Publikation

Unter der Hohen Brücke
digging in a ditch, writing for a place
Unter der Hohen Brücke
Autor:in: Ella Felber
ISBN: 978-2-9199670-0-1
Sprache: Englisch/Deutsch
Publikationsdatum: 2021
Umfang: 208 Seiten, 5 farb. u. 1 s/w Abb.
Format: Klappen-Broschure, 13,5 x 21 cm

Unter der Hohen Brücke am Tiefen Graben

18. Januar 2022 - Martina Pfeifer Steiner
Schreiben als Architektur. Die junge Absolventin der Akademie der Bildenden Künste Wien bezeichnet sich als schreibende Architektin und hat ihre Masterarbeit am Institut für Kunst und Architektur nur einem Ort gewidmet. Wien 1., Hohe Brücke, Tiefer Graben. Diesen Ort hat Ella Felber monatelang nahezu täglich besucht und ihre Skizzen gemacht, mitzuverfolgen im dritten Kapitel ‚Unter der Hohen Brücke – a sketchbook’. Die einzelnen Seiten bekommen Überschriften (die unten stehen): spielen/durchgehen/zwischendurch-verweilen „Selbst die Wiener Linien meiden diesen Ort. Oben da huscht er schnell hinüber, der Bus. Davor und danach biegt er ab.“/was wir in Straßen öfter tun könnten/stehen/bleiben/wenn ich auf der Brücke stehe/fallen/lagern und erinnern „Erinnern ist mehr als nur an etwas zu denken“.

Aber beginnen wir mit dem ersten Kapitel – besser noch zuvor, mit dem Cover. Die Buchgestalterin Franziska Füchsl machte drei davon. Auch sie ging auf Spurensuche an diesem Ort und fertigte Frottagen an. „Die Frottage als Zeichentrick, einen Ort abzunehmen, ohne Überblick auf Ausschnitte bedacht, steht mit der Zeichnung gewordenen Unebenheiten anders da, als der plane Plan ...“ – eine passende Assoziation zum Buchwerk. Für Ella Felber gibt es einen Unterschied in gebauter und geschriebener Architektur, doch beides sind Ansätze zum Ortsbegriff. In ihrem Essay des ersten Kapitels stellt die Autorin klar, dass sie nicht über Architektur schreibt, auch nicht über Architektur in der Literatur, sondern als Architektin, die schreibt – als Architektur. „My search for a project became / my search for a place became / my search for a synthesis became / my synthesis of a search in a place.“

„Writing as Architecture – an imperfect inventory“ ist die Suche und Reflexion über Ortskonstruktionen durch das Wort, ohne den literaturwissenschaftlichen Anspruch Texte abzuhandeln. Nein, unperfekt, spielerisch, ein nicht abgeschlossenes Inventarium darf es sein. Mit dieser Palette ausgestattet geht Ella Felber ins zweite Kapitel: ‚Im Inneren der Stadt – a sequence of encounters’. Begegnungen sind für sie der Moment, in dem Orte entstehen, nämlich erst durch die Interaktion. In diesem Fall durch das immer wieder Hingehen zum ‚Tiefen Graben‘ ‚Unter der Hohen Brücke‘. Die Rolläden sind in der Wahrnehmung sehr präsent, denn viele sind geschlossen. Was könnte dahinter sein, wie wäre es hineinzugehen? Und wieder zurück auf der Straße, etwas anderes erregt die Aufmerksamkeit, es wird reflektiert, weitergegangen. So entstehen vielschichtige Orte im Geschriebenen, immer verankert am Tiefen Graben.

Auf dieses wertvolle poetische Büchlein dürfen sich die Leser:innen einfach einlassen, sie werden das Changieren in Englisch-Deutsch gar nicht merken, und mit neuem, inspiriertem Blick ihre eigenen Orte finden und erleben.

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