Publikation
Armando Ruinelli Architekten
Bauten 1982–2022. Leggere il tempo
ISBN: 978-3-03860-320-7
Sprache: Deutsch, Italienisch
Publikationsdatum: 2023
Umfang: 248 Seiten, 137 farbige und 214 s/w-Abbildungen
Format: Broschur, 21 x 28 cm
Armando Ruinelli. Weiterbauen im schweizerischen Bergell
25. Juli 2023 - Martina Pfeifer Steiner
Zurückhaltend grau, mit in Leinenoptik eingeschlagenem Softcover, gibt sich die erste große Werkschau von Armando Ruinelli. Man muss den Katalog schon aufschlagen und im wunderbaren Bildessay der Künstlerin Katalin Deér zu blättern beginnen, um fasziniert unbedingt weiter entdecken und sich einlassen zu wollen. In einem 100 Einwohner-Dorf – Solio, im schweizerischen Bergell – wohnt und wirkt der Architekt. „Hier wird der gelernte Bauzeichner zuerst autodidaktisch zum Architekten und dann zur Autorität, wenn es um das Weiterbauen eines Ortes geht, eines Ortes in den Bergen. Er lehrt an Architekturhochschulen, hält Vorträge, sitzt in Jurys und Gestaltungskommissionen. Und er baut. Nicht viel, aber fein“, stellt der Herausgeber und bekannte Architekturpublizist Axel Simon markant fest.
Armando Ruinelli ist eine Ausnahmeerscheinung. „Leggere il tempo“ ist nicht nur der Untertitel der Monografie, sondern auch die Überschrift für das Gespräch, das der Architekt mit Anna Innocenti über sein Vorgehen beim Entwerfen, das Altern von Materialien und über „slow architecture“ führt. Die Zeit lesen. Weitere Dialoge gliedern eine spannend und klug gemachte Bauwerksdokumentation: einer mit Gion A. Caminada über Dorferneuerung, Ortsbildschutz und den Architekten als politischen Akteur, „Zwischen Erhalten und Gestalten“; und das Gespräch mit Florian Aicher „Der Bauer, der Wirt, der Architekt.“ Dabei erfährt man über die Anfänge des Architekten, die Entwicklung seiner Themen und seine Rolle im Dorf: Nach seiner Bauzeichner-Lehre sei Ruinelli einfach geblieben, hat sich dann „auch ausgiebig reisend, selbst weitergebildet“, bis einmal der Bürgermeister vorbei kam, mit dem Auftrag, ein Stück Mauer im Dorf zu planen. Das zweite Projekt war dann ein Geräteschuppen neben der Kläranlage, und da gab es schon Bedingungen: „Ich mach das, sehr günstig, aber ich mach´s, wie ich es will.“
Bilderreich ist jedes einzelne der 18 Projekte illustriert, dokumentiert mit einen Schwarzplan, der auf einem Blick die ortsbauliche Lage vermittelt; Plänen, die von Interesse sein könnten und wesentlichen, sehr gut lesbaren Bauwerksbeschreibungen. Es beginnt mit dem eigenen Atelier Ruinellis in Soglio aus dem Jahre 1988, baulich unmittelbar anschließend die Casa 65, sein Wohnhaus, das als Ersatzneubau mit den gleichen Abmessungen die alte Struktur wieder aufnimmt.
Raymond Meier, ein in New York lebender Fotograf, hat sich auch in Solio eine Dependance geschaffen, mit Ferienhaus und Atelier sowie der Umnutzung eines Stalls zum Zweitwohnsitz. In diesem Zusammenhang ist zu lesen: „Immer wieder kritisierte Ruinelli die Vorgabe der Denkmalpflege, Ställe müssten nach ihrem Umbau zum Ferienhaus immer noch nach Stall aussehen. Für den Architekten droht so die Musealisierung der Dörfer. Häuser sollten das ausdrücken, was sie sind, nicht was sie waren!“ Und auch Raymond Meier äußert sich über den Planungsprozess in einem Aufsatz: „Ich war ein unmöglicher Bauherr“.
Am liebsten würde man auf alle Bauten in diesem Buch verweisen, wie auf die Schreinerei Spino, wo der junge Schreiner seine Werkhalle selbst bauen wollte; den Umbau der Zimmer im Hotel Waldhaus in Sils Maria oder auf das Atelier für die international bekannte Künstlerin Miriam Cahn in Stampa: ein Betonquader auf einem schmalen Gewerbestreifen zwischen Kantonstraße und Fluss, der auf seinem schwarzen, zurückversetzten Sockel zu schweben scheint. Auch Miriam Kahn schreibt für das Buch einen Text – „Nordlicht in einem Atelier ist ein Klischee“: „Meine einzigen Vorgaben waren: Ich brauche eine Laderampe und 300 m² Fläche, aufgeteilt in drei Zonen – eine Zone zum Arbeiten, eine zum Wohnen und eine zum Lagern ...“
Ein komplettes Werkverzeichnis – etwas ausführlicher die Bauten, die nicht im Hauptteil vorkommen – und ein Blick auf laufende Projekte runden diese Monografie Armando Ruinellis ab. Wer sich darin vertieft und Zeit nimmt, erfährt Substanzielles über das Weiterbauen in der alpinen Lebenswelt.
Armando Ruinelli ist eine Ausnahmeerscheinung. „Leggere il tempo“ ist nicht nur der Untertitel der Monografie, sondern auch die Überschrift für das Gespräch, das der Architekt mit Anna Innocenti über sein Vorgehen beim Entwerfen, das Altern von Materialien und über „slow architecture“ führt. Die Zeit lesen. Weitere Dialoge gliedern eine spannend und klug gemachte Bauwerksdokumentation: einer mit Gion A. Caminada über Dorferneuerung, Ortsbildschutz und den Architekten als politischen Akteur, „Zwischen Erhalten und Gestalten“; und das Gespräch mit Florian Aicher „Der Bauer, der Wirt, der Architekt.“ Dabei erfährt man über die Anfänge des Architekten, die Entwicklung seiner Themen und seine Rolle im Dorf: Nach seiner Bauzeichner-Lehre sei Ruinelli einfach geblieben, hat sich dann „auch ausgiebig reisend, selbst weitergebildet“, bis einmal der Bürgermeister vorbei kam, mit dem Auftrag, ein Stück Mauer im Dorf zu planen. Das zweite Projekt war dann ein Geräteschuppen neben der Kläranlage, und da gab es schon Bedingungen: „Ich mach das, sehr günstig, aber ich mach´s, wie ich es will.“
Bilderreich ist jedes einzelne der 18 Projekte illustriert, dokumentiert mit einen Schwarzplan, der auf einem Blick die ortsbauliche Lage vermittelt; Plänen, die von Interesse sein könnten und wesentlichen, sehr gut lesbaren Bauwerksbeschreibungen. Es beginnt mit dem eigenen Atelier Ruinellis in Soglio aus dem Jahre 1988, baulich unmittelbar anschließend die Casa 65, sein Wohnhaus, das als Ersatzneubau mit den gleichen Abmessungen die alte Struktur wieder aufnimmt.
Raymond Meier, ein in New York lebender Fotograf, hat sich auch in Solio eine Dependance geschaffen, mit Ferienhaus und Atelier sowie der Umnutzung eines Stalls zum Zweitwohnsitz. In diesem Zusammenhang ist zu lesen: „Immer wieder kritisierte Ruinelli die Vorgabe der Denkmalpflege, Ställe müssten nach ihrem Umbau zum Ferienhaus immer noch nach Stall aussehen. Für den Architekten droht so die Musealisierung der Dörfer. Häuser sollten das ausdrücken, was sie sind, nicht was sie waren!“ Und auch Raymond Meier äußert sich über den Planungsprozess in einem Aufsatz: „Ich war ein unmöglicher Bauherr“.
Am liebsten würde man auf alle Bauten in diesem Buch verweisen, wie auf die Schreinerei Spino, wo der junge Schreiner seine Werkhalle selbst bauen wollte; den Umbau der Zimmer im Hotel Waldhaus in Sils Maria oder auf das Atelier für die international bekannte Künstlerin Miriam Cahn in Stampa: ein Betonquader auf einem schmalen Gewerbestreifen zwischen Kantonstraße und Fluss, der auf seinem schwarzen, zurückversetzten Sockel zu schweben scheint. Auch Miriam Kahn schreibt für das Buch einen Text – „Nordlicht in einem Atelier ist ein Klischee“: „Meine einzigen Vorgaben waren: Ich brauche eine Laderampe und 300 m² Fläche, aufgeteilt in drei Zonen – eine Zone zum Arbeiten, eine zum Wohnen und eine zum Lagern ...“
Ein komplettes Werkverzeichnis – etwas ausführlicher die Bauten, die nicht im Hauptteil vorkommen – und ein Blick auf laufende Projekte runden diese Monografie Armando Ruinellis ab. Wer sich darin vertieft und Zeit nimmt, erfährt Substanzielles über das Weiterbauen in der alpinen Lebenswelt.
Für den Beitrag verantwortlich: newroom
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