Publikation
Minimal Architecture
ISBN: 3-7913-2859-X
Sprache: englisch
Publikationsdatum: 2003
Umfang: 176 S., 180 farbige Abbildungen, 50 schwarz-weiße Abbildungen
Format: gebunden, 28.5 x 23 cm
Nachdenken über Einfachheit
Bücher zum Minimalismus in Architektur und Design
28. Dezember 2004 - Johann Christoph Reidemeister
Einer Epoche ihren Namen zu geben, davon träumt jeder Kritiker. Richard Wollheim gelang dies 1965 in seinem Artikel «Minimal Art». Erklärt hat er die neue Bewegung, die in den sechziger Jahren mit Künstlern wie Donald Judd oder Carl Andre in New York einsetzte, allerdings nicht. Bald schon verliess die Minimal Art das rein künstlerische Umfeld und wuchs zum Minimalismus heran, der von Amerika nach Europa und Japan gelangte und von der Mode über das Design bis hin zur Architektur kaum eine Kunstgattung unberührt liess. Je weiter er expandierte, umso schwieriger wurde es, ihn zu definieren. Das liegt in erster Linie an seinen vielen Gesichtern - und sicherlich auch daran, dass der Minimalismus sich nie ein Manifest gegeben hat.
Nun, da der Computer die triumphale Rückkehr des Organischen in Design und Architektur ermöglichte, scheint der Minimalismus allmählich zu einem historischen Phänomen zu werden, das sich je nach Zeit, Land und Kunstgattung als unterschiedlich erweist. Während die Minimal Art als Kunstform entschieden amerikanisch ist, entstand die minimalistische Architektur in Europa und Japan aus der Ablehnung der postmodernen Collage heraus als Bekenntnis zur Moderne. Was beide verbindet, ist die Ästhetik der Einfachheit. Reine Geometrie, perfekte Proportion und ein sensibler Umgang mit den Materialien sind die wesentlichen Zutaten, aus denen die schöne Einfachheit gemacht wird. In der Architektur wurden daraus Häuser, die Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen, indem sie jedes Zuviel vermeiden. Zu den Architekten, die solche Häuser bauen, zählen John Pawson mit seiner kühlen Eleganz, Tadao Ando mit seiner sinnlichen Strenge oder Herzog & de Meuron. Das Basler Architekturbüro, das längst zu neuen Horizonten vorgestossen ist, bemühte sich seit den späten achtziger Jahren zusammen mit Architekten wie Peter Zumthor oder Diener & Diener ideenreich um die einfache Bauform und hat so den gewichtigen Schweizer Beitrag zum Minimalismus mitbegründet.
Endgültige Aussagen über minimalistische Architektur oder über minimalistisches Design (das von Künstlern, Architekten und Gestaltern wie Donald Judd, Jean Nouvel, Claudio Silvestrin oder Hannes Wettstein gleichermassen gepflegt wird) sind nicht einfach, da die Diskussion noch im Fluss ist. Gleichwohl haben sich Franco Bertoni sowie die Autorengemeinschaft Ruby, Sachs und Ursprung des Themas angenommen. Bertoni bietet in zwei Publikationen reiches Material und lässt teilhaben an seiner einfühlsamen Kennerschaft, geht aber leider assoziativ vor und vermag so die besondere Problematik des Minimalismus nicht zu fassen. Ruby, Sachs und Ursprung sehen sehr viel klarer, benennen die Brüche des Minimalismus und schlagen eine brauchbare Kategorisierung vor, mit der sie aber die Seele des Minimalismus nicht einzufangen wissen. Erst alle drei Publikationen zusammen ermöglichen ein Gesamtbild von Architektur und Design im Zeichen des Minimalismus.
[ Franco Bertoni: Minimalistisches Design. Birkhäuser-Verlag, Basel 2004. 221 S., Fr. 108.-.
Ders.: Minimalistische Architektur. Birkhäuser-Verlag, Basel 2003. 222 S., Fr 108.-.
A. Ruby, A. Sachs, P. Ursprung: Minimal Architecture (englisch). Prestel-Verlag, München 2003. 176 S., Fr. 100.-. ]
Nun, da der Computer die triumphale Rückkehr des Organischen in Design und Architektur ermöglichte, scheint der Minimalismus allmählich zu einem historischen Phänomen zu werden, das sich je nach Zeit, Land und Kunstgattung als unterschiedlich erweist. Während die Minimal Art als Kunstform entschieden amerikanisch ist, entstand die minimalistische Architektur in Europa und Japan aus der Ablehnung der postmodernen Collage heraus als Bekenntnis zur Moderne. Was beide verbindet, ist die Ästhetik der Einfachheit. Reine Geometrie, perfekte Proportion und ein sensibler Umgang mit den Materialien sind die wesentlichen Zutaten, aus denen die schöne Einfachheit gemacht wird. In der Architektur wurden daraus Häuser, die Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen, indem sie jedes Zuviel vermeiden. Zu den Architekten, die solche Häuser bauen, zählen John Pawson mit seiner kühlen Eleganz, Tadao Ando mit seiner sinnlichen Strenge oder Herzog & de Meuron. Das Basler Architekturbüro, das längst zu neuen Horizonten vorgestossen ist, bemühte sich seit den späten achtziger Jahren zusammen mit Architekten wie Peter Zumthor oder Diener & Diener ideenreich um die einfache Bauform und hat so den gewichtigen Schweizer Beitrag zum Minimalismus mitbegründet.
Endgültige Aussagen über minimalistische Architektur oder über minimalistisches Design (das von Künstlern, Architekten und Gestaltern wie Donald Judd, Jean Nouvel, Claudio Silvestrin oder Hannes Wettstein gleichermassen gepflegt wird) sind nicht einfach, da die Diskussion noch im Fluss ist. Gleichwohl haben sich Franco Bertoni sowie die Autorengemeinschaft Ruby, Sachs und Ursprung des Themas angenommen. Bertoni bietet in zwei Publikationen reiches Material und lässt teilhaben an seiner einfühlsamen Kennerschaft, geht aber leider assoziativ vor und vermag so die besondere Problematik des Minimalismus nicht zu fassen. Ruby, Sachs und Ursprung sehen sehr viel klarer, benennen die Brüche des Minimalismus und schlagen eine brauchbare Kategorisierung vor, mit der sie aber die Seele des Minimalismus nicht einzufangen wissen. Erst alle drei Publikationen zusammen ermöglichen ein Gesamtbild von Architektur und Design im Zeichen des Minimalismus.
[ Franco Bertoni: Minimalistisches Design. Birkhäuser-Verlag, Basel 2004. 221 S., Fr. 108.-.
Ders.: Minimalistische Architektur. Birkhäuser-Verlag, Basel 2003. 222 S., Fr 108.-.
A. Ruby, A. Sachs, P. Ursprung: Minimal Architecture (englisch). Prestel-Verlag, München 2003. 176 S., Fr. 100.-. ]
Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung
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