Zeitschrift

TEC21 2010|45
Stadthaus Zürich
TEC21 2010|45
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Das Stadthaus ist das wichtigste Amtsgebäude von Zürich und ein wertvoller Zeuge seiner Zeit. Im Zuge der urbanen Umgestaltung des Lim-matufers und der grossen Eingemeindungen im ausgehenden 19. Jahrhundert geplant, widerspiegelt es die Selbstwahrnehmung der erstarkten Bürgergesellschaft: Ein erstes, von Arnold Geiser erbautes Stadthaus (1885) erwies sich bereits wenige Jahre nach Fertigstellung als zu klein; der grössere Erweiterungsbau von Gustav Gull (ab 1895) verleibte sich nicht nur den Geiser-Bau ein, sondern – im Geiste einer «schöpferischen Denkmalpflege» – auch wichtige Teile des Fraumünsterklosters. Für die damalige Zeit fortschrittliche Bautechniken, kunstreiche Details, einzig-artige Spolien und unterschiedliche historistische Stile kennzeichnen deshalb seit je das selbstbewusst am Limmatufer stehende Gebäude. In den letzten hundert Jahren hat sich der Kon-flikt zwischen pragmatischen Nutzungsansprüchen und räumlicher Repräsentation jedoch verschärft. Das Gebäude hat Umbauten und Trans-formationen erlitten, die seine architektonischen Qualitäten entweder stark verunklärten oder ganz zerstörten. Zudem war das Stadthaus immer weniger in der Lage, den Standards eines dienstleistungsorientierten, modernen Amtsgebäudes zu genügen. Insofern verkörpert es beispielhaft eine ebenso häufige wie individuelle Bauaufgabe: die Anpassung wertvoller historischer Substanz an veränderte Sicherheits-, Energie- und Nutzungsanforderungen.

Die soeben abgeschlossene Sanierung durch Pfister Schiess Tropeano Architekten reagiert feinfühlig auf die unterschiedlichen Aspekte des Bestands, ohne das Gesamtkonzept aus den Augen zu verlieren. Dabei galt es auch, betriebliche Randbedingungen zu berücksichtigen. So wurde nur ein Teil der Stadthausbelegschaft während der Bauphase in externe Provisorien umquartiert; in vielen Büros, die von Etappe zu Etap-pe in andere Gebäudeteile transferiert werden mussten, herrschte weiterhin Betrieb. Die Komplexität der Bauaufgabe umfasste also sämtliche Bereiche, von der Analyse über Planung und Ausführung bis hin zur Baustellenlogistik – ein Lehrstück.
Judit Solt

In eigener Sache
TEC21 freut sich, diesen Herbst einen Heftetausch mit der deutschen Architekturfachzeitschrift «db» durchzuführen. In Süddeutschland wurde TEC21 42-43/2010 mit der Novemberausgabe der «db» an deren Abonnenten und Abonnentinnen verschickt; dieser Ausgabe von TEC21 liegt – bei einem Teil der Auflage – die aktuelle «db» bei. Wir hoffen, mit dieser Aktion unseren Lesern und Leserinnen zusätzliche Inspiration zu bieten – zumal die «db» als eine von ganz wenigen Architekturzeitschriften in Europa auch Fragen aus dem Bereich der Ingenieurwissenschaften thematisiert und den interdisziplinären Anspruch von TEC21 gewissermassen teilt. Die Novemberausgabe widmet sich dem Material Glas und seinen vielfältigen Anwendungen. Wir wünschen eine anregende Lektüre!

05 WETTBEWERBE
Pestalozzischulhaus Aarau | Klinik für Epilepsie und Neuro-Reha

16 MAGAZIN
Erdbebensicheres Bauen bewährt sich | Immo-Monitoring | Thermodynamik gegen Thermodynamik | Krank durch Kollegen – oder Strukturen | Frank O. Gehry seit 1997

28 PROVISORIEN LEBEN LÄNGER
Theresia Gürtler Berger Denkmalpflege: Die aktuelle Sanierung des Stadthauses Zürich vereinbart moderne Nutzungsanforderungen mit denkmalpflegerischen Anliegen.

34 HISTORISMUS, AKTUALISIERT
Michael Hanak Architektur: Nach der Sanierung durch Pfister Schiess Tropeano Architekten präsentiert sich die historische Architektur des Stadthauses in neuem Stadthaus Zürich nach der Sanierung, Oktober 2010

42 HISTORISCHES TONNENDACH AUS GLASBAUSTEINEN
Judith Russenberger, Anna Ciari Ingenieurwesen: Die Bauingenieure von Synaxis analysierten das historische Glastonnendach im Stadthaus. Es kann belassen bleiben.

48 SIA
Die KfI stellt sich vor | Sind Bauingenieure Rechenknechte? | Nachhaltigkeitsbeurteilung | Beitritte zum SIA im 3. Quartal 2010

56 MESSE
Hausbau- und Energiemesse in Bern mit Kongress, Sonderschau und Herbstseminar

60 FIRMEN

61 PRODUKTE

69 IMPRESSUM

70 VERANSTALTUNGEN

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Verlags-AG der akademischen technischen Vereine

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