Zeitschrift

TEC21 2010|20
Naturtheater
TEC21 2010|20
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Vorhang auf, Bühne frei, Auftritt: Der Rheinfall. Das tosende Naturspektakel wurde zwischen Mai 2009 und März 2010 aufwendig neuinszeniert. Denn das Ausflugsziel verzeichnete seit den 1980er-Jahren einen Besucherrückgang von fast 20 %. Der Wasserfall musste also sein verstaubtes Image verlieren. Resultat der Planungen und Arbeiten ist ein neuer Erlebnisrundweg, der die Besucherinnen und Besucher leitet. Das Schlossareal Laufen ist zudem mit gastronomischen und kulturellen Zwischenstationen ausstaffiert worden. Dank diesen Massnahmen sollen die Besucher nicht mehr nur zum Rheinfall kommen, sondern auf dem Weg dahin auch rasten und ruhen und dabei möglichst viel Geld ausgeben.

Das neue Bühnenbild für den Rheinfall ist bis ins Detail geplant. Die Besucher werden auf einen Rundgang geführt, das Landschaftserlebnis wird dadurch mit Kulturereignis und Freizeitaktivität verbunden. Das Stück soll also aus mehreren Akten bestehen. Bevor die BesucherInnen ihr eigentliches Ziel erreichen, können sie sich in einem Imbissrestaurant stärken, ihre Kinder auf dem Spielplatz toben lassen, eine kleine Ausstellung im Schloss besuchen und schliesslich den Weg hinunter zum Rheinfall antreten. Auch dieser ist in das dramaturgische Konzept eingebunden, erlaubt die Bepflanzung doch nur an gewissen Stellen den Blick auf den Wasserfall und versperrt ihn an anderen. Der Zugang zum Unteren Belvedere mit Aussicht auf den Rheinfall ist dank einem Liftturm und einem leicht abfallenden Steg heute hindernisfrei, der Zugang zur SBB-Haltestelle, zum Känzeli, zum Oberen Belvedere und ans Wasser jedoch leider nicht.

Das Naturerlebnis ist das Ergebnis einer kulturellen Inszenierung. Bühnenbildner, Theatermaler, Tapezierer und Dekorateure haben diese Wirkung noch verstärkt: Architekt und Architektin haben die Altbauten sorgfältig restauriert und die Neubauten ins historische Ensemble eingefügt. Der Beton des Liftturms ist ähnlich dem Fels eingefärbt, und die ebenfalls farblich angepassten Ankerköpfe der Felssicherung wurden gar von einem Steinmetz bearbeitet, damit sie ins Bühnenbild passen. Das Postkartenbild vom Rheinfall und dem angrenzenden Schloss Laufen ist nahezu unbeschadet durch die Umbauzeit gekommen, die neuen Elemente fügen sich ruhig in die Szene ein und werden, so ist das Ziel, zu einem grossen Teil zwischen den Bäumen des Schlossfelsens verschwinden. Mit dem Ausbau hat der Rheinfall eine zeitgemässe Bühne im Wert von insgesamt 13.6 Mio. Franken bekommen, die die grandiose Attraktion überhöht. Das Stück, das hier seit eh und je gegeben wird, bleibt aber das gleiche.
Katinka Corts

05 WETTBEWERBE
«Best Practice Award» der usic | «Young Engineers’ Symposium» der IVBH

10 PERSÖNLICH
Urs Tappolet: «Ich habe Respekt vor meiner Arbeit»

12 MAGAZIN
Rapperswiler Tag: Der grosse Wurf | Miniautobahn im Weinland

18 PROMENADE ZUM RHEIN
Hansjörg Gadient
Umbau, Erweiterung, Neuinszenierung: Der Autor nimmt die Lesenden auf einen Spaziergang zum Rheinfall mit.

24 FELSENFEST VERANKERT
T. Eisenlohr, A. Wittel, P. Fischli-Boson
Ein neuer Steg und ein Liftturm ermöglichen auch Gehbehinderten, den Wasserfall zu erreichen. Die geologischen Verhältnisse am Schloss Laufen machten jedoch Planung und Bau zum Kraftakt.

28 AUF ENGEM RAUM
Daniela Dietsche
Steiles Gelände und zu wenig Platz auf dem Schlossareal beeinflussten den Bauablauf von Steg und Turm massgeblich.

33 SIA
SIA 118 – der (un)bekannte Klassiker | Beitritte zum SIA im 1. Quartal 2010 | Kurse SIAForm | A&K-Reise nach Ostdeutschland | Versicherungen für Planungsbüros

39 FIRMEN

45 IMPRESSUM

46 VERANSTALTUNGEN

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Verlags-AG der akademischen technischen Vereine

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