Zeitschrift

TEC21 2012|20
Reflexion und Stimmung
TEC21 2012|20
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Die Abbildung des Modells für das Klanghaus Toggenburg im ersten Heft unserer Akustik-Reihe (TEC21 11 / 2012, S. 21) hat einen Leser an das «Musikzimmer»[1] im Palast Ali Qãpu (Hohe Pforte) auf dem Meidãn-e Emãm (Platz des Imams) in Isfahan erinnert. Der Raum in der Ende des 16. Jahrhunderts errichteten Anlage zeichnet sich durch eine kunstvolle Stuckornamentik aus: Wand und Decke wurde eine Verschalung aus Gips «vorgehängt», in welche die Konturen von Gefässen verschiedenster Form und Grösse wie Schattenrisse eingeschnitten wurden. Die Tiefenstaffelung bewirkt eine Echowirkung, von der Reisende immer wieder fasziniert sind. Das Echo war auch das erste akustische Phänomen, dem man in der Geschichte der Musik experimentell auf die Spur zu kommen versuchte – nachdem man sich während Jahrhunderten vor allem mit harmonikalen Proportionen beschäftigt hatte. In der abendländischen Hemisphäre waren Athanasius Kircher und Joseph Haydn Pioniere der Echo-Komposition. Der Elektroakustiker Jürgen Strauss, der Räume für Musik akustisch plant, hat die Werke des Universalgelehrten und des Komponisten ausgelotet, die umgekehrt Musik für Räume schufen.

Experimentell geht auch der Dirigent Peter Appenzeller vor, um die optimale Platzierung seines Chors und allenfalls eines Orchesters in unterschiedlichen Räumen zu eruieren. Appenzeller erobert sich den jeweiligen Raum auditiv, indem er ihn durchwandert – so als bewegte er sich in einer Violine, «unter dem Steg, um den Stimmstock herum». Er hat auf diese Weise ein Sensorium dafür entwickelt, welche Musik-literatur für welche Räume geeignet ist.

Ähnlich wurde über Marcel Meilis und Markus Peters Klanghaus-Projekt geschrieben, sie hätten das Thema eines begehbaren Instruments aufgegriffen. «Man kann bei der Idee von Meili Peter den Raum stimmen wie ein Instrument», beschrieb Peter Roth, der Initiant der Klangwelt Toggenburg, das Projekt.[2] Doch anders als bei den Werken, die Appenzeller aufführt, haben es die Architekten dort offenbar mit Klängen – verschiedenen Formen der Volksmusik – zu tun, deren Instrumente «auf jenen Raum, jenes Publikum und jene Stimmung reagieren, wo die Musik entsteht».[3]

Rahel Hartmann Schweizer


Anmerkungen:
[01] Abb. z.B. auf http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Iran_Isfahan_Ali.Qapu_Music_Room_02.jpg&filetimestamp=20060413212935
[02] Roland Merz, Vermittler zwischen Klang und Natur, baublatt, www.baublatt.ch/news/hintergrund/vermittler-zwischen-klang-und-natur
[03] ebd.

05 WETTBEWERBE
Neuer Chorraum, St. Ursen in Solothurn | Umnutzung alte Reithalle, Aarau | Schweizer Botschaft in Kamerun

12 PERSÖNLICH
Leserbrief | Kurzmeldungen

14 MAGAZIN
Bogotá: Stadt in der Stadt | Gutachten dritte Rhonekorrektion | Kubus oder Kuppel | Schatten konstruieren

20 ECHO ALS AKUSTISCHES SPIEGELBILD
Rahel Hartmann Schweizer
In der Raumakustik werden Räume so geplant, dass sie ein Sinfonieorchester, eine Jazzband oder einen Sprechvortrag optimal hörbar machen. Die Geschichte der Bauwerke für Musik zeigt das Umgekehrte: ­Musik wurde zunächst für vorgefundene Räume komponiert.

27 SINGE UND HÖREN IM ZWISCHENRAUM
Peter Appenzeller
Musikalisch-akustische und architektonische Elemente beeinflussen den Chorklang. Die Raumakustik wird durch das ­Zusammenwirken verschiedener Raumgeometrien wie Apsis und Vierung bestimmt.
Es geht darum, die klanglich optimalen Zwischenräume zu finden.

31 SIA
Der SIA zur Energiestrategie | «Die Zeit ist reif für einen Wandel» | Geosummit 2012

34 WEITERBILDUNG

35 FIRMEN

45 IMPRESSUM

46 VERANSTALTUNGEN

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Verlags-AG der akademischen technischen Vereine

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