Publikation
Das Belvedere - Der Garten des Prinzen Eugen in Wien
ISBN: 3-85493-070-4
Publikationsdatum: 2004
Umfang: 208 S., 100 Abb. (Fotos: Ingrid Gregor)
Format: Hardcover, 23 x 28 cm
In der Oase des Prinzen
Die Gezeiten städtebaulicher Entwicklung haben vom Garten des Kriegsherrn und Pflanzenfreunds Prinz Eugen wenig übrig gelassen. Jetzt wurde er denkmalpflegerisch wiederbelebt, nach Konzepten von Maria Auböck.
26. Juni 2004 - Walter Zschokke
Schon Mitte 18. Jahrhundert, nach Übernahme der Schlossanlage durch Kaiserin Maria Theresia, wurde der gärtnerische Aufwand im Belvederegarten stark reduziert, denn Prinz Eugen, der erfolgreiche Kriegsherr, war als Pflanzenliebhaber eine Ausnahmefigur und hatte in seinen letzten 15 Lebensjahren auf Gestaltung und Pflege seiner Gärten viel Geld und auch Zeit verwendet. Bereits 1779 wurden die Anlagen dem Publikum geöffnet, sodass Wienerinnen und Wiener sowie erste Touristen den Garten genießen durften. Im 19. Jahrhundert kam die Anlage auch technisch immer mehr in die Jahre; erst unter Franz Ferdinand, der im Schloss Wohnsitz nahm, gab es einen gestalterischen Impuls - der Zeit entsprechend im Jugendstil.
Doch in den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen wird von Heuernte im Gartenparterre berichtet. Kriegsschäden kamen dazu, und dem ahistorischen Funktionalismus der Nachkriegszeit ging das Gefühl für barocke Gärten völlig ab. Doch seither dehnten sich die kunsthistorischen Forschungen auch auf Anlagen gärtnerischer und landschaftlicher Gestaltung aus, und mit dem vertieften Wissen wuchs zugleich die Begeisterung der spezialisierten Fachleute.
Zu diesen zählt auch die Gartenarchitektin Maria Auböck, die mit dem Konzept zur Restaurierung des Gartenkomplexes beim Belvedere beauftragt wurde, das 1991 vorlag. Als wichtige Quelle diente das von Prinz Eugen in Auftrag gegebene Stichwerk Salomon Kleiners. Mit vergleichsweise wenig zusätzlichen öffentlichen Geldern bewerkstelligte die Bundesgartenverwaltung unter dem örtlichen Leiter Willibald Ludwig in den folgenden Jahren eine künstliche Bewässerung, die Sicherung der Beetkanten und die Anlage von Ziegelbruch- und Kiesornamenten; dazu kamen der Tausch der überalterten Hecken aus Feldahorn sowie die Sommerpflanzungen nach dem Konzept des schottischen Gartengestalters Mark Laird. Der World Monuments Fund aus New York initiierte mit einer großen Spende - die von der Burghauptmannschaft kräftig aufgestockt wurde - den Bau einer Zisterne und die Sanierung der Rampen. Und der Verein der Wiener Museumsfreunde ließ die Sphingen restaurieren.
Archäologische Grabungen lieferten die Angaben zur Wiederherstellung des Senkgartens - man beliebte dort jeweils Crocket zu spielen - vor der ehemaligen Voliere im Kammergarten, dem besonders reich gestalteten Teil vor den Privatgemächern des Prinzen.
Wenn man das Wienpanorama des Bernardo Bellotto, das in der Weltkulturerbediskussion unter dem Stichwort „Canaletto-Blick“ immer wieder als Maßstab zitiert wurde, zur Hand nimmt und dabei berücksichtigt, dass seither die Ringstraße entstand und überhaupt alle Häuser höher geworden sind, fällt dennoch auf, dass der Garten Prinz Eugens einen wesentlichen Teil des Vordergrundes einnimmt. Abgesehen von der günstigen Lage für einen Blick auf die Stadt, dürfte auch der berühmte Garten die Standortwahl für die Camera obscura des Künstlers beeinflusst haben. Jedenfalls ist er sehr detailliert dargestellt, mitsamt pflegenden Gärtnergesellen und zahlreichen Besuchern, sodass auch dieses Bild als Quelle für die Restaurierung herbeigezogen wurde.
Wenn schon Weltkulturerbe, dann gehört der Belvedere-Garten dazu: ehedem ein sanft nach Norden abfallender Weinberg, ließ der Erbauer das Terrain kräftig umgestalten. Zwischen den Hauptbauwerken des Unteren und des Oberen Belvedere ist der in drei Teile gegliederte Hauptgarten aufgespannt. Im unteren, ebenen Teil bilden Bosketten aus exakt geformten Hecken und hochstämmigen Kugelbäumen abwechslungsreiche, nach oben offene Raumgebilde mit Durchblicken und ruhigen, geschützten Bereichen. Eine Querachse mit ehemals zwei Teichen - heute Senkgärten - weitet den Raum, während die Mittelachse, begleitet von weißen, aus den Hecken tretenden Skulpturen und flankiert von einem Spalier aus Eibenpyramiden und -kegeln in Menschengröße, auf einen leider noch trockenen Brunnen zustrebt, der in die akzentuierte Geländestufe zum oberen Teil eingebaut ist. An der Westseite des unteren Teils schließt der Kammergarten an, in dem die farbenprächtige barocke Bepflanzungsweise bereits wieder zu bewundern ist.
Vor der Geländestufe verschwindet das obere Belvedere aus dem Blickfeld, der Flaneur ist gehalten, nach rechts oder links auszuweichen und über die dort befindlichen Stufen, zwischen denen ornamentgeschmückte Rampen hochführen, die obere Ebene zu erreichen, wo das Schloss wieder zu sehen ist. Die stetig ansteigende Fläche bildet das Gartenparterre, dessen mit Kies und Ziegelsplit im Rasen angelegte Ornamente dafür vorgesehen waren, von den oberen Räumen des Schlosses aus gesehen, am wirkungsvollsten zur Geltung zu kommen - wie dies durch Bernardo Bellotto und andere nachvollzogen wurde.
Im vorderen, dem Ausblick entfernteren Teil schneidet eine horizontale Fläche in die schiefe Ebene: das versenkte Parterre. Die seitlich begleitenden Rasenflächen werden immer steiler, im hinteren Abschluss kommt es zu einer zweiten künstlichen Geländestufe, deren Mittelachse von einer Kaskade besetzt gehalten wird. An dieser Stelle sind beide Schlossteile den Blicken entzogen, was natürlich umgekehrt auch gilt. Dieser Teil des Gartens war - und ist heute wieder - mit stark farbigen Sommerblumen bepflanzt, die drei Mal gewechselt werden, damit die sinnenfreudige Pracht länger anhält.
Vor der Ostseite des Oberen Belvedere liegt die radial gegliederte ehemalige Menagerie, während südseitig der Vorpark und der Teichhof bis zum Linienwall, dem heutigen Gürtel, reichten. Hier ist vorgesehen, die Bestandsreste aus der Zeit Franz Ferdinands zu ergänzen. Auch würde es nicht schaden, die Asphaltflächen zu reduzieren. Es wird kaum verwundern, dass die denkmalpflegerische Erneuerung und die jährliche Betreuung aufwendig sind. Die Umwegrentabilität für den Wientourismus sollte jedoch nicht unterschätzt werden, ebenso wenig die Bedeutung als Grünraum für die benachbarten Wohnquartiere. Mit der Wiederherstellung wachsen Verständnis und Stolz in der Stadtbevölkerung, mithin die Identifikation mit dem kulturellen Erbe. Man wird Gäste hinführen und als Wissensbasis mit kundigen Erläuterungen das vor kurzem von Maria Auböck herausgegebenes Buch zur Hand nehmen.
Der von Maria Auböck herausgegebene Band „Das Belvedere“ (Fotos: Ingrid Gregor) ist bei Holzhausen, Wien, erschienen.
Doch in den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen wird von Heuernte im Gartenparterre berichtet. Kriegsschäden kamen dazu, und dem ahistorischen Funktionalismus der Nachkriegszeit ging das Gefühl für barocke Gärten völlig ab. Doch seither dehnten sich die kunsthistorischen Forschungen auch auf Anlagen gärtnerischer und landschaftlicher Gestaltung aus, und mit dem vertieften Wissen wuchs zugleich die Begeisterung der spezialisierten Fachleute.
Zu diesen zählt auch die Gartenarchitektin Maria Auböck, die mit dem Konzept zur Restaurierung des Gartenkomplexes beim Belvedere beauftragt wurde, das 1991 vorlag. Als wichtige Quelle diente das von Prinz Eugen in Auftrag gegebene Stichwerk Salomon Kleiners. Mit vergleichsweise wenig zusätzlichen öffentlichen Geldern bewerkstelligte die Bundesgartenverwaltung unter dem örtlichen Leiter Willibald Ludwig in den folgenden Jahren eine künstliche Bewässerung, die Sicherung der Beetkanten und die Anlage von Ziegelbruch- und Kiesornamenten; dazu kamen der Tausch der überalterten Hecken aus Feldahorn sowie die Sommerpflanzungen nach dem Konzept des schottischen Gartengestalters Mark Laird. Der World Monuments Fund aus New York initiierte mit einer großen Spende - die von der Burghauptmannschaft kräftig aufgestockt wurde - den Bau einer Zisterne und die Sanierung der Rampen. Und der Verein der Wiener Museumsfreunde ließ die Sphingen restaurieren.
Archäologische Grabungen lieferten die Angaben zur Wiederherstellung des Senkgartens - man beliebte dort jeweils Crocket zu spielen - vor der ehemaligen Voliere im Kammergarten, dem besonders reich gestalteten Teil vor den Privatgemächern des Prinzen.
Wenn man das Wienpanorama des Bernardo Bellotto, das in der Weltkulturerbediskussion unter dem Stichwort „Canaletto-Blick“ immer wieder als Maßstab zitiert wurde, zur Hand nimmt und dabei berücksichtigt, dass seither die Ringstraße entstand und überhaupt alle Häuser höher geworden sind, fällt dennoch auf, dass der Garten Prinz Eugens einen wesentlichen Teil des Vordergrundes einnimmt. Abgesehen von der günstigen Lage für einen Blick auf die Stadt, dürfte auch der berühmte Garten die Standortwahl für die Camera obscura des Künstlers beeinflusst haben. Jedenfalls ist er sehr detailliert dargestellt, mitsamt pflegenden Gärtnergesellen und zahlreichen Besuchern, sodass auch dieses Bild als Quelle für die Restaurierung herbeigezogen wurde.
Wenn schon Weltkulturerbe, dann gehört der Belvedere-Garten dazu: ehedem ein sanft nach Norden abfallender Weinberg, ließ der Erbauer das Terrain kräftig umgestalten. Zwischen den Hauptbauwerken des Unteren und des Oberen Belvedere ist der in drei Teile gegliederte Hauptgarten aufgespannt. Im unteren, ebenen Teil bilden Bosketten aus exakt geformten Hecken und hochstämmigen Kugelbäumen abwechslungsreiche, nach oben offene Raumgebilde mit Durchblicken und ruhigen, geschützten Bereichen. Eine Querachse mit ehemals zwei Teichen - heute Senkgärten - weitet den Raum, während die Mittelachse, begleitet von weißen, aus den Hecken tretenden Skulpturen und flankiert von einem Spalier aus Eibenpyramiden und -kegeln in Menschengröße, auf einen leider noch trockenen Brunnen zustrebt, der in die akzentuierte Geländestufe zum oberen Teil eingebaut ist. An der Westseite des unteren Teils schließt der Kammergarten an, in dem die farbenprächtige barocke Bepflanzungsweise bereits wieder zu bewundern ist.
Vor der Geländestufe verschwindet das obere Belvedere aus dem Blickfeld, der Flaneur ist gehalten, nach rechts oder links auszuweichen und über die dort befindlichen Stufen, zwischen denen ornamentgeschmückte Rampen hochführen, die obere Ebene zu erreichen, wo das Schloss wieder zu sehen ist. Die stetig ansteigende Fläche bildet das Gartenparterre, dessen mit Kies und Ziegelsplit im Rasen angelegte Ornamente dafür vorgesehen waren, von den oberen Räumen des Schlosses aus gesehen, am wirkungsvollsten zur Geltung zu kommen - wie dies durch Bernardo Bellotto und andere nachvollzogen wurde.
Im vorderen, dem Ausblick entfernteren Teil schneidet eine horizontale Fläche in die schiefe Ebene: das versenkte Parterre. Die seitlich begleitenden Rasenflächen werden immer steiler, im hinteren Abschluss kommt es zu einer zweiten künstlichen Geländestufe, deren Mittelachse von einer Kaskade besetzt gehalten wird. An dieser Stelle sind beide Schlossteile den Blicken entzogen, was natürlich umgekehrt auch gilt. Dieser Teil des Gartens war - und ist heute wieder - mit stark farbigen Sommerblumen bepflanzt, die drei Mal gewechselt werden, damit die sinnenfreudige Pracht länger anhält.
Vor der Ostseite des Oberen Belvedere liegt die radial gegliederte ehemalige Menagerie, während südseitig der Vorpark und der Teichhof bis zum Linienwall, dem heutigen Gürtel, reichten. Hier ist vorgesehen, die Bestandsreste aus der Zeit Franz Ferdinands zu ergänzen. Auch würde es nicht schaden, die Asphaltflächen zu reduzieren. Es wird kaum verwundern, dass die denkmalpflegerische Erneuerung und die jährliche Betreuung aufwendig sind. Die Umwegrentabilität für den Wientourismus sollte jedoch nicht unterschätzt werden, ebenso wenig die Bedeutung als Grünraum für die benachbarten Wohnquartiere. Mit der Wiederherstellung wachsen Verständnis und Stolz in der Stadtbevölkerung, mithin die Identifikation mit dem kulturellen Erbe. Man wird Gäste hinführen und als Wissensbasis mit kundigen Erläuterungen das vor kurzem von Maria Auböck herausgegebenes Buch zur Hand nehmen.
Der von Maria Auböck herausgegebene Band „Das Belvedere“ (Fotos: Ingrid Gregor) ist bei Holzhausen, Wien, erschienen.
Für den Beitrag verantwortlich: Spectrum
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