Bauwerk

Friedhofserweiterung und Aufbahrungshalle
Marte.Marte Architekten, Martin Rauch - Zwischenwasser (A) - 2002
Friedhofserweiterung und Aufbahrungshalle, Foto: Bruno Klomfar
Friedhofserweiterung und Aufbahrungshalle, Foto: Bruno Klomfar
14. September 2003 - Az W
Die territoriale Erweiterung des Dorffriedhofs umfasst ein (noch leeres), leicht abfallendes und von Mauern gesäumtes Kiesplateau sowie eine neue Aufbahrungshalle, die den Umraum der 1921-23 nach Plänen von Clemens Holzmeister errichteten Pfarrkirche mit einem solitären, lehmigen Festkörper ergänzt. Die zur Gänze aus in der Nähe des Bauplatzes gewonnenen Lehmbaustoffen gefertigte Totenkapelle verleiht dem gesamten Ensemble eine archaische „Erdverbundenheit“, deren transzendentale Symbolik sich an diesem Ort des Abschiednehmens von Verstorbenen sinnlich unmittelbar und ohne Pathos erschließt.

Das Zusammenwirken von formaler Zurückhaltung in der architektonischen Ausformulierung des Gebäudes und der reichen Erfahrung des Lehmbaumeisters Martin Rauch verleiht diesem konstruktiven Beitrag zur Sepulkralarchitektur eine seltene „Würde“, die zwischen Bedeutungslast und geometrischer Abstraktion feinstofflich (im geistigen wie im materiellen Sinn) balanciert. Die schwere Eichentür in den Aufbahrungsraum ankert direkt im Mauerwerk, einfache Beschläge und schmale Tageslichtschlitze, der Geruch des Lehms, seine Farbigkeit definieren den reduzierten Rahmen eines Bestattungsrituals, das auf schmückendes Beiwerk verzichtet. Der natürliche Baustoff trägt sich selbst - und spricht Bände. (Text: Gabriele Kaiser, 19.09.2002)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

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