Zeitschrift

TEC21 2013|03-04
Farbe als Material
TEC21 2013|03-04
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Im Französischen gibt es für «Farbe» zwei Ausdrücke: «couleur» und «peinture». Diese Subtilität der Unterscheidung fehlt uns im deutschsprachigen Raum, wo «Farbe» sowohl die visuelle Wahrnehmung, die durch Licht hervorgerufen wird, als auch das Farbmittel, den Anstrich, bezeichnet. Berechtigt mag einem dies deshalb erscheinen, weil Farbe im Grunde immer Material ist. Je nach ihrer Beschaffenheit absorbiert beziehungsweise reflektiert sie bestimmte Bereiche des Spektrums. Nur das Licht selbst ist gleichsam reine Farbe.

Erzählen wir zum Beispiel jemandem, eine Wand mit Zinnober gestrichen zu haben, wird diese Person vor dem geistigen Auge ein tiefes Rot erkennen. Benennen wir die Farbe hingegen als Quecksilbersulfid, wird sie vermutlich vor dem giftigen Stoff zurückweichen und allenfalls noch silbernen Glanz assoziieren.
Farbe hat also immer eine visuelle und eine stoffliche Komponente. Das zeigen die Beiträge in diesem Heft exemplarisch. Im ersten Fall wird ihr visueller Effekt dadurch maximiert, dass sie eingesetzt ist wie Stuck, im zweiten hängt ihre Wirkungskraft gar allein von ihrer stofflichen Zusammensetzung ab. Die Rede ist von ableitfähigen Beschichtungen. Diese Anstriche verhindern elektrostatische Ladungen, die zum Beispiel durch die Reibung zwischen Bodenbelag und Schuhsohle entstehen. Entlädt sich die Spannung, kommt es zu einem kleinen Stromschlag. Das ist nicht nur unangenehm, sondern kann auch gefährlich werden: Je nach Situation reicht die mögliche Reaktion vom Ausfall technischer Geräte bis zur Explosion. Während dem Farbspektrum der Beschichtungen früher technische Grenzen gesetzt waren, lassen sich heute auch gestalterische Ansprüche erfüllen («Farbe gegen Funken», S. 22).

Eine andere Form von Spannung soll das Deckenrelief im «Saal der Menschenrechte und der Allianz der Zivilisationen» im Palais des Nations in Genf ableiten: Hier trifft sich dreimal jährlich der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen, um die 193 Mitgliedsstaaten einer «allgemeinen regelmässigen Überprüfung» zu unterziehen. Der spanische Künstler Miquel Barceló stattete die Kuppel des Saals mit einem spektakulären Deckenrelief aus, dessen gebändigte Fülle ein schönes Sinnbild für den komplexen Betrieb der Vereinten Nationen darstellt («Maritimes Firmament», S. 16).

Tina Cieslik, Rahel Hartmann Schweizer


In eigener Sache:
Diese und die nächste Ausgabe von TEC21 verschicken wir im Rahmen einer Koope­ration an alle Mitglieder des Schweizerischen Verbands der Immobilienwirtschaft (SVIT), ­Sektion Bern. Wir freuen uns, bei dieser Gelegenheit neue Leserinnen und Leser zu begrüssen!

05 WETTBEWERBE
Passarelle Torfeld Süd in Aarau

10 MAGAZIN
Bücher | Hölzlein bieg dich | Kraftwerk B: «Plus» wurde erreicht

16 MARITIMES FIRMAMENT
Tina Cieslik
Am Sitz der Vereinten Nationen in Genf treffen sich Vertreter von rund 200 Ländern. Der spanische Künstler Miquel Barceló schuf dort ein Deckenrelief, das die Vielfalt der Organisation widerspiegelt.

22 FARBE GEGEN FUNKEN
Severin Werner
Neben einer ästhetischen kann Farbe auch eine funktionale Wirkung auf einen Raum haben – in Form von ­Beschichtungen, die elektrische Entladungen bannen.

27 SIA
Wort des Präsidenten zum neuen Jahr | ­Tagung: Zukunft Bauwerk Schweiz | ­«Gefangen im Nationalismus» | Umsicht – Regards – Sguardi 2013

33 PRODUKTE
Sefar | Runtal | Artemide | Girsberger

37 IMPRESSUM

38 VERANSTALTUNGEN

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Verlags-AG der akademischen technischen Vereine

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