Zeitschrift

TEC21 2012|14
Kunstbrücken
TEC21 2012|14
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Eine Brücke zwischen Ingenieurwissenschaft und Kunst zu schlagen, ist die Absicht dieser Ausgabe von TEC21. «Brücke» ist dabei wörtlich gemeint: die gelungene Umsetzung von aussergewöhnlichen, künstlerischen Ideen im Brückenbau.

Brücken sind Kunstbauten – wie auch Tunnels und andere Ingenieurbauwerke. Der Begriff Kunst bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Bauwerke es ermöglichen, Hindernisse zu überwinden. Die dafür erforderlichen Kunstbauten werden mit den Mitteln der Ingenieurbaukunst entworfen und erstellt – sie können insbesondere bei Brücken eine hohe ästhetische Qualität aufweisen –, aber ihre Funktion ist primär die Herstellung von Verkehrsverbindungen und nicht die Verschönerung der Umgebung.

Kunstwerke hingegen haben, zumindest aus Ingenieurperspektive, keine technische Funktion, sind nicht unmittelbar «nutzbar», sie sollen in erster Linie «schön» sein. Bei Ingenieurbauten werden sie meist noch als unverbindliche «Kunst am Bau» geduldet, solange dadurch keine technischen Funktionen beeinträchtigt werden.

Erfreulicherweise ist die hier etwas überspitzt skizzierte Grenze zwischen Ingenieurbaukunst und «reiner» Kunst in den letzten Jahren immer durchlässiger geworden. Künstler und Ingenieure sind aufeinander zugegangen, haben Vorurteile und Berührungsängste abgebaut und sich für gemeinsame Projekte gefunden. Insbesondere im Brückenbau hat sich das Zusammenwirken der unterschiedlichen Philosophien als fruchtbar erwiesen, wie die hier vorgestellten, kürzlich fertiggestellten Bauwerke zeigen. Die Brücken sind konstruktiv anspruchsvoll und künstlerisch ambitioniert und zeigen eindrücklich die Bandbreite zwischen Ingenieurbaukunst und Kunst am Bau: Der neue Birskopfsteg in Basel erscheint elegant und spannt sich äusserst schlank über die Birs («Schlank über die Birs», S. 16), die bunte Fussgängerpasserelle über den Rhein-Herne-Kanal bei Oberhausen (D) ist gleichzeitig auch ein Kunstobjekt («Seilwurf über den Kanal», S. 20), und die Brücke in Taufkirchen bei München fällt durch ihre Geländer auf («Organisches Fachwerk», S. 23). Dazu gesellt sich die vordergründig als Denkmal für den Architekten Paolo Soleri zu interpretierende neue Fussgängerbrücke in Scottsdale, Arizona («Der Sonne zugeneigt», S. 10).

Bezeichnenderweise sind alle beschriebenen Bauwerke Fussgängerbrücken. Bei diesen relativ günstigen Bauten zeigen sich die Bauherrschaften gerne experimentierfreudig, zumal sie von der Öffentlichkeit aus der Nähe wahrgenommen werden – und wenn sich das Experiment nicht bewährt, hält sich der Schaden in Grenzen. Dabei sind die technischen und gestalterischen Möglichkeiten noch lange nicht ausgereizt; wir freuen uns auf die zukünftigen Projekte für Fussgängerbrücken ...

Clementine van Rooden, Aldo Rota

05 WETTBEWERBE
Deutscher Brückenbaupreis 2012

10 MAGAZIN
Der Sonne zugeneigt

16 SCHLANK ÜBER DIE BIRS
Nico Ros, Andreas Zachmann
Der neue Birskopfsteg spannt sich in einem leichten Bogen über die Birs. Der von ZPF Inge­nieure entworfene Stahlkastenträger und die optimierten Spannweiten ermöglichen eine extrem schlanke Bauweise.

20 SEILWURF ÜBER DEN KANAL
Klaus Englert, Clementine van Rooden
Der Künstler Tobias Rehberger und der Bauingenieur Mike Schlaich entwarfen und realisierten in enger Zusammenarbeit die Kunstbrücke bei Oberhausen (D). Sie verbindet Kunst und Tragfunktion auf überzeugende Weise.

23 ORGANISCHES FACHWERK
Florian Neuner
Die Brücke in Taufkirchen (D)ist passend in einen Park mit altem Baum-bestand eingebettet. Dafür transformierte der Bauingenieur Florian Neuner statisch streng geordnete Fachwerke in ein organisch anmutendes Tragwerk.

27 SIA
Fort- und Weiterbildung | «Die Bedeutung der Politik nimmt zu»

31 PRODUKTE

37 IMPRESSUM

38 VERANSTALTUNGEN

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Verlags-AG der akademischen technischen Vereine

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