Zeitschrift

TEC21 2011|39
Im Forster
TEC21 2011|39
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Als der Zürcher Physiker und Bankierssohn Gustav Adolf Tobler-Blumer 1890 mehrere Grundstücke in Fluntern als Sitz für ein Sommerhaus über der Stadt erwarb, existierten in der Gegend nur einige Bauernhöfe. 40 Jahre später – der Zürichberg hatte sich bereits als Gebiet für gehobenes Wohnen etabliert – liess Gustav Adolfs Tochter Helene hier ein Haus für sich und ihre Familie errichten.

Zeit- und ortstypisch war der Ansatz der Architekten Henauer & Witschi, die die Villa im Landhausstil entwarfen und ausführten: Sie platzierten den Bau so auf dem Grundstück, dass er von aussen kaum sichtbar war. Die einfache Putzfassade und der geschwungene Grundriss liessen die tatsächlich sehr grosszügigen Dimensionen und die extravagante, genau auf die Bedürfnisse der Bauherrschaft abgestimmte Innenausstattung des Baus kaum erahnen – wohlhabend zu sein, genügte, den Wohlstand zeigen brauchte man nicht. Dank der Neigung des Terrains und der Bepflanzung der Grundstücksränder gelang es, die nähere Umgebung des Parks auszublenden. So entstand ein der Stadt scheinbar weit entrückter Ort mit einem spektakulären Weitblick über See und Alpen.

Über 70 Jahre lang blieb die Villa der einzige Wohnbau auf dem sechs Fussballfelder grossen Gelände. 2003 ent-schlossen sich die Eigentümerfamilien, längst nicht mehr in Zürich sesshaft, den Park zu verdichten. Die praktisch originalgetreu erhaltene Villa sollte indes als Zürcher Familiensitz bestehen bleiben und wurde vom Architekturbüro Pfister Schiess Tropeano & Partner in enger Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege sorgfältig restauriert («Hoher Anspruch über Generationen»).

Auch die aktuelle Bebauung entspricht dem Zeitgeist. Auf der Basis eines Gestaltungsplans realisierten drei Archi-tekturbüros hier auf drei Baufeldern Projekte, die sich an ebenfalls drei verschiedene Zielgruppen wenden: Luxus-wohnungen im Bau von Richter et Dahl Rocha, Wohnungen für die Nachfamilienphase in den Bauten von Jakob Steib Architekten sowie Studios und Familienwohnungen im Bau von EM2N. Die insgesamt 54 Mietwohnungen bieten ein Kaleidoskop an Grundrissen und teilweise spannende räumliche Lösungen. Sie bezeugen aber auch eine gewisse Ratlosigkeit hinsichtlich der Frage, was luxuriöses Wohnen heute bedeutet. Grosse Räume? Viel Glas?

Die Prioritäten haben sich verschoben. Deutlich wird dies im Vergleich mit der Villa: Einst wurde in der Aussendar-stellung das Understatement gesucht, während das Innere massgeschneidert und elegant daherkam. Jetzt gilt das Gegenteil: Der Innenausbau aller Bauten mit Parkettböden und weissen Wand- und Deckenflächen wirkt aus-tauschbar – dafür sind die Neubauten bereits von weitem im Stadtbild zu erkennen («Luxuswohnen heute? – Drei Antworten»).
Tina Cieslik

05 WETTBEWERBE
Park am Aabach, Uster

12 PERSÖNLICH
Gewagtes Tun

14 MAGAZIN
Die Regel und die Ausnahme

18 HOHER ANSPRUCH ÜBER GENERATIONEN
Michael Hanak
Park und Villa Im Forster in Zürich gehören hinsichtlich Dimension und Ausstattung zu einer vergangenen Ära. Pfister Schiess Tropeano & Partner setzten den Bau aus den 1930er-Jahren sorgfältig instand.

24 LUXUSWOHNEN HEUTE? – DREI ANTWORTEN
Martin Tschanz
Von 2008 bis 2011 wurde das Grundstück der Villa Im Forster baulich verdichtet. Drei Architekturbüros realisierten an drei Orten insgesamt 54 Mietwohnungen.

33 SIA
Wettbewerbsverfahren in Diskussion | Baudynamikstipendium | Sitzung der ZNO | Vernehmlassungen | Einfluss der Wärmespeicherfähigkeit | Veranstaltungen

36 MESSE
Die internationale Wohn- und Möbelausstellung «Neue Räume» findet dieses Jahr zum 6. Mal in Zürich Oerlikon statt.

45 IMPRESSUM

46 VERANSTALTUNGEN

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