Zeitschrift

TEC21 2013|18
Albulatunnel
TEC21 2013|18
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Glücklich, wer auf den 62 km von Thusis nach St. Moritz einen Fensterplatz ergattert hat und auf der imposanten Albulastrecke Berge, Kunstbauten und Dörfer geniessen kann. Das Herzstück ist der 5865 m lange Scheiteltunnel zwischen Preda im Albulatal und Spinas im Val Bever auf 1820 m ü. M. Eine Fahrt durch diesen Tunnel ist etwas Besonderes: der Lärm, die Luft, die Enge. Doch nach 110 Jahren haben der schlechte Bauzustand und neue bahn- und sicherheitstechnische Anforderungen die Rhätische Bahn veranlasst, sich über notwendige Anpassungen Gedanken zu machen.

Die Verantwortlichen erörterten Bautechnik, Sicherheit und Nachhaltigkeit verschiedener Varianten. Bei der Diskussion der Frage, ob der Albulatunnel instand gesetzt oder durch einen Neubau abgelöst werden sollte, kreuzten namhafte Experten aus verschiedenen Disziplinen die Klingen. Der Nachhall dieser Gefechte ist in diesem Heft nachzulesen: Das dem Menschen eigene Bewahrenwollen einer vertrauten Umgebung prallt auf den Wunsch, möglichst jede Gefahr zu minimieren. Der Denkmalschutz spielt bei diesen Überlegungen eine zentrale Rolle, gehört doch die Albulalinie seit 2008 zum Unesco-Welterbe. Wie viel Nostalgie vertragen der Albulatunnel, seine Portalzonen und die Vorbereiche in Spinas und Preda?

Schliesslich entschied man sich für einen Neubau, der 2014 beginnen soll. Der alte Tunnel wird voraussichtlich ab 2021 zum Sicherheitsstollen umgebaut. Dass ein bestehender Tunnel nicht sämtlichen Anforderungen an einen Neubau entsprechen muss, war allen Beteiligten bewusst. Dennoch wurde die Neubauvariante besser ­beurteilt und weiterverfolgt. Ausschlaggebend waren die Kosten und der Umstand, dass die Arbeiten im Fall einer Instandsetzung bei laufendem Betrieb während Jahren praktisch nur nachts hätten durchgeführt werden können. Ein Betriebsunterbruch kam nicht infrage. Entscheidend war zudem die Frage der Sicherheit im künftigen Betrieb und während der Bauzeit – ein umstrittenes Kriterium, denn subjektiv gefühlte Sicherheit ist nur schwierig rational zu begründen und richtig zu gewichten.

TEC21 wünscht dem neuen Tunnel am Albula, dass es ihm gelingt, eine reizvolle Symbiose mit den bestehenden Portalen und Vorbereichen einzugehen. Über das Neubauprojekt mit dem grosszügigsten Sondierstollen der Schweiz werden wir zu gegebener Zeit informieren.

Daniela Dietsche, Clementine van Rooden, Aldo Rota

05 WETTBEWERBE
Architektur im Fokus

11 MAGAZIN
Tunnel-Bücher

14 «DER ALTE ALBULATUNNEL BLEIBT TEIL DES SYSTEMS»
Daniela Dietsche, Clementine van Rooden, Aldo Rota
Im Gespräch erläutern Projekt­verantwortliche die Hintergründe, die zum Entscheid für einen neuen Tunnel führten.

19 SORGFÄLTIGES ABWÄGEN
Bernhard Furrer
Der Neubau ist aus denkmalpflegerischer Sicht der falsche Weg.

22 ZU VIEL SICHERHEIT?
Eugen Brühwiler
Bei neuen und bestehenden Bauwerken kommen nicht die
gleichen Normen zum Einsatz – auch nicht hinsichtlich des Gefahrenpotenzials.

24 WIDERSPENSTIGER ALBULA
Aldo Rota
Eine Zeitreise zu den Arbeiten am Albulatunnel um 1900.

29 SIA
SIA-Form Fort- und Weiterbildung | «Man ist nie am Ziel» | Passerelle zum ­Energieingenieur

37 IMPRESSUM

38 VERANSTALTUNGEN

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Weiterführende Links:
Verlags-AG der akademischen technischen Vereine

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