Zeitschrift

TEC21 2010|38
Bauen in Bhutan
TEC21 2010|38
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
«Jeder Bhutanese erhält in seinem Leben einmal die Konzession zum Holzschlagen für den Bau eines Hauses, wofür er nur eine geringe Gebühr an den Staat entrichten muss. Wenn es aber um kommerzielle Bauten geht, ist Holz sehr teuer – ein Kubikmeter Rohholz kostet in der Sägerei ungefähr 230 bis 250 Franken, der Tageslohn eines Zimmermanns zum Vergleich beträgt ca. 8 bis 10 Franken. Das Holz-angebot wird künstlich tief gehalten, zudem rechnet die halbstaatliche Verkaufsorganisation alle Kosten inklusive dem Bau von Forststrassen in den Grundpreis mit ein. Der Einschlag von Holz wird auch durch Gesetze eingeschränkt, die festlegen, dass jederzeit mehr als 60 % der Landesfläche bewaldet sein müssen», notiert Fritz Baumgartner, Projekt- und Oberbauleiter auf der Baustelle in Thimphu (vgl. «Holzbaukunst», S. 23ff.).

In Bhutan zu bauen ist eine Herausforderung, verlangt Umdenken und grosse Flexibilität. So zum Beispiel für die neue Betonbrücke, die in «Handarbeit mit Beton» (S. 20ff.) vorgestellt wird und die ohne moderne Baugeräte realisiert wurde. Die Regierung hat vor Jahren verord-net, dass Kultur und Tradition zu schützen seien. Seitdem werden Neubauten zwar weiterhin meist aus Beton und Stein statt Holz gebaut, jedoch noch mit allerhand Beton-Zierrat überzogen, der traditionelle Schnitzereien imitiert.

Entwicklungshilfsprogramme, z.B von Helvetas, die trotz hohen Erstellungskosten traditionelles Bauen mit Holz und Lehm fördern möchten, sehen sich mit dem in Bhutan weit verbreite-ten, indischen Vorbildern folgenden schnellen und günstigen Bauen konfrontiert. Rendite wird so zwar bald erzielt, Nachhaltigkeit und Kultur bleiben jedoch auf der Strecke. Beide Ansätze sind nicht befriedigend, und es bedarf eines neuen Weges, um aus dieser Sackgas-se der widersprüchlichen Bedürfnisse und Forderungen zu gelangen. In «Holzbaukunst» (S. 23ff.) wird eine Brücke vorgestellt, die auch nur dank Kompromissen entstehen konnte. Beim Bau musste z.B. zwischen Tradition und Naturschutz abgewogen werden, denn das früher genutzte und sehr dauerhafte Zedernholz ist heute eine gefährdete Holzart. Stattdessen bot es sich an, das ausreichend zur Verfü-gung stehende Holz einer Föhrenart zu verwenden.
Die Suche nach einer sinnvollen Kulturvermittlung und -bewahrung gibt es in allen Ländern. Die Redaktion von TEC21 schaut über die Grenze und will auch im nächs-ten Jahr verfolgen, wie Wissenstransfer aus der und in die Schweiz vonstatten geht. Bhutan ist mit ver-gleichbaren Bauaufgaben konfrontiert wie die Schweiz, und die angewandten Mittel kommen dort wie auch hierzulande jeweils mehr oder weniger reflektiert zum Einsatz. In den kommenden Jahren muss Bhutan einen Umgang mit Architektur-Tradition und Investorenbauten finden – im Rahmen der globalen Herausforderungen und der steigenden Komfortansprüche, mit denen jedes Land umgehen muss. Katinka Corts, Clementine van Rooden,

05 WETTBEWERBE
Wohnüberbauung in Schwerzenbach

10 MAGAZIN
Eine Kirchgemeinde macht Platz | Leserbrief

16 ARCHITEKTUR-TRADITION
Hanspeter Bürgi Bhutan hat eine reiche Kultur und will diese schützen. Da heute jedoch selten aus Holz gebaut wird, erinnern an vielen Neubauten nur noch Betonverzierungen an früheres Kunsthandwerk.

20 HANDARBEIT MIT BETON
Heinrich Schnetzer Im Auftrag der Helvetas wurde ein Wettbewerb für einen Brückenneubau in Bhutan durchgeführt. Das Projekt von Schnetzer Puskas weist ein spezielles Konzept auf, damit der Ersatzneubau mit einfachen Mitteln realisiert werden konnte.

23 HOLZBAUKUNST
Wolfram Kübler Die architektonisch und kulturell wichtige Holzbrücke am Punakha-Dzong wurde einst von einer Flutwelle zerstört. 2008 konnten der Architekt Fritz Baumgartner und die Ingenieure von Walt Galmarini einen Neubau aus Holz fertigstellen.

27 SIA
Adrian Altenburger: «Der Verwaltungszustand ist vorbei» | 45. Sitzung der ZNO

31 PRODUKTE

37 IMPRESSUM

38 VERANSTALTUNGEN

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