Zeitschrift

TEC21 2010|37
Kunstbauten im Wägital
TEC21 2010|37
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Der Bezirksrat March im Kanton Schwyz wartet zum Zeitpunkt der Drucklegung dieser TEC21-Ausgabe auf ein Gutachten der Eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege. Es soll eine Empfehlung für oder gegen den Abbruch der Schrähbachbrücke am Wägitaler See liefern. Die historische Brücke wurde vom Berner Bauingenieur Robert Maillart (1872 – 1940) im Jahre 1924 erbaut, als das Wägital nach dem Bau des Staudamms Schräh geflutet wurde und neue Erschliessungswege nötig waren. Bald nach der Fertigstellung erlitt sie Frostschäden. Um die versteifte Stabbogenbrücke besser vor Wasserzutritt zu schützen, mauerte man die Öffnungen zwischen Bogen und Versteifungsträger zu. Das Erscheinungsbild der Brücke wurde dadurch grundlegend verändert, schrieb Jürg Conzett im jahr 2009.[Jürg Conzett: «Valtschielbrücke bei Donat». 1. Oktober 2009] Inzwischen äussert der Ingenieur, der den Schweizer Pavillon an der Biennale in Venedig mit dem Thema «Landschaft und Kunstbauten» bespielt, in einem Gespräch mit TEC21 (erscheint in einer späteren TEC21-Ausgabe) noch eine andere Erklärung für den Eingriff. Zugetragen wurde sie ihm von Eugen Brühwiler, Professor an der EPFL. Danach waren die Zumauerungen ein Zugeständnis an die Ästhetik... Die Schrähbachbrücke ist nicht die einzige Maillart-Brücke im Wägital, ein halbes Dutzend weitere stehen an den Ufern des Speichersees. Unterhalb des Staudamms findet man zudem weitere Ingenieurkunstbauten als Zeugen der Wägitaler Technikgeschichte, alle erstellt für das Kraftwerk und verwachsen mit der Umgebung. Jedes Einzelstück des Ensembles präsentiert sich, als stünde es in einem Freilichtmuseum (vgl. S.22ff.). Das Gesamtbild, das sich aus Umgebung, Einzelelementen, Ensemble und Geschichte ergibt, ist denn auch Thema in «Gleichgewicht ist einer der schönsten Begriffe». Christian Menn und Werner Oechslin diskutieren über den Erhalt der Schrähbachbrücke, wobei dieses Frühwerk von Maillart exemplarisch für viele historische Bauten steht. Über den Entscheid der Eidgenössischen Denkmalpflege wird wohl wie im Vorfeld weiterhin kontrovers diskutiert werden, denn die Wertschätzung einer historischen Baute ist letztlich auch subjektiv geprägt. Man sollte aber eines nicht vergessen: Historische Bauten sind wie Jahrringe eines Baumes, sie geben Auskunft über die Vergangenheit, ermöglichen erst die Definition der Gegenwart und geben einer Umgebung ihre Identität. Dieses Erbgut der Gesellschaft lässt sich als Inspirationsquelle für weitere Entwicklungen betrachten, denn jede Beurteilung, auch unsere heutige, geschieht aufgrund der Einsicht in einem bestimmten Moment unserer Geschichte – und ist so verstanden willkürlich. Deshalb sollten denkmalpflegerische Entscheide uneigennützig getroffen werden.
Clementine van Rooden

05 WETTBEWERBE
Doppelkindergarten in Zwingen BL | Sporthalle in Liestal BL

10 PERSÖNLICH
Marc Wijnhoff: «Es war ein strategischer Entscheid»

12 MAGAZIN
Leserbrief | Bücher | Neue Werkzeuge statt mehr Isolation | Fernwärmenetze dank Bundesgeld | Nachhaltig mobil mit Holz und -Mist | Replik oder Kopie? | Obdachlosenarchitektur

22 DAS KRAFTWERK WÄGITAL
Aldo Rota Vor mehr als 85 Jahren wurde das Wägital im Kanton Schwyz geflutet. Zahlreiche Ingenieurkunstbauten mussten errichtet werden. Die meisten von ihnen sind heute noch weitgehend im Originalzustand erhalten.

29 «GLEICHGEWICHT IST EINER DER SCHÖNSTEN BEGRIFFE»
Judit Solt und Clementine van Rooden Christian Menn und Werner Oechslin im Gespräch über Ingenieurkunstbauten, deren Erhalt oder Abriss – und ob die Wägitaler Schrähbachbrücke von Robert Maillart erhalten bleiben soll oder nicht.

37 SIA
SIA 269: Stand der Dinge | 100 Jahre Sitterviadukt | Wegleitung Wettbewerbsprogramme | «15n» 2011 und neue SIA-
Angebote | Aktuelle Kurse SIA-Form | Mit «Spacespot» in die Schule

44 FIRMEN

45 PRODUKTE

53 IMPRESSUM

54 VERANSTALTUNGEN

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