Zeitschrift
werk, bauen + wohnen 10-22
Zürich Seefront
Die Tage werden kürzer und die Sonnenstunden in den städtischen Badis am See neigen sich dem Ende zu. Diesen Sommer ist aufgefallen, wie sehr sich die Stadtsilhouette am Seebecken verändert hat. Wer auf einem Boot, Pedalo oder SUP auf dem Zürichsee unterwegs ist, bemerkt Neuzugänge wie die Fischerhütte (zum dritten Mal neu errichtet) von Patrick Thurston oder die werftartige Wasser- schutzpolizei von E2A, dahinter funkelt die Fassade von Krischanitz Bau für die Zurich Versicherung.
Genau, richtig gelesen, ganz globalisiert, schreibt sich der Versicherungskonzern, der seit 1901 einen prominenten Platz in der Zürcher Versicherungsmeile einnimmt, ohne ü-Pünktchen. Auch bei der Swiss-Re daneben soll der Standortvorteil eines Bürocampus an prominenter Lage mit Seesicht dazu führen, die besten Talente anzulocken. Im schattigen Adliswil will niemand mehr arbeiten.
Doch diejenigen, die dort wohnen oder von noch viel weiter weg anreisen, bevölkern jedes Wochen- ende in Scharen das Seebecken von Seefeld im Osten bis nach Wollishofen im Westen. An heissen Tagen wird es eng: Velos kollidieren mit Fussgängern oder staunenden Touristinnen, die sich zu Recht nicht am Alpenpanorama hinter malerischen Segelbötchen sattsehen können. Dem absichtsvollen Körperkontakt gewidmet sind die enthemmten Tage der Street Parade. Dann zeigt sich das Seebecken als Bühne, die freilich längst auch kommerziell ausgebeutet wird.
Im schrillen Kontrast dazu funktionieren im städtischen Alltag die Badeanstalten vom Tiefenbrunnen über das Uto, die Badi Enge, das Mythenquai bis zur Badi Wollishofen als kleine und grosse Oasen für die Zürcher Bevölkerung mit oft prächtigem Baumbestand und gepflegter Architektur. Auch mit einigen hier im Heft versammelten Bauten der öffentlichen Hand beweist die Stadt Zürich im internationalen Vergleich gerade am Seebecken, dass sie ihr Territorium nicht allein den Globalplayern oder Kommerzbühnen überlässt, sondern es der breiten Bevölkerung offenhält. Doch manchmal wird beinahe zu fest gepflegt, poliert, aufgeräumt und geputzt – aber so bleibt der Freiraum für alle trotz intensivster Nutzung intakt. | Jenny Keller, Roland Züger
Vom grossen Wurf zu kleinen Schritten
Zürichs Quaianlagen und ihre heutige Bedeutung
Angelus Eisinger
Verjüngungskur einer Stilikone
Instandsetzung Kongress haus und Tonhalle durch die Arbeitsgemeinschaft Boesch Diener
Roland Züger, Georg Aerni (Bilder)
Gute Stube im See
Fischerstube Zürich von Patrick Thurston
Eva Stricker
Juliet Haller, Amt für Städtebau (Bilder)
Geschäftshaus und Villa Rosau
Gigon Guyer
Neben der sanierten historischen Villa, die nun als Club dient, haben Gigon Guyer ein elegantes Bürohaus entworfen. Durch die gestaffelte Fas- sade eröffnen sich Blicke auf den See.
Swiss Re Next
Diener & Diener
Der Neubau von Diener & Diener schlägt Wellen, nicht nur in der Fassade, sondern auch im Diskurs. Mit eleganten Büros und einladenden Gemeinschaftsbereichen lockt der Weltkonzern die besten Talente nach Zürich.
Quai Zurich Campus
Krischanitz
Mit geschickter Anbindung an den Bestand, rigoroser Grundrissordnung und zwei verspielten Glaskörpern vermochte Krischanitz die massige Erweiterung hinter dem alten Versicherungspalast zu bändigen.
Wasserschutzpolizei von E2A
Bei einem robusten Werft-Gebäude und nicht den feinen historistischen Nachbarbauten haben E2A Anleihen für ihren Entwurf gefunden.
werk-notiz
Wer verstärkt die Redaktion von werk, bauen + wohnen in Zukunft? Lesen Sie hier, wer sich beim Auswahlverfahren für die freie Redaktionsstelle durchgesetzt hat.
Debatte
Nicht immer stossen gebaute Räume auf die Akzeptanz aller. Dies gilt insbesondere, wenn die Planung gender-spezifische Rollen festschreibt. Elke Schimmel und Tobias Sonderegger des Vereins Lares zeigen, wie inklusiver Raum entstehen kann.
Ausstellungen
Für den Pavillon Le Corbusier haben Fortogra- fierende von heute einen Blick auf bekannte Bauten des Pioniers geworfen – und gemäss den Schreibenden Ellena Ehrl und Tibor Bielicky allen Unkenrufen zum Trotz aktuelle Bezüge her- gestellt. Daüber hinaus weisen wir auf vier weitere Ausstellungen hin: in München, Oslo, Winterthur und Lausanne.
Junge Architektur Schweiz
Studioser
Rina Rolli und Tiziano Schürch sind im Tessin und in Zürich zuhause. Sie vereinen beide Welten im Tessiner Dorf Monte bei Castel San Pietro zu einem zukunftsweisenden öffentlichen Raum.
Freihändig
Angel Solanellas
Die mittelitalienische Industriestadt Terni ist stark durch die Bauten von Mario Ridolfi (1904 – 84) geprägt. Dem Architekten des «Neo- realismo» gelang eine kongeniale Verbindung von Moderne, Typologie, Konstruktion und Stadtraum.
Architekturpreis Kanton Zürich 2022
Jenny Keller, Philip Heckhausen (Bilder)
Redaktorin Jenny Keller berichtet direkt aus der Jury. Bei den selektionierten und prämierten Bauten sind keine Überraschungen dabei. Die preisgekrönten Bauten überzeugen jedoch mit nachhaltiger und gemeinschaftlicher Intelligenz.
werk-material: Siedlung Kuppe, Horgen, Esch Sintzel
Jasmin Kunst, Philip Heckhausen (Bilder)
werk-material: Park Freienstein in Glarus, Reto Fuchs, Fuchsbau Architekten, für Atelier Freienstein
Elizaveta Radi, Reto Fuchs (Bilder)
Genau, richtig gelesen, ganz globalisiert, schreibt sich der Versicherungskonzern, der seit 1901 einen prominenten Platz in der Zürcher Versicherungsmeile einnimmt, ohne ü-Pünktchen. Auch bei der Swiss-Re daneben soll der Standortvorteil eines Bürocampus an prominenter Lage mit Seesicht dazu führen, die besten Talente anzulocken. Im schattigen Adliswil will niemand mehr arbeiten.
Doch diejenigen, die dort wohnen oder von noch viel weiter weg anreisen, bevölkern jedes Wochen- ende in Scharen das Seebecken von Seefeld im Osten bis nach Wollishofen im Westen. An heissen Tagen wird es eng: Velos kollidieren mit Fussgängern oder staunenden Touristinnen, die sich zu Recht nicht am Alpenpanorama hinter malerischen Segelbötchen sattsehen können. Dem absichtsvollen Körperkontakt gewidmet sind die enthemmten Tage der Street Parade. Dann zeigt sich das Seebecken als Bühne, die freilich längst auch kommerziell ausgebeutet wird.
Im schrillen Kontrast dazu funktionieren im städtischen Alltag die Badeanstalten vom Tiefenbrunnen über das Uto, die Badi Enge, das Mythenquai bis zur Badi Wollishofen als kleine und grosse Oasen für die Zürcher Bevölkerung mit oft prächtigem Baumbestand und gepflegter Architektur. Auch mit einigen hier im Heft versammelten Bauten der öffentlichen Hand beweist die Stadt Zürich im internationalen Vergleich gerade am Seebecken, dass sie ihr Territorium nicht allein den Globalplayern oder Kommerzbühnen überlässt, sondern es der breiten Bevölkerung offenhält. Doch manchmal wird beinahe zu fest gepflegt, poliert, aufgeräumt und geputzt – aber so bleibt der Freiraum für alle trotz intensivster Nutzung intakt. | Jenny Keller, Roland Züger
Vom grossen Wurf zu kleinen Schritten
Zürichs Quaianlagen und ihre heutige Bedeutung
Angelus Eisinger
Verjüngungskur einer Stilikone
Instandsetzung Kongress haus und Tonhalle durch die Arbeitsgemeinschaft Boesch Diener
Roland Züger, Georg Aerni (Bilder)
Gute Stube im See
Fischerstube Zürich von Patrick Thurston
Eva Stricker
Juliet Haller, Amt für Städtebau (Bilder)
Geschäftshaus und Villa Rosau
Gigon Guyer
Neben der sanierten historischen Villa, die nun als Club dient, haben Gigon Guyer ein elegantes Bürohaus entworfen. Durch die gestaffelte Fas- sade eröffnen sich Blicke auf den See.
Swiss Re Next
Diener & Diener
Der Neubau von Diener & Diener schlägt Wellen, nicht nur in der Fassade, sondern auch im Diskurs. Mit eleganten Büros und einladenden Gemeinschaftsbereichen lockt der Weltkonzern die besten Talente nach Zürich.
Quai Zurich Campus
Krischanitz
Mit geschickter Anbindung an den Bestand, rigoroser Grundrissordnung und zwei verspielten Glaskörpern vermochte Krischanitz die massige Erweiterung hinter dem alten Versicherungspalast zu bändigen.
Wasserschutzpolizei von E2A
Bei einem robusten Werft-Gebäude und nicht den feinen historistischen Nachbarbauten haben E2A Anleihen für ihren Entwurf gefunden.
werk-notiz
Wer verstärkt die Redaktion von werk, bauen + wohnen in Zukunft? Lesen Sie hier, wer sich beim Auswahlverfahren für die freie Redaktionsstelle durchgesetzt hat.
Debatte
Nicht immer stossen gebaute Räume auf die Akzeptanz aller. Dies gilt insbesondere, wenn die Planung gender-spezifische Rollen festschreibt. Elke Schimmel und Tobias Sonderegger des Vereins Lares zeigen, wie inklusiver Raum entstehen kann.
Ausstellungen
Für den Pavillon Le Corbusier haben Fortogra- fierende von heute einen Blick auf bekannte Bauten des Pioniers geworfen – und gemäss den Schreibenden Ellena Ehrl und Tibor Bielicky allen Unkenrufen zum Trotz aktuelle Bezüge her- gestellt. Daüber hinaus weisen wir auf vier weitere Ausstellungen hin: in München, Oslo, Winterthur und Lausanne.
Junge Architektur Schweiz
Studioser
Rina Rolli und Tiziano Schürch sind im Tessin und in Zürich zuhause. Sie vereinen beide Welten im Tessiner Dorf Monte bei Castel San Pietro zu einem zukunftsweisenden öffentlichen Raum.
Freihändig
Angel Solanellas
Die mittelitalienische Industriestadt Terni ist stark durch die Bauten von Mario Ridolfi (1904 – 84) geprägt. Dem Architekten des «Neo- realismo» gelang eine kongeniale Verbindung von Moderne, Typologie, Konstruktion und Stadtraum.
Architekturpreis Kanton Zürich 2022
Jenny Keller, Philip Heckhausen (Bilder)
Redaktorin Jenny Keller berichtet direkt aus der Jury. Bei den selektionierten und prämierten Bauten sind keine Überraschungen dabei. Die preisgekrönten Bauten überzeugen jedoch mit nachhaltiger und gemeinschaftlicher Intelligenz.
werk-material: Siedlung Kuppe, Horgen, Esch Sintzel
Jasmin Kunst, Philip Heckhausen (Bilder)
werk-material: Park Freienstein in Glarus, Reto Fuchs, Fuchsbau Architekten, für Atelier Freienstein
Elizaveta Radi, Reto Fuchs (Bilder)
Weiterführende Links:
Verlag Werk AG