Publikation

Beiläufig Wesentliches in Venedig
Acht überraschende Spaziergänge
Beiläufig Wesentliches in Venedig
Autor:in: Simon Baur
Verlag: Park Books
ISBN: 978-3-03860-197-5
Sprache: Deutsch
Publikationsdatum: 2020
Umfang: 176 Seiten, 134 farb. Abb., 12 Pläne
Format: gebunden, 11 x 17 cm

Stadtspaziergang. Anleitung zum Aufmerksam-sein

9. November 2020 - Martina Pfeifer Steiner
Ganz in der Tradition eines Lucius Burckhardt und der von ihm entwickelten Promenadologie werden die Assoziationen, die man zu seiner Wissenschaft des Spaziergangs haben könnte, bedient. Die nomadisierenden Veranstalter – in Persona Silvia Boul und Simon Baur – „beobachten, erforschen und erträumen neue Orte, die sie für einen definierten Zeitraum ausloten, vermessen und bespielen, und dies mit Liebe, Lust und Laune.“ „Sieben Spaziergänge durch Basel“ mit dem „Reiz des Nebensächlichen“ sind gerade in der 3. Auflage erschienen und „Acht überraschende Spaziergänge. Beiläufig Wesentliches in Venedig“ neu dazu gekommen.

Deklariert als Stadtführer – ist es jedoch keiner, den man bei einem Trip in die jeweilige Destination dabei haben müsste. Es reicht, wenn man sich fröhlich auf die Blickpunkte einer unterhaltsamen, lockeren Erkundungstour einlassen will. Ernst gemeint ist das mit den acht bzw. sieben Spaziergängen aber schon, denn ein Daumenregister gliedert sie komfortabel und die Kurzbeschreibung der Stationen ist jeweils im Stadtplan-Ausschnitt verortet. Hingeschaut wird auf das, was gerade auffällt, auf Beiläufigkeiten, die mitunter nur zu bestimmten Tageszeiten existieren und auch wieder verschwinden. Die Bilder sind nur eine Anregung für den eigenen Blick, die individuell wahrzunehmenden Auffälligkeiten. Die Texte dazu sollte man selbst dosieren. Gibt es bei manchen durchaus Interessantes zu erfahren – „Schrein. Fondamenta Barbarige, 2365. Hier geht es nicht nur um Religion, sondern auch um Komposition. Ein Kruzifix, eingerahmt von einer grossartigen architektonischen Szenerie, sämtliche Farben perfekt aufeinander abgestimmt. Auch der Ungläubige wird hier einen Moment verweilen.“ – wird das Vorgegebene mitunter auch etwas zu direkt: „Steg. Fondamenta de La Pescaria, 1826. Macht man sich hier das Leben etwas zu kompliziert? Wäre es nicht viel einfacher, vom Ufer aus ins Boot zu steigen? Oder garantiert dieser Steg ein rascheres Einparken? Vermutlich geht es bloss um die Ästhetik. Dieser dienen auch die Spiegelungen im Wasser.“

Alles in allem gibt es damit zwei Büchlein, die sich hervorragend für Sofareisen eignen und genauso viel Sinn machen, als Anleitung zum Aufmerksam-sein für jede bereiste Destination. Es muss eben nicht Venedig oder Basel sein, es wäre doch auch ein geeignetes Format für eine individuelle Fortsetzung mit den eigenen Reisepassagen.

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