Zeitschrift
tec21 2006|23
Bachelor/Master
Bologna-Abkommen
1952 ging es im REG, dem Berufsregister, in erster Linie darum, Diplome ausländischer Ingenieure, Architekten und Techniker, die von der Schweiz nicht schon in irgendeiner Form anerkannt worden waren, anzuerkennen. Das REG ist die einzige öffentlichrechtliche Instanz in der Schweiz, die durch den Bund legitimiert ist, die Gleichwertigkeit von Diplomen ausländischer Schulen mit schweizerischen Diplomen zu beurteilen und zu attestieren.
Im Rahmen der fortschreitenden Globalisierung könnte durch das Abkommen von Bologna, trotz oder wegen seiner Ausgangslage, tendenziell mehr Wissen generiert, aber auch Neugier, Austausch und kulturelles Bewusstsein gefördert werden. Doch besteht die Gefahr, dass durch amtliche Massnahmen nicht neue Referenzsysteme, im Sinne höher gesteckter Ziele, eingeführt, sondern lediglich arithmetische Inventarisierungsinstrumente bereitgestellt werden. Sie erlauben, Stunden, Semester, Praxisjahre und Fortbildungseinheiten im Punktesystemverfahren auf die «Pluscard» jedes Einzelnen zu verbuchen, um so einfacher zu individuellen Bewertungen und Titeln zu gelangen. Dies dient jedoch letztlich eher der persönlichen Profilierung als dem öffentlichen Interesse.
Neben der bekannten Frage der Restrukturierung der Studiengänge, die nicht selten zu einer «Entspezifizierung» des Grund- bzw. einer Reduktion des Vertiefungsstudiums führt, ergeben sich Fragen der «kollateralen» Erscheinungen auf Grund der an sich interessanten «akademischen Plattformfunktion» des Bachelor-Niveaus (potenzieller Output von «halbgebackenen» Studienabgängern auch im universitären Bereich). Des Weiteren gibt es offene Fragen zum «Titelsalat» (trügerische Ähnlichkeiten der Titel der teilweise «frei zugänglichen» Weiterbildungsprogramme mit denjenigen der «grundständigen» Master-Studiengänge).
Es stellen sich aber auch ganz grundsätzliche, standes- und marktrelevante Fragen. Jede Ausbildungsstufe sollte als solche wahrgenommen werden können und ihren eigentlichen Wert repräsentieren. Im Sinne des Konsumentenschutzes muss vermieden werden, dass durch ein komplexeres Bildungssystem die Transparenz in Bezug auf die reellen Kompetenzen eines Titelinhabers beeinträchtigt wird. «Günstige», mit wenig Aufwand erworbene Titel, die nur vermeintlich äquivalente Ausbildungsgänge repräsentieren, täuschen nicht nur den Bauherrn in Bezug auf den erbringbaren Umfang oder die zu erwartende Qualität von Dienstleitungen, sondern könnten auch die Öffentlichkeit längerfristig teuer zu stehen kommen.
Fachliche Kompetenz im Bereich der gebauten Umwelt setzt ein hohes Bildungsniveau und eine solide Ausbildung auf allen Ebenen voraus. Spezifisches Verständnis und Wissen für Zusammenhänge im Bereich von Umwelt und Nachhaltigkeit, von Sozialem und Wirtschaftlichem ist hier unabdingbar – ein Wissen, das es jedoch ständig zu aktualisieren gilt. Wenn das Bologna-Abkommen klare Studiengänge, hohe Anforderungen, Wettbewerb der Besten, Unterrichtskräfte für mehr Engagement in einem «Markt», der dringend Hilfe in dieser Hinsicht brauchte, bedeutet, dann sind wir auf dem richtigen Weg. Dies erfordert indes einen klaren politischen, aber auch berufsständischen Willen und nicht nur Lippenbekenntnisse, wie sie im Rahmen der Frage der Freizügigkeit im Binnenmarkt zu vernehmen waren.
Pierre Henri Schmutz, Direktor REG
«FHs auf Master-Kurs»
Gespräch mit Christian Hönger, Stefan Maeder, François Renaud, Luca Selva und Pieter Versteegh
Die Studiengangsleiter an den Fachhochschulen diskutieren über Forschung, den Master, der auch an der Fachhochschule notwendig ist, und postulieren eine praxisorientierte Bachelor/Master-Ausbildung im Unterschied zur universitären Lehre.
Fachhochschulen im Überblick
Lilian Pfaff
Eine Flut von Bachelor-Studiengängen und Master-Angeboten macht einen Überblick über die Angebote an Schweizer Fachhochschulen notwendig. Die drei ersten, ganz unterschiedlichen Master-Studiengänge in Architektur werden vorgestellt.
«Gefahr der Vermischung»
Gespräch mit Andrea Deplazes und Sacha Menz
Positive Auswirkung der Bologna-Reform ist eine kompakte Grundausbildung mit einem neuen Programm für den Entwurf mit integrierten Diszplinen. Offene Fragen bestehen in Bezug auf das duale Bildungssystem und die Zukunft des Architekturberufs.
Blickpunkt Wettbewerb
Neue Ausschreibungen und Preise / Bern Brünnen, Baufeld 10: einfacher Städtebau - komplexe Wohnungen / Längs zum See in Horgen / Neben der S-Bahn in Riehen
Magazin
Leserbrief / Ein College für Ingenieurwesen bricht mit Traditionen / Abriss besiegelt - Hotel «Azato del Sol» / Verkehr im peripheren Raum / In Kürze / Tel Aviv - die weisse Stadt
Aus dem SIA
Studienabschlüsse mit Bachelor und Master / Parkierungsnormen revidiert / A&K: Exkursion Zürich Nord und Zürich West
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Impressum
Veranstaltungen
1952 ging es im REG, dem Berufsregister, in erster Linie darum, Diplome ausländischer Ingenieure, Architekten und Techniker, die von der Schweiz nicht schon in irgendeiner Form anerkannt worden waren, anzuerkennen. Das REG ist die einzige öffentlichrechtliche Instanz in der Schweiz, die durch den Bund legitimiert ist, die Gleichwertigkeit von Diplomen ausländischer Schulen mit schweizerischen Diplomen zu beurteilen und zu attestieren.
Im Rahmen der fortschreitenden Globalisierung könnte durch das Abkommen von Bologna, trotz oder wegen seiner Ausgangslage, tendenziell mehr Wissen generiert, aber auch Neugier, Austausch und kulturelles Bewusstsein gefördert werden. Doch besteht die Gefahr, dass durch amtliche Massnahmen nicht neue Referenzsysteme, im Sinne höher gesteckter Ziele, eingeführt, sondern lediglich arithmetische Inventarisierungsinstrumente bereitgestellt werden. Sie erlauben, Stunden, Semester, Praxisjahre und Fortbildungseinheiten im Punktesystemverfahren auf die «Pluscard» jedes Einzelnen zu verbuchen, um so einfacher zu individuellen Bewertungen und Titeln zu gelangen. Dies dient jedoch letztlich eher der persönlichen Profilierung als dem öffentlichen Interesse.
Neben der bekannten Frage der Restrukturierung der Studiengänge, die nicht selten zu einer «Entspezifizierung» des Grund- bzw. einer Reduktion des Vertiefungsstudiums führt, ergeben sich Fragen der «kollateralen» Erscheinungen auf Grund der an sich interessanten «akademischen Plattformfunktion» des Bachelor-Niveaus (potenzieller Output von «halbgebackenen» Studienabgängern auch im universitären Bereich). Des Weiteren gibt es offene Fragen zum «Titelsalat» (trügerische Ähnlichkeiten der Titel der teilweise «frei zugänglichen» Weiterbildungsprogramme mit denjenigen der «grundständigen» Master-Studiengänge).
Es stellen sich aber auch ganz grundsätzliche, standes- und marktrelevante Fragen. Jede Ausbildungsstufe sollte als solche wahrgenommen werden können und ihren eigentlichen Wert repräsentieren. Im Sinne des Konsumentenschutzes muss vermieden werden, dass durch ein komplexeres Bildungssystem die Transparenz in Bezug auf die reellen Kompetenzen eines Titelinhabers beeinträchtigt wird. «Günstige», mit wenig Aufwand erworbene Titel, die nur vermeintlich äquivalente Ausbildungsgänge repräsentieren, täuschen nicht nur den Bauherrn in Bezug auf den erbringbaren Umfang oder die zu erwartende Qualität von Dienstleitungen, sondern könnten auch die Öffentlichkeit längerfristig teuer zu stehen kommen.
Fachliche Kompetenz im Bereich der gebauten Umwelt setzt ein hohes Bildungsniveau und eine solide Ausbildung auf allen Ebenen voraus. Spezifisches Verständnis und Wissen für Zusammenhänge im Bereich von Umwelt und Nachhaltigkeit, von Sozialem und Wirtschaftlichem ist hier unabdingbar – ein Wissen, das es jedoch ständig zu aktualisieren gilt. Wenn das Bologna-Abkommen klare Studiengänge, hohe Anforderungen, Wettbewerb der Besten, Unterrichtskräfte für mehr Engagement in einem «Markt», der dringend Hilfe in dieser Hinsicht brauchte, bedeutet, dann sind wir auf dem richtigen Weg. Dies erfordert indes einen klaren politischen, aber auch berufsständischen Willen und nicht nur Lippenbekenntnisse, wie sie im Rahmen der Frage der Freizügigkeit im Binnenmarkt zu vernehmen waren.
Pierre Henri Schmutz, Direktor REG
«FHs auf Master-Kurs»
Gespräch mit Christian Hönger, Stefan Maeder, François Renaud, Luca Selva und Pieter Versteegh
Die Studiengangsleiter an den Fachhochschulen diskutieren über Forschung, den Master, der auch an der Fachhochschule notwendig ist, und postulieren eine praxisorientierte Bachelor/Master-Ausbildung im Unterschied zur universitären Lehre.
Fachhochschulen im Überblick
Lilian Pfaff
Eine Flut von Bachelor-Studiengängen und Master-Angeboten macht einen Überblick über die Angebote an Schweizer Fachhochschulen notwendig. Die drei ersten, ganz unterschiedlichen Master-Studiengänge in Architektur werden vorgestellt.
«Gefahr der Vermischung»
Gespräch mit Andrea Deplazes und Sacha Menz
Positive Auswirkung der Bologna-Reform ist eine kompakte Grundausbildung mit einem neuen Programm für den Entwurf mit integrierten Diszplinen. Offene Fragen bestehen in Bezug auf das duale Bildungssystem und die Zukunft des Architekturberufs.
Blickpunkt Wettbewerb
Neue Ausschreibungen und Preise / Bern Brünnen, Baufeld 10: einfacher Städtebau - komplexe Wohnungen / Längs zum See in Horgen / Neben der S-Bahn in Riehen
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Leserbrief / Ein College für Ingenieurwesen bricht mit Traditionen / Abriss besiegelt - Hotel «Azato del Sol» / Verkehr im peripheren Raum / In Kürze / Tel Aviv - die weisse Stadt
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