Zeitschrift
architekturjournal wettbewerbe
306
Barrierefreiheit
Einer der vielen Vorwürfe, mit denen sich die klassische Moderne in der Architektur auseinanderzusetzen hat, lautet: Menschenverachtung. Unmenschliche Proportionen, mehr Rücksicht auf die industrielle Produktion von Architektur als gegenüber den Bedürfnissen und Erfordernissen der Nutzer an ein Bauwerk würden vor allem den internationalen Stil nach dem zweiten Weltkrieg kennzeichnen. Oscar Niemeyer, der vor kurzem verstorbene Großmeister der Moderne, versuchte, der rigiden Architekturphilosophie dieser Schule ein wenig südamerikanische Lebensfreude und damit ein wenig mehr an menschlichem Bezug hinzuzufügen. Die Antithese zu einem von Gropius, Le Corbusier und anderen Ikonen der Moderne geprägten, vielfach missverstandenen und auch missinterpretierten Verständnis von Architektur heißt heute: Barrierefreiheit. Gemeint ist damit die Ausrichtung der Planung auf die Bedürfnisse möglichst vieler Nutzer, von Kindern über Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder Behinderungen bis zu Senioren. Rampen statt Stufen, bodengleiche Übergänge in Eingängen oder selbstschließende Türen in öffentlichen Gebäuden sind Ausdruck des neuen Credos, das da lautet: Die Gebäude haben sich den Menschen anzupassen und nicht umgekehrt.
Das muss nicht zwingend ein Widerspruch zu den Themen der klassischen Moderne sein. Louis Sullivans „Form Follows Function“ als Anleitung zu einer an der Funktion eines Gebäudes ausgerichteten Gestaltung darf sich in seiner Ausformulierung auch an den Bedürfnissen seiner Nutzer orientieren, ohne zwangsläufig beliebig zu werden oder die Ideale der Moderne zu verraten. Im Gegenteil: Die Moderne kann damit dem heutigen Trend, alles – vom Menschen bis zum Gebäude – in sichere Watte zu verpacken und sich an den Schwächsten in unserer Gesellschaft zu orientieren, leichter gerecht werden.
Eine solche Bedürfnisorientierung erfordert allerdings die Einbeziehung der sozialen Aspekte eines Gebäudes im Frühstadium des Entwurfs – also die viel zitierte „integrale“ Planung, um ein modisches Schlagwort zu verwenden. Und es erfordert von den Planern und Bauherren, sich mit einer mitunter ausufernden Reglementierungsorgie beschäftigen zu müssen, auf EU-Ebene ebenso wie auf Bundes- und Länderebene.
Einen interessanten Ansatz zur integralen Planung mit Berücksichtigung der Barrierefreiheit liefert ein Projekt von Studenten der Technischen Universität Wien: Angehende Architekten und Bauingenieure haben gemeinsam eine Basketballhalle entworfen, deren Spielfläche unter Bodenniveau abgesenkt wird, wodurch den Besuchern ein barrierefreier Eintritt in die Halle sowie eine gute Übersicht über den gesamten Innenraum geboten wird. Das Projekt wurde Sieger der diesjährigen Concrete Student Trophy.
Viel Freude beim Lesen, schöne, erholsame Feiertage und ein erfolgreiches Jahr 2013 wünscht Ihnen das gesamte Team des Architekturjournals wettbewerbe!
Roland Kanfer
Impressum, Editorial
Thema
Forum Neues Bauen
Barrierefreiheit und die Sozialbilanz von Gebäuden / Energiearmut in österreichischen Haushalten / „Bereits die ersten Skizzen sind für die Gebäudequalität entscheidend“
Berichte
Sonnwendviertel II – Smart Wohnen, Bauplatz B.04 Süd und C.04, Wien 10. Wettbewerb / Aluminium-Architektur-Preis 2012 / blueAWARD 2012 / Friedrich Kiesler-Preis 2012 / 1. NWW Design Award / Topos Sonderpreise / Bücher / Architekturpreis Land Salzburg 2012 / Staatspreis Architektur 2012. Verwaltung und Handel / DETAIL Preis 2012 / Bauhaus.SOLAR AWARD 2012 / ETHOUSE Award 2012 / Sonnenlicht für alle. International Velux Award 2012 / Self-Check-In Hotel Caldor, Münchendorf, NÖ / Lifecycle Tower One, Dornbirn, Vorarlberg / ACW Bürogebäude, Deutsch-Wagram, NÖ / Smart Building. Bauherrenkongress 2013 / 11. Architekturfestival TURN ON / Austrian Brick and Roof Award 13/14. / Brick Award 14. Ausschreibung / Alt trifft Neu. Auf ArchitekTour durch London / Collider Activity Center. Announcement
Wettbewerbe
Evangelischer Schulcampus Donaustadt, Wien 22
Autobahnmeisterei Stockerau, NÖ
Gestaltungskonzept für Lärmschutzwände S6 – S36, NÖ/Steiermark
LWL-Klinik Dortmund, Deutschland
Concrete Student Trophy 2012
Realisierungen
binderholz headquarter, Fügen, Tirol
Wohnbau Jagdschlossgasse, Wien 13
Innovationen
In Form gekommen / KEUCO: Komfort und Sicherheit in der Dusche / Das feminisierte Büro / CUBE_S: Smarter Büro-Allrounder / Neuer Showroom von OBJECT CARPET in Wien / Die Unsichtbare: Neues Knauf Drehtür-System / Alu Fenster am wirtschaftlichsten / Glasfaserbeton als Sonnenschutz / Unsichtbare Gebäudeaufstockung mit Verbundträgern / Kongressmesse Gebäudeeffizienz 2012. Rückblick / Neues Onlinetool für Fassadengestaltung
Einer der vielen Vorwürfe, mit denen sich die klassische Moderne in der Architektur auseinanderzusetzen hat, lautet: Menschenverachtung. Unmenschliche Proportionen, mehr Rücksicht auf die industrielle Produktion von Architektur als gegenüber den Bedürfnissen und Erfordernissen der Nutzer an ein Bauwerk würden vor allem den internationalen Stil nach dem zweiten Weltkrieg kennzeichnen. Oscar Niemeyer, der vor kurzem verstorbene Großmeister der Moderne, versuchte, der rigiden Architekturphilosophie dieser Schule ein wenig südamerikanische Lebensfreude und damit ein wenig mehr an menschlichem Bezug hinzuzufügen. Die Antithese zu einem von Gropius, Le Corbusier und anderen Ikonen der Moderne geprägten, vielfach missverstandenen und auch missinterpretierten Verständnis von Architektur heißt heute: Barrierefreiheit. Gemeint ist damit die Ausrichtung der Planung auf die Bedürfnisse möglichst vieler Nutzer, von Kindern über Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder Behinderungen bis zu Senioren. Rampen statt Stufen, bodengleiche Übergänge in Eingängen oder selbstschließende Türen in öffentlichen Gebäuden sind Ausdruck des neuen Credos, das da lautet: Die Gebäude haben sich den Menschen anzupassen und nicht umgekehrt.
Das muss nicht zwingend ein Widerspruch zu den Themen der klassischen Moderne sein. Louis Sullivans „Form Follows Function“ als Anleitung zu einer an der Funktion eines Gebäudes ausgerichteten Gestaltung darf sich in seiner Ausformulierung auch an den Bedürfnissen seiner Nutzer orientieren, ohne zwangsläufig beliebig zu werden oder die Ideale der Moderne zu verraten. Im Gegenteil: Die Moderne kann damit dem heutigen Trend, alles – vom Menschen bis zum Gebäude – in sichere Watte zu verpacken und sich an den Schwächsten in unserer Gesellschaft zu orientieren, leichter gerecht werden.
Eine solche Bedürfnisorientierung erfordert allerdings die Einbeziehung der sozialen Aspekte eines Gebäudes im Frühstadium des Entwurfs – also die viel zitierte „integrale“ Planung, um ein modisches Schlagwort zu verwenden. Und es erfordert von den Planern und Bauherren, sich mit einer mitunter ausufernden Reglementierungsorgie beschäftigen zu müssen, auf EU-Ebene ebenso wie auf Bundes- und Länderebene.
Einen interessanten Ansatz zur integralen Planung mit Berücksichtigung der Barrierefreiheit liefert ein Projekt von Studenten der Technischen Universität Wien: Angehende Architekten und Bauingenieure haben gemeinsam eine Basketballhalle entworfen, deren Spielfläche unter Bodenniveau abgesenkt wird, wodurch den Besuchern ein barrierefreier Eintritt in die Halle sowie eine gute Übersicht über den gesamten Innenraum geboten wird. Das Projekt wurde Sieger der diesjährigen Concrete Student Trophy.
Viel Freude beim Lesen, schöne, erholsame Feiertage und ein erfolgreiches Jahr 2013 wünscht Ihnen das gesamte Team des Architekturjournals wettbewerbe!
Roland Kanfer
Impressum, Editorial
Thema
Forum Neues Bauen
Barrierefreiheit und die Sozialbilanz von Gebäuden / Energiearmut in österreichischen Haushalten / „Bereits die ersten Skizzen sind für die Gebäudequalität entscheidend“
Berichte
Sonnwendviertel II – Smart Wohnen, Bauplatz B.04 Süd und C.04, Wien 10. Wettbewerb / Aluminium-Architektur-Preis 2012 / blueAWARD 2012 / Friedrich Kiesler-Preis 2012 / 1. NWW Design Award / Topos Sonderpreise / Bücher / Architekturpreis Land Salzburg 2012 / Staatspreis Architektur 2012. Verwaltung und Handel / DETAIL Preis 2012 / Bauhaus.SOLAR AWARD 2012 / ETHOUSE Award 2012 / Sonnenlicht für alle. International Velux Award 2012 / Self-Check-In Hotel Caldor, Münchendorf, NÖ / Lifecycle Tower One, Dornbirn, Vorarlberg / ACW Bürogebäude, Deutsch-Wagram, NÖ / Smart Building. Bauherrenkongress 2013 / 11. Architekturfestival TURN ON / Austrian Brick and Roof Award 13/14. / Brick Award 14. Ausschreibung / Alt trifft Neu. Auf ArchitekTour durch London / Collider Activity Center. Announcement
Wettbewerbe
Evangelischer Schulcampus Donaustadt, Wien 22
Autobahnmeisterei Stockerau, NÖ
Gestaltungskonzept für Lärmschutzwände S6 – S36, NÖ/Steiermark
LWL-Klinik Dortmund, Deutschland
Concrete Student Trophy 2012
Realisierungen
binderholz headquarter, Fügen, Tirol
Wohnbau Jagdschlossgasse, Wien 13
Innovationen
In Form gekommen / KEUCO: Komfort und Sicherheit in der Dusche / Das feminisierte Büro / CUBE_S: Smarter Büro-Allrounder / Neuer Showroom von OBJECT CARPET in Wien / Die Unsichtbare: Neues Knauf Drehtür-System / Alu Fenster am wirtschaftlichsten / Glasfaserbeton als Sonnenschutz / Unsichtbare Gebäudeaufstockung mit Verbundträgern / Kongressmesse Gebäudeeffizienz 2012. Rückblick / Neues Onlinetool für Fassadengestaltung
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