Zeitschrift
werk, bauen + wohnen 06-18
Lehm
Vor zehn Jahren publizierten wir das Haus Rauch in Schlins in einem Heft mit dem Titel «Archaismen», Roger Boltshauser hatte die Ikone mit Martin Rauch entworfen. Seitdem haben die Beteiligten Karriere gemacht, und das gilt auch für den Lehm als Baumaterial, das sich anschickt, den grossen Massstab zu erobern. Regelmässig haben wir Bauten aus Lehm publiziert: Das Haus Flury in Deitingen von Spaceshop, den Hortpavillon in Zürich von Roger Boltshauser, die Landwirtschaftsschule Mezzana von Conte Pianetti Zanetta oder jüngst die Vogelwarte in Sempach von MLZD. Mehr denn je wird getüftelt am Material, am Spektrum der konstruktiven Möglichkeiten und am Ausdruck: in Bereichen, in denen Lehm eine Rolle als tragendes Baumaterial spielt, wie auch im weiten Feld der Halbfabrikate.
Mit diesem Heft wollen wir die Entwicklung abbilden und gleichzeitig das Material Lehm auf seinen nächsten Entwicklungsschritten begleiten. Lehm ist fähig, dank seiner thermischen Speichermasse, seinem Beitrag zur Feuchtigkeitsregulation, seiner nahezu CO₂-freien Gewinnung und Verarbeitung und der Wiederverwendbarkeit beim Rückbau einen zentralen Beitrag für die Architektur des Klimawandels zu leisten. Um aber an Relevanz zu gewinnen, muss dem Lehmbau der Sprung in die industrielle Vorfertigung und in den grossen Massstab gelingen, in ein urbaneres Umfeld als die Einfamilienhaussiedlung der ökologisch Ambitionierten.
Die Frage ist: Kann ein ganzes Stadtquartier in Lehm gebaut werden? In Paris haben wir Antworten darauf gefunden, und wir haben hiesige Experten nach ihrer Einschätzung gefragt. Der einhelligen Meinung nach ist das Wissen rund ums Bauen in Lehm noch zu wenig verbreitet. Es braucht mutige Bauherren und findige Architekten, damit auch bei uns die Lehmhäuser in den Himmel wachsen wie in der jemenitischen Wüstenstadt Shibam. Dort stehen Hochhäuser aus Lehmziegeln mit einer Höhe von bis zu 30 Metern seit über 500 Jahren dicht an dicht. Ernsthaft in Gefahr ist die Stadt durch den anhaltenden Krieg, der bereits über 10 000 Tote gefordert hat. Heute steht Shibam auf der roten Liste der gefährdeten Kulturgüter des UNESCO-Weltkulturerbes.
Sprung zum grossen Massstab
Was läuft in den Werkstätten der Lehmbauer?
Roger Boltshauser, Guillaume Habert und Martin Rauch im Gespräch
mit Roland Züger
Paris kommt auf die Erde
Planung eines Wohnensembles in Ivry und einer Fabrik für Lehmprodukte in Sevran von Joly & Loiret mit Wang Shu
Susanne Stacher
Lehmwerkstoffe
Bauteil- und Materialsammlung
Tibor Joanelly, Roland Züger, Grit Koalik (Illustrationen)
Bauen an der Gemeinschaft
Grundschule in Gando und Operndorf in Laongo, Burkina Faso von Francis Kéré
Andres Lepik
Entwurfs-Werkstatt
Aus dem Boden gestampfte Landmarke
Ricola Kräuterzentrum in Laufen BL von Herzog & de Meuron
Benjamin Muschg
Wahrnehmungsapparat
Aussichtsturm in Dilsen-Stokkem, Belgien, von De Gouden Liniaal
Architecten
Roland Züger
Mauer als Rückgrat
Casa 1413 in Ullastret, Spanien von H Arquitectes
Tibor Joanelly
Dem Aushub entwachsen
Passivhaus mit Stampflehm-Treppenkern in Alpnach von Seiler Linhart Architekten
Roland Züger
Leichtlehm mit Kalkkruste
Wohnhaus in Ayerbe, Spanien von Angels Castellarnau Visús
Daniel Kurz
Gastlichkeit im Lehmhaus
Gästehaus auf dem Xiangshan Campus Hangzhou von Amateur Architecture Studio
Eduard Kögel
Industriedenkmal mit erdigem Kern
Besucherzentrum Berges de Vessy in Veyrier GE von ar-ter
Daniel Kurz
Zudem:
werk-notiz: werk, bauen + wohnen hat Sie, unsere Leser, nach Ihren Wünschen, Lob und Kritik gefragt. «Nur weiter so !», sagten die meisten von Ihnen, es gab aber auch anregende Verbesserungsvorschläge.
Debatte: Unfertig, unvollkommen und überraschend präsentiert sich das Wunderland Agglomeration dem Metron-Raumentwickler Beat Suter. Nachverdichtung wird dann akzeptiert, wenn sie den Bewohnern greifbare Mehrwerte verspricht.
Wettbewerb: Die Hochschule St. Gallen baut sich ein Learning Center. Sou Fujimoto sticht mit einem generischen Konzept, das der unverbindlichen Rhetorik des dynamischen Lernens gerecht werden will. Für die Umsetzung wünscht sich Tanja Reimer mehr spezifische Qualität.
Recht: Mehrkosten sind beim Bauen Alltag: Wo liegen die Fallstricke, wenn trotz Pauschalpreis Änderungen an der Bestellung vorgenommen werden? Patrick Middendorf schafft juristischen Durchblick.
Bücher: Holger Kleine entschlüsselt die Geheimnisse der Raumdramaturgie. Mit Lehmarchitektur heute bietet Dominique Gauzin-Müller den Stand des Wissens zum Heftthema, und Nadja Maillard hat ein anregendes Lesebuch über Massstab und Modell vorgelegt.
Ausstellungen: Auf der Suche nach dem Stil 1850 – 1900 heisst die opulente Ausstellung im Schweizerischen Landesmuseum. Kritiker Roman Hollenstein lässt sich von der Pracht der Exponate nicht blenden und vermisst die wissenschaftliche Sorgfalt.
Nachruf: Theo Hotz, 1928 – 2018
Kolumne: Architektur ist ...Staub
Altstadt als Exponat - Historisches Museum Frankfurt am Main von LRO und die Altstadtkopie am Römerberg: Die Kontroversen um die Bebauung des Römer-Viertels in Frankfurt halten seit dessen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg an. Nun tritt mit dem Historischen Museum ein neuer Baustein von Lederer Ragnarsdóttir Oei der unkritischen Rekonstruktion seiner Nachbarschaft entgegen.
Stadt im kleinen Massstab: Quartier Erlenmatt Ost in Basel
werk-material: Genossenschaftshaus Stadterle in Basel von Buchner Bründler Architekten
werk-material: Erlenflex Genossenschaft in Basel von Bart & Buchhofer Architekten
Mit diesem Heft wollen wir die Entwicklung abbilden und gleichzeitig das Material Lehm auf seinen nächsten Entwicklungsschritten begleiten. Lehm ist fähig, dank seiner thermischen Speichermasse, seinem Beitrag zur Feuchtigkeitsregulation, seiner nahezu CO₂-freien Gewinnung und Verarbeitung und der Wiederverwendbarkeit beim Rückbau einen zentralen Beitrag für die Architektur des Klimawandels zu leisten. Um aber an Relevanz zu gewinnen, muss dem Lehmbau der Sprung in die industrielle Vorfertigung und in den grossen Massstab gelingen, in ein urbaneres Umfeld als die Einfamilienhaussiedlung der ökologisch Ambitionierten.
Die Frage ist: Kann ein ganzes Stadtquartier in Lehm gebaut werden? In Paris haben wir Antworten darauf gefunden, und wir haben hiesige Experten nach ihrer Einschätzung gefragt. Der einhelligen Meinung nach ist das Wissen rund ums Bauen in Lehm noch zu wenig verbreitet. Es braucht mutige Bauherren und findige Architekten, damit auch bei uns die Lehmhäuser in den Himmel wachsen wie in der jemenitischen Wüstenstadt Shibam. Dort stehen Hochhäuser aus Lehmziegeln mit einer Höhe von bis zu 30 Metern seit über 500 Jahren dicht an dicht. Ernsthaft in Gefahr ist die Stadt durch den anhaltenden Krieg, der bereits über 10 000 Tote gefordert hat. Heute steht Shibam auf der roten Liste der gefährdeten Kulturgüter des UNESCO-Weltkulturerbes.
Sprung zum grossen Massstab
Was läuft in den Werkstätten der Lehmbauer?
Roger Boltshauser, Guillaume Habert und Martin Rauch im Gespräch
mit Roland Züger
Paris kommt auf die Erde
Planung eines Wohnensembles in Ivry und einer Fabrik für Lehmprodukte in Sevran von Joly & Loiret mit Wang Shu
Susanne Stacher
Lehmwerkstoffe
Bauteil- und Materialsammlung
Tibor Joanelly, Roland Züger, Grit Koalik (Illustrationen)
Bauen an der Gemeinschaft
Grundschule in Gando und Operndorf in Laongo, Burkina Faso von Francis Kéré
Andres Lepik
Entwurfs-Werkstatt
Aus dem Boden gestampfte Landmarke
Ricola Kräuterzentrum in Laufen BL von Herzog & de Meuron
Benjamin Muschg
Wahrnehmungsapparat
Aussichtsturm in Dilsen-Stokkem, Belgien, von De Gouden Liniaal
Architecten
Roland Züger
Mauer als Rückgrat
Casa 1413 in Ullastret, Spanien von H Arquitectes
Tibor Joanelly
Dem Aushub entwachsen
Passivhaus mit Stampflehm-Treppenkern in Alpnach von Seiler Linhart Architekten
Roland Züger
Leichtlehm mit Kalkkruste
Wohnhaus in Ayerbe, Spanien von Angels Castellarnau Visús
Daniel Kurz
Gastlichkeit im Lehmhaus
Gästehaus auf dem Xiangshan Campus Hangzhou von Amateur Architecture Studio
Eduard Kögel
Industriedenkmal mit erdigem Kern
Besucherzentrum Berges de Vessy in Veyrier GE von ar-ter
Daniel Kurz
Zudem:
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Debatte: Unfertig, unvollkommen und überraschend präsentiert sich das Wunderland Agglomeration dem Metron-Raumentwickler Beat Suter. Nachverdichtung wird dann akzeptiert, wenn sie den Bewohnern greifbare Mehrwerte verspricht.
Wettbewerb: Die Hochschule St. Gallen baut sich ein Learning Center. Sou Fujimoto sticht mit einem generischen Konzept, das der unverbindlichen Rhetorik des dynamischen Lernens gerecht werden will. Für die Umsetzung wünscht sich Tanja Reimer mehr spezifische Qualität.
Recht: Mehrkosten sind beim Bauen Alltag: Wo liegen die Fallstricke, wenn trotz Pauschalpreis Änderungen an der Bestellung vorgenommen werden? Patrick Middendorf schafft juristischen Durchblick.
Bücher: Holger Kleine entschlüsselt die Geheimnisse der Raumdramaturgie. Mit Lehmarchitektur heute bietet Dominique Gauzin-Müller den Stand des Wissens zum Heftthema, und Nadja Maillard hat ein anregendes Lesebuch über Massstab und Modell vorgelegt.
Ausstellungen: Auf der Suche nach dem Stil 1850 – 1900 heisst die opulente Ausstellung im Schweizerischen Landesmuseum. Kritiker Roman Hollenstein lässt sich von der Pracht der Exponate nicht blenden und vermisst die wissenschaftliche Sorgfalt.
Nachruf: Theo Hotz, 1928 – 2018
Kolumne: Architektur ist ...Staub
Altstadt als Exponat - Historisches Museum Frankfurt am Main von LRO und die Altstadtkopie am Römerberg: Die Kontroversen um die Bebauung des Römer-Viertels in Frankfurt halten seit dessen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg an. Nun tritt mit dem Historischen Museum ein neuer Baustein von Lederer Ragnarsdóttir Oei der unkritischen Rekonstruktion seiner Nachbarschaft entgegen.
Stadt im kleinen Massstab: Quartier Erlenmatt Ost in Basel
werk-material: Genossenschaftshaus Stadterle in Basel von Buchner Bründler Architekten
werk-material: Erlenflex Genossenschaft in Basel von Bart & Buchhofer Architekten
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