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Joachim Kräftner – Abkühlung
7. September 2021 - Martina Pfeifer Steiner
„Dass mehr Grün in der Stadt einen unabdingbaren Kühleffekt hat und gleichzeitig Lebensqualität, Biodiversität und Wohlbefinden wesentlich erhöht vermitteln inzwischen auch die Medien täglich. Da trifft ein Bauwerksbegrünungsprojekt wie das beim ersten Innenstadt-IKEA in Wien durchaus auf großes Interesse. Statt der blau-gelben Kiste auf grüner Wiese im Speckgürtel gibt es das neue Konzept – weltweit an etwa dreißig Standorten – von individuell für die jeweilige Stadt geplanten Möbelhäusern. Der Wettbewerbsentwurf von querkraft sah vor, das Haus im großen Maßstab zu begrünen, und in der letzten Stufe holten die Architekten uns ins Team, um nachzuweisen, dass die Bepflanzung in den überdimensionalen Trögen auch technisch realisierbar ist. Die im Endeffekt 160 Bäume am Dach und in der „Hochregal-Fassade“ kühlen laut Simulationsmodell die unmittelbare Umgebung um bis zu zwei Grad. An heißen Tagen kann jedermann/frau auf der öffentlich zugänglichen Dachterrasse die Wirkung der Gehölze erleben. Es wurden stadtklimaverträgliche, für den Wiener Raum geeignete und an der Gehölzvegetation Schwedens orientierte Pflanzarten ausgewählt. Jeder der weißen, runden Stahlblechtröge für die bis zu sechs Meter hohen Bäume wird von der sensorgesteuerten Bewässerungsanlage versorgt. Neben der logistischen Herausforderung die Bäume mit je mindestens 15 m³ Erde auf das Haus zu bringen war es auch statisch höchst anspruchsvoll, einen sechs Tonnen schweren Topf als Punktlast am Gebäude zu platzieren. Trotz dieses Aufwands beziffert IKEA den Anteil der Bauwerksbegrünung mit nur einem Prozent der gesamten Baukosten.
Ich denke, wir Landschaftsarchitektinnen und -architekten können mannigfaltige neue Qualitäten einbringen. Vor allem in der Stadt macht Bauwerksbegrünung sehr viel Sinn, wo es im Erdgeschoß für Freiraumgestaltung und Bäume keine Möglichkeit gibt. Pflanzen sind mit ihrer großen Blattmasse natürlich die beste Klimamaßnahme und das hat schon im Kleinen große Wirkung. Eine Kletterpflanze an der Hausecke wie wilder Wein, Veitschi, Kiwi oder die wüchsige Glyzinie an der Fassade schaffen sofort ein deutlich angenehmeres Mikroklima. Aber auch im großen Maßstab haben wir mittlerweile schon einen hohen Standard erreicht. Der Urban Heat Island-Strategieplan Wien, der Grünflächen-Potenzialkataster und die neue ÖNORM für Vertikalbegrünung sind absolut wichtige Schritte um die Stadt noch grüner und somit zukunftsfit zu machen.“
Joachim Kräftner, geb. 1972, Kräftner Landschaftsarchitektur, Wien. Bauwerksbegrünungen sind in der Stadt, wo Freiraum in der Erdgeschoßzone so knapp ist, geeignete Maßnahmen um die Aufheizung zu reduzieren und lassen zudem wertvolle Gemeinschafts- und Aufenthaltsräume entstehen. Die Realisierung eines Großprojekts wie der Innenstadt-IKEA in Wien polarisiert durchaus, zeigt aber mit Sicherheit einen Weg für klimaresilientes Bauen in der Stadt auf.
Ich denke, wir Landschaftsarchitektinnen und -architekten können mannigfaltige neue Qualitäten einbringen. Vor allem in der Stadt macht Bauwerksbegrünung sehr viel Sinn, wo es im Erdgeschoß für Freiraumgestaltung und Bäume keine Möglichkeit gibt. Pflanzen sind mit ihrer großen Blattmasse natürlich die beste Klimamaßnahme und das hat schon im Kleinen große Wirkung. Eine Kletterpflanze an der Hausecke wie wilder Wein, Veitschi, Kiwi oder die wüchsige Glyzinie an der Fassade schaffen sofort ein deutlich angenehmeres Mikroklima. Aber auch im großen Maßstab haben wir mittlerweile schon einen hohen Standard erreicht. Der Urban Heat Island-Strategieplan Wien, der Grünflächen-Potenzialkataster und die neue ÖNORM für Vertikalbegrünung sind absolut wichtige Schritte um die Stadt noch grüner und somit zukunftsfit zu machen.“
Joachim Kräftner, geb. 1972, Kräftner Landschaftsarchitektur, Wien. Bauwerksbegrünungen sind in der Stadt, wo Freiraum in der Erdgeschoßzone so knapp ist, geeignete Maßnahmen um die Aufheizung zu reduzieren und lassen zudem wertvolle Gemeinschafts- und Aufenthaltsräume entstehen. Die Realisierung eines Großprojekts wie der Innenstadt-IKEA in Wien polarisiert durchaus, zeigt aber mit Sicherheit einen Weg für klimaresilientes Bauen in der Stadt auf.
»nextroom fragt« Landschaftsplanerinnen und Landschaftsplaner. Themenkreise für die Statements sind: Parks, Straßen, Plätze – Bauwerksbegrünungen – funktionsbezogene Freiraumplanung. Martina Pfeifer Steiner holt die Statements ein.
Bauwerke