Zeitschrift
TEC21 2013|13-14
Energiezentrale Bern
Wenn von erneuerbaren Energieträgern die Rede ist, spricht man meist von Wasser, Sonne, Wind und Biomasse sowie vom Potenzial der Geothermie. Vergessen wird oft der Abfall, der wegen seines organischen Anteils ebenfalls zu 50 % als erneuerbare Energiequelle gilt. Die 30 Kehrichtverwertungsanlagen (KVA) in der Schweiz sind nach den Wasserkraftwerken die wichtigsten Produzenten von Strom aus erneuerbaren Quellen: Sie erzeugen rund 1000 GWh pro Jahr – rund ein Drittel der Produktion eines kleinen Kernkraftwerks. Dazu kommen rund 1800 GWh an regenerativer Wärme.[1] KVA haben gegenüber Wind- und Solaranlagen zudem den Vorteil, dass sie keinen saisonalen oder tageszeitlichen Produktionsschwankungen unterliegen.
Die neue Energiezentrale Forsthaus in Bern, die als Ersatz für die alte KVA Warmbächliweg am 22. März 2013 eingeweiht wird, könnte das Thema Kehrichtverwertung und die damit verbundenen Leistungen stärker in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. Obwohl teilweise im Wald verborgen, fällt das über 300 m lange Bauwerk mit dem 70 m hohen Kamin auf. Für Infrastrukturanlagen eher unüblich ging der wie eine moderne Kathedrale wirkende Bau aus einem Architekturwettbewerb hervor. Das Gebäude von Graber Pulver Architekten, entstanden in Zusammenarbeit mit den Ingenieuren von Walt Galmarini, besticht durch seine skulpturale und kassettierte Hülle, die – wie selten seit den 1960er-Jahren – gleichzeitig Architektur und Tragwerk ist («Gesellschaftlicher Relevanz eine Form geben» S. 19; «Trag- und Raumstruktur zugleich» S. 24). Auch das Innenleben des Gebäudes ist ungewöhnlich: Es beherbergt neben der eigentlichen KVA ein Holzheizkraftwerk sowie ein Gas-und-Dampf-Kombikraftwerk («Drei Anlagen geschickt kombiniert» S. 28).
Durch dieses Konzept erreichten die Verfahrensingenieure der TBF Partner AG zum einen, dass sich die Produktion von Strom, Dampf und Fernwärme flexibel an die Nachfrage anpassen lässt. Zum anderen erzielt man so einen Gesamtwirkungsgrad von bis zu 76 %.
Im Mittel aller Schweizer KVA liegt dieser Wert bisher nur bei 66 % (vgl. auch TEC21 45/2004).
Wer – angezogen von der äusseren Ästhetik und dem ungewöhnlichen Anlagenkonzept – mehr über die Energiezentrale Forsthaus erfahren möchte, ist ausdrücklich willkommen. Entlang der gesamten Fassade zur Stadt erstreckt sich ein Besuchergang, von dem aus zwanzig Bullaugen Einblicke ins Innere der Anlage ermöglichen: eine, wie es Architekt Marco Graber formuliert, «gebaute Einladung an die Öffentlichkeit», mehr über die Kehrichtverwertung und ihre Leistungen zu erfahren.
Claudia Carle
Anmerkung :
[01] Bundesamt für Energie: Schweizerische Statistik der erneuerbaren Energien, Ausgabe 2011
05 WETTBEWERBE
Umnutzung des KVA-Areals in Bern
12 MAGAZIN
Atelier Bow-Wow. | Erfahrungen von Christian Menn
18 Energiezentrale Forsthaus Bern (EFZ)
Eine kurze Einführung zur Ausgangslage und den Rahmenbedingungen des Infrastrukturprojekts.
19 «GESELLSCHAFTLICHER RELEVANZ EINE FORM GEBEN»
Judit Solt, Andrea Wiegelmann, Alexander Felix
Im Interview erläutern die Architekten Marco Graber und Thomas Pulver ihre Strategie beim Entwurf des monumentalen Infrastrukturbaus und sprechen über die Zusammenarbeit mit den Tragwerks- und Verfahrensingenieuren.
24 TRAG- UND RAUMSTRUKTUR ZUGLEICH
Clementine van Rooden
Das Tragwerk muss den enormen Abmessungen und der Verfahrenstechnik gerecht werden. Ausserdem ist es sichtbar und bestimmt somit das Erscheinungsbild des Gebäudes.
28 DREI ANLAGEN GESCHICKT KOMBINIERT
Joachim Rutz, Markus Wieduwilt, Jens Schmidt, Thomas Schmidt, Silvan Rieben
Die Kombination der eigentlichen KVA mit zwei Kraftwerken ist eine Schweizer Premiere und ermöglicht eine hohe Flexibilität sowie einen hohen Gesamtwirkungsgrad.
33 SIA
Die neue Norm SIA 491 | «Es geht nicht nur um Architektur» | SIA-Form Fort- und Weiterbildung
39 FIRMEN | PRODUKTE
IPB | Naef Group | Knauf Integral
45 IMPRESSUM
46 VERANSTALTUNGEN
Die neue Energiezentrale Forsthaus in Bern, die als Ersatz für die alte KVA Warmbächliweg am 22. März 2013 eingeweiht wird, könnte das Thema Kehrichtverwertung und die damit verbundenen Leistungen stärker in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. Obwohl teilweise im Wald verborgen, fällt das über 300 m lange Bauwerk mit dem 70 m hohen Kamin auf. Für Infrastrukturanlagen eher unüblich ging der wie eine moderne Kathedrale wirkende Bau aus einem Architekturwettbewerb hervor. Das Gebäude von Graber Pulver Architekten, entstanden in Zusammenarbeit mit den Ingenieuren von Walt Galmarini, besticht durch seine skulpturale und kassettierte Hülle, die – wie selten seit den 1960er-Jahren – gleichzeitig Architektur und Tragwerk ist («Gesellschaftlicher Relevanz eine Form geben» S. 19; «Trag- und Raumstruktur zugleich» S. 24). Auch das Innenleben des Gebäudes ist ungewöhnlich: Es beherbergt neben der eigentlichen KVA ein Holzheizkraftwerk sowie ein Gas-und-Dampf-Kombikraftwerk («Drei Anlagen geschickt kombiniert» S. 28).
Durch dieses Konzept erreichten die Verfahrensingenieure der TBF Partner AG zum einen, dass sich die Produktion von Strom, Dampf und Fernwärme flexibel an die Nachfrage anpassen lässt. Zum anderen erzielt man so einen Gesamtwirkungsgrad von bis zu 76 %.
Im Mittel aller Schweizer KVA liegt dieser Wert bisher nur bei 66 % (vgl. auch TEC21 45/2004).
Wer – angezogen von der äusseren Ästhetik und dem ungewöhnlichen Anlagenkonzept – mehr über die Energiezentrale Forsthaus erfahren möchte, ist ausdrücklich willkommen. Entlang der gesamten Fassade zur Stadt erstreckt sich ein Besuchergang, von dem aus zwanzig Bullaugen Einblicke ins Innere der Anlage ermöglichen: eine, wie es Architekt Marco Graber formuliert, «gebaute Einladung an die Öffentlichkeit», mehr über die Kehrichtverwertung und ihre Leistungen zu erfahren.
Claudia Carle
Anmerkung :
[01] Bundesamt für Energie: Schweizerische Statistik der erneuerbaren Energien, Ausgabe 2011
05 WETTBEWERBE
Umnutzung des KVA-Areals in Bern
12 MAGAZIN
Atelier Bow-Wow. | Erfahrungen von Christian Menn
18 Energiezentrale Forsthaus Bern (EFZ)
Eine kurze Einführung zur Ausgangslage und den Rahmenbedingungen des Infrastrukturprojekts.
19 «GESELLSCHAFTLICHER RELEVANZ EINE FORM GEBEN»
Judit Solt, Andrea Wiegelmann, Alexander Felix
Im Interview erläutern die Architekten Marco Graber und Thomas Pulver ihre Strategie beim Entwurf des monumentalen Infrastrukturbaus und sprechen über die Zusammenarbeit mit den Tragwerks- und Verfahrensingenieuren.
24 TRAG- UND RAUMSTRUKTUR ZUGLEICH
Clementine van Rooden
Das Tragwerk muss den enormen Abmessungen und der Verfahrenstechnik gerecht werden. Ausserdem ist es sichtbar und bestimmt somit das Erscheinungsbild des Gebäudes.
28 DREI ANLAGEN GESCHICKT KOMBINIERT
Joachim Rutz, Markus Wieduwilt, Jens Schmidt, Thomas Schmidt, Silvan Rieben
Die Kombination der eigentlichen KVA mit zwei Kraftwerken ist eine Schweizer Premiere und ermöglicht eine hohe Flexibilität sowie einen hohen Gesamtwirkungsgrad.
33 SIA
Die neue Norm SIA 491 | «Es geht nicht nur um Architektur» | SIA-Form Fort- und Weiterbildung
39 FIRMEN | PRODUKTE
IPB | Naef Group | Knauf Integral
45 IMPRESSUM
46 VERANSTALTUNGEN
Weiterführende Links:
Verlags-AG der akademischen technischen Vereine
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