Zeitschrift

TEC21 2011|47
Minergie und mehr
TEC21 2011|47
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Die Situation erinnert an die Zeit vor 1875, vor der verbindlichen Einführung des metrischen Systems in der gesamten Schweiz: Parallel existierte eine Vielzahl an Messsystemen, alle verschieden, alle legitimiert. Ähnlich präsentiert sich heute die Lage bei den Gebäudelabels. Seit sich in den 1990er-Jahren das Bewusstsein für energieeffizientes Bauen verstärkt hat, prosperiert der Markt der Gütesiegel.

Hierzulande ist nachhaltiges Bauen eng mit dem Begriff Minergie verknüpft. Dies, obwohl zumindest der Basisstandard ausschliesslich auf Energieeffizienz setzt und weitere Aspekte der Nachhaltigkeit wie Mobilität oder graue Energie aussen vor lässt. Seit 1998 sind in der Schweiz rund 22 000 Bauten nach Minergie zertifiziert worden. Der Anteil am gesamtschweizerischen Gebäudepark liegt damit allerdings immer noch bei nur 1 %, bei Umbauten und Instandsetzungen sogar bei nur 1 ‰.[1]

Dieses Heft soll anhand von theoretischem Grundlagenwissen und gebauten Beispielen Klarheit in den Labeldschungel bringen. Ein Vergleich der drei wichtigsten internationalen Labels mit Minergie bringt die jeweiligen Unterschiede auf den Punkt und beweist: je umfassender das Verständnis von Nachhaltigkeit, umso komplexer das System (vgl. «Minergie und die anderen – Vergleich von vier Labels»). Dass die Anwendung verschiedener (Minergie-)Standards an einem Ort – oder der Verzicht auf einen solchen – sinnvoll sein kann, veranschaulicht dagegen ein Beispiel aus dem zürcherischen Thalwil (vgl. «Vielfalt als Konzept»). Hier wurde ein Ensemble geschaffen, das mehr darstellt als nur die Summe seiner Teile. Ein Blick über die Grenze nach Österreich zeigt, dass auch ein vermeintlich starres System wie der Passivhaus-Standard unkonventionelle Lösungen zulässt (vgl. «Anorak, klug gefaltet»).

Auch Mehrfachzertifizierungen scheinen sich zu einem Trend zu entwickeln: Vor allem global tätige Unternehmen legen neben Schweizer Gütesiegeln Wert auf ein international bekanntes Label wie das US-amerikanische LEED oder das Deutsche Gütesiegel für Nachhaltiges Bauen, DGNB. Diese Standards fassen den Aspekt der Nachhaltigkeit sehr viel weiter als Minergie, auch wenn der Verein mit der Einführung von Minergie-P, -Eco und Minergie-A nachgebessert hat (vgl. «Pioniergeist auf dem Land»). Trotz der unübersichtlichen Lage besteht aber Hoffnung: Zwar existiert in der Schweiz neben den internationalen Labels eine Vielzahl an Konzepten für nachhaltiges Bauen, wie der SIA-Effizienzpfad Energie oder die 2000-Watt-Gesellschaft (vgl. «2000-Watt-taugliche Schulhäuser»). Sowohl auf Bundes- als auch auf EU-Ebene ist man aber bestrebt, die verschiedenen Standards in (jeweils) einem (eigenen) Gütesiegel zu bündeln.
Tina Cieslik

Anmerkung:
[01] CCRS, E. Meins (Hg.): Der Minergie-Boom unter der Lupe: Eine Marktanalyse der ZKB. Zürich, 2010

05 WETTBEWERBE
Ernst A. Plischke Preis 2011 | Kinderkrippe Stallikon ZH

16 MAGAZIN
Pioniergeist auf dem Land | «Intelligentes» Tragwerk | 2000-Watt-taugliche Schulhäuser | Bücher

32 MINERGIE UND DIE ANDEREN – VERGLEICH VON VIER LABELS
Holger Wallbaum, Regina Hardziewski
In den letzten Jahren wurden weltweit Zertifizierungssysteme für nachhaltige Bauten entwickelt. Ein Vergleich dreier internationaler Labels mit Minergie.

40 VIELFALT ALS KONZEPT
Jutta Glanzmann Gut
Zwei verschiedene Minergie-Standards sowie eine Instandsetzung ohne Label: Bei der Überbauung «Güggel» in Thalwil ergeben verschiedene Standards am selben Ort Sinn.

45 ANORAK, KLUG GEFALTET
Franziska Leeb
Kein kompakter Würfel – das Passivhaus U31 in Wien reizt technische und rechtliche Vorgaben elegant aus.

52 SIA
Architektur zwischen Kunst und Alltag | Neues Schulungszentrum SIA-Form

59 MESSE
Schweizer Hausbau- und Energiemesse 2011

60 FIRMEN

64 PRODUKTE

77 IMPRESSUM

78 VERANSTALTUNGEN

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Weiterführende Links:
Verlags-AG der akademischen technischen Vereine

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