Zeitschrift

TEC21 2010|27-28
Musik und Architektur
TEC21 2010|27-28
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
«Musik und Architektur» zu titeln ist vollmundig und erhebt nicht den Anspruch, das weite Feld auch nur annähernd zu beackern, sondern sich mit den Heften «Literatur und Architektur» (TEC21 42-43/2008) und «Film und Architektur» (TEC21 48/2009) zu einer lockeren Reihe zu fügen. In einem Atemzug spannt sich das Gebiet auf zwischen Johann Sebastian Bachs architektonisch komponierter «Kunst der Fuge» und György Ligetis miniaturisiertem Wolkenkratzer der Partitur von «Atmosphères»; zwischen der venezianischen Mehrchörigkeit, die im Markusdom ideale Verhältnisse fand, um die Sänger und Instrumentalisten an mehreren Orten im Kirchenraum zu platzieren, und Edgar Varèses «Poème Electronique». Dieses elektronische Gedicht, das 1958 in Brüssel über 400 durch den Raum bewegte Lautsprecher ausgestrahlt wurde, hatte in Iannis Xenakis‘ und Le Corbusiers hyperbolisch-paraboloidem Philips-Pavillon das kongeniale Gefäss, um eine Überlagerung verschiedener Klangräume zu bewirken, die Wahrnehmung der Musik je nach Standort des Zuhörers zu verändern.[1] Die Entwicklung bewegte sich von Schellings Metapher der Architektur als erstarrter Musik[2] bis zu Le Corbusiers Überzeugung: «This type of sculpture belongs to what I call acoustic art; in other words, these forms emit and listen.»[3]

Die adäquate Hülle für experimentelles Musikschaffen suchte nun auch COOP HIMMELB(L)AU im «Pavillon 21 MINI Opera Space» für die Münchner Opernfestspiele. Die Lösung fand dessen Design Principal Wolf D. Prix gewissermassen in der Umkehrung: Die Beziehung zwischen Architektur und Schall spielt sich im Aussenraum ab, dem der Bau sozusagen den Schall entzieht, um Ruhe für das musikalische Innenleben zu schaffen. So erinnert er an den oberen Teil des Nadelspitzenkristalls, dessen unterer sich in Xenakis‘ Pavillon manifestierte (Abb. 4, S. 16).

Gleichsam der Antipode dazu ist der Infopavillon zur Elbphilharmonie in Hamburg 
(«Lautsprecher», S. 22). Er lädt die Umgebung mit akustischen Signalen konzertanter Musik auf. Beide Bauten aber sind flüchtig – wie die Musik, die sie thematisieren.
Rahel Hartmann Schweizer

05 WETTBEWERBE
Long John in Reinach

10 MAGAZIN
Akustik simulieren | Nachhallzeit optimieren | Ämter und Ehren

16 SCHALLWELLENBRECHER
Rahel Hartmann Schweizer
Der Philips-Pavillon 1958 an der Weltausstellung in Brüssel ist ein Bezug bei COOP HIMMELB(L)AUS Bau für die Münchner Opernfestspiele. Während Xenakis’ und Le Corbusiers Werk indes eine Verräumlichung der Musik im Innern war, fungiert der «Pavillon 21 MINI Opera Space» als gegenkoppelnder Soundscape der aussenräumlichen Geräuschkulisse.

22 LAUTSPRECHER
Monika Isler
Mit freiem Blick auf die Baustelle der Elbphilharmonie steht auf der obersten Ebene der Hamburger Magellanterrassen ein Kubus. Der Infopavillon Elbphilharmonie, errichtet vom Hamburger Studio Andreas Heller, ist ein abstrakt gehaltener Körper, im unteren Bereich schwarz und geschlossen, im oberen Teil verglast und durchlässig: Die Schmuckschatulle für das Akustikmodell.

27 SIA
Baukultur in Europa | Swiss Tunnel 
Congress 2010 | Verbrechen lohnt sich | Aus Winterthurs Unterwelt

31 PRODUKTE

37 IMPRESSUM

38 VERANSTALTUNGEN

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Verlags-AG der akademischen technischen Vereine

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