROCITTÁ
Rahel Hartmann Schweizer, Christian Holl
Der neue Piano Regolatore Generale (PRG) von 2008 revidiert das Bild vom zentralistischen Rom: Die Metropole birgt 200 Microcittà als identifizierbare Ortschaften.
40 INSELN UND BRÜCKEN
Rahel Hartmann Schweizer
Das Wohnbauprojekt «Laurentino 38» war von Ghettoisierung bedroht. Heute wird das Quartier wieder als «i ponti» bezeichnet nach den Brücken, die der Clou des Entwurfs waren.
48 BLUMENWIESE
Christian Holl
Prato Fiorito, eines der ersten konkreten Projekte für die Aufwertung der Peripherie, gibt dem Quartier eine verlorene Identität zurück.
51 AQUÄDUKT
Christian Holl, Rahel Hartmann Schweizer
Die Landschaftsarchitektin Christina Tullio hat den ersten Schritt dazu getan, dass sich die Bewohner des Quartiers Alessandrino mit einem Relikt aus der Vergangenheit identifizieren.
56 SIA
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